Wolfratshausen:Mahler in der Warteschleife

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Der Wolfratshauser Stadtrat vertagt eine Entscheidung über die Erweiterungspläne des Möbel-Riesen und verlangt erst einmal genauere Informationen - vor allem, weil er Konkurrenz für den Einzelhandel fürchtet.

Von Matthias Köpf

Möbel Mahler möchte seine Verkaufsfläche nahezu verdoppeln. Darauf sollen weitere Möbel und Küchen angeboten werden, so das Unternehmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser Stadträte zögern ihre Zustimmung zur Erweiterung von Möbel Mahler hinaus. Am Dienstag folgten sie einstimmig und ohne Diskussion einem Antrag von Peter Ley (BVW), das Thema zu vertagen. Zu dem Vorhaben fehlten noch viele Informationen, begründete Ley seinen Vorstoß, der mit den anderen Fraktionen und auch mit dem Unternehmer Gerhard Mahler abgesprochen war. Tags darauf zeigte sich Ley aber überzeugt, dass der Stadtrat Mahlers Projekt bald billigen wird. Mahler will seine Verkaufsfläche von derzeit 30 000 auf 55 000 Quadratmeter nahezu verdoppeln, wozu ein Raumordnungsverfahren nötig ist. Zuvor sollte die Stadt Wolfratshausen ihr Einverständnis signalisieren, was der Bauausschuss des Stadtrats in der vergangenen Woche auch bereits getan hat. Zugleich hat der Ausschuss aber verlangt, dass auf den zusätzlichen Flächen nur Möbel verkauft werden dürfen und nicht Dinge, die auch bei den Einzelhändlern in der Innenstadt zu haben sind.

Dem Stadtrat reichte diese Einschränkung am Dienstag nicht, ebenso wenig wie die Informationen, die er bisher zu dem Projekt erhalten hat. Die beschränkten sich auf die Quadratmeterzahlen und auf die geplante Lage der An- und Ausbauten hinter den jetzigen Mahler-Gebäuden. Dass er auf der Erweiterungsfläche ohnehin keine innenstadtrelevanten Randsortimente und nur Möbel und Küchen anbieten wolle, weil er andere Verkaufsobjekte schon im Raumordnungsverfahren schwerlich genehmigt bekomme, hatte Mahler nur auf Medienanfragen hin erklärt. Auch vom Plan, das Abhollager ins Geltinger Gewerbegebiet zu verlegen, erfuhren die Räte erst aus den Zeitungen.

All das hatte Ley dazu bewegt, bei seinen Ratskollegen für eine Vertagung zu werben. Als Vorsitzender des Werbekreises sehe er sich da vor allem den 80 Mitgliedern und auch den übrigen Händlern in der Altstadt verpflichtet, sagte Ley am Mittwoch. Dies sei nicht gegen Möbel Mahler gerichtet, zumal sich das Unternehmern selbst im Werbekreis engagiere und der örtlicher Hausleiter Martin Ziegler sogar als Schriftführer fungiere. "Der Herr Mahler soll halt mit uns ein bisschen reden", wünscht sich Ley, wobei es nicht unbedingt ein Auftritt im Stadtrat sein müsse, sondern auch mit einer Unterredung bei Bürgermeister Helmut Forster (BVW) getan sein könne. Wirklich querlegen wie Richard Kugler (CSU) sowie Josef Praller und Klaus Heilinglechner (beide BVW) will Ley sich nicht, und er erwartet es auch nicht vom Stadtrat als ganzem: "Ein Zusage wird es geben, das ist ganz klar. Möbel Mahler braucht das, da gibt's kein Drumrum".

Gerhard Mahler selbst ist derzeit vor allem mit seinem 76 000 Quadratmeter großen Möbelhaus beschäftigt, das er im Sommer in Neu-Ulm als vierte Niederlassung nach dem Stammsitz Bopfingen und den Filialen in Wolfratshausen und im sächsischen Siebenlehn eröffnen will. Die Wolfratshauser Erweiterung steht ganz am Anfang einer lange Reihe von Verfahren und amtlichen Erörterungen, so dass Mahler nach eigenen Worten mit einem Baubeginn frühestens Ende 2014 rechnet.

Die Stadt und ihre Räte werden sich nach dem Raumordnungsverfahren bei der Änderung zweier Bebauungspläne und beim Bauantrag selbst noch mehrmals mit dem Projekt befassen müssen. Der erste Antrag kam aus Sicht von Fritz Schnaller (SPD) trotzdem "ein bisschen überfallartig". Er hätte nach eigenen Worten nicht nur mit Mahler, sondern auch mit den Ratskollegen gern ausführlicher diskutiert. Schließlich gehe es dabei auch um die Frage, "ob die Geschäfte in der Altstadt mittelfristig noch eine Chance haben oder nicht".

Vergrößern will Schnaller diese Chancen unter anderem mit dem Wunsch an Mahler, in seinen Werbeprospekten regelmäßig auch die Trommel für die Wolfratshauser Altstadt zu rühren. Ley dringt außerdem darauf, dass Mahler den Verzicht auf Vergrößerung des Nebensortiment verbindlich und "am liebsten schriftlich" erklärt. Zugleich müsse die Stadt endlich etwas für ihr Zentrum tun und die Pläne für eine Parkleitsystem und für ein Parkdeck am Hatzplatz vorantreiben.

© SZ vom 18.4.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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