Wolfratshausen:Lauwarme Witze

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Winfried Frey. (Foto: Hartmut Pöstges)

Winfried Frey enttäuscht beim "Kabarettistischen Frühschoppen" in der nur halb besetzten Loisachhalle

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Braucht eine Bierleiche die letzte Ölung? Ist im Löwenbräu ein Löwe drin? Stimmt es, dass das König-Ludwig-Dunkle in der Nacht gebraut wird und dass es - Achtung: Hintersinn! - warm am besten schmeckt? Vielleicht muss man bei einem kabarettistischen Frühschoppen im Auftrag der Brauerei das Thema Bier ja irgendwie ansprechen, und den einen oder anderen Lacher findet einer immer, sofern er denn mit seinen Späßeleien nur derb genug daherkommt und sein Programm ein wenig zotig verpackt. Der arme, warme Kini, nun ja. Kann man machen, ist aber nicht der Brüller. Aber so ging es dahin in Winfried Freys erstem "Solo-Kabarett-Wortprogramm", das er am Sonntagmorgen auf die Loisachhallenbühne brachte. Eine Aneinanderreihung von drollig gemeinten Wortverdrehungen ("Bin ich ein Barbar, weil ich mein Bier beim Barbier bar bezahl?"), Anspielungen auf die Wechseljahre der Frau ("Zweite Pubertät"), auf Prostituierte ("Vaginalfachverkäuferinnen"), Klischees über alternative Ernährung ("Veganer Baatz"), das alles arg aufdringlich weißblau-bayerisch angerichtet und garniert mit Witzen aus der Konservendose, darf das alles schon den Anspruch erheben, Kabarett zu sein?

Dabei hätte Frey als Darsteller doch durchaus Qualitäten, er steht als einstiger Volksschauspieler selbstsicher auf der Bühne, er hat eine tragende Stimme und verfügt über eine routinierte Gestik. In seiner Rolle als CSU-Vorsitzender Erwin Huber hat er es sogar schon zu Nockherberg-Ehren gebracht und ist in einer beachtlichen Zahl von TV-Rollen zu sehen. Entsprechend stolz ist er auf seine Vielseitigkeit. Die freilich scheint aber auch sein Problem zu sein. Denn Kabarett erschöpft sich leider nicht im freien Dahinfabulieren, sondern verlangt nach Themen und nach einem Konzept. Und es sollte, wenn es geht, schon auch ein bisschen komisch sein.

Letzteres zumindest hat Stefan Kröll gut hinbekommen, der zweite Protagonist dieses Frühschoppens in der nur gut zur Hälfte besetzten und spärlich dekorierten Halle. Er präsentiert sich wesentlich zurückgenommener, feiner, weniger breitbeinig und sehr sympathisch. Und er bleibt oberhalb der Gürtellinie. Nicht dass er die Frauen geschont hätte, der Kampf der Geschlechter gehört ja längst zum kabarettistischen Standardrepertoire, aber seine Späße über die Damen der Schöpfung waren denn doch feiner gesponnen und liebenswürdiger. So sei es mit ihnen wie mit Motorsägen: "Man braucht eigentlich zwei, weil eine spinnt immer." Und Prinz Charles sei nur deshalb mit seiner Camilla verheiratet, "damit er auf den Familienfotos nicht immer der Greisligste ist". Fast zu Herzen ging seine Hymne an die Leidensfähigkeit eines Sechziger-Anhängers, der Kröll erkennbar auch selber ist. Für drei Punkte im Abstiegskampf würde der Löwen-Fan "seine Großmutter sogar barfuß nach Altötting tragen". Nicht nur für sein sportlich ausgerichtetes Finale wurde Kröll mit herzlichem und langem Beifall verabschiedet.

Nicht unerwähnt bleiben darf bei diesem "Kabarettistischen Frühschoppen" der Stadt Hans Ketelhut, der als unverwüstlicher Alleinunterhalter auch halb leere Hallen mühelos mit seiner Präsenz zu füllen weiß. Falls verlangt, würde er mit seiner Quetsche, die er virtuos spielt, und seinem Harmonium samt eingebauter Rhythmusmaschine jederzeit ein sinfonisches Konzert aufführen, routiniert lächelnd und immer sonnengebräunt. Ein Phänomen.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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