Ausstellung:Rausch und Reduktion

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Christina Etschel (Malerei) und Franz Ramgraber (Fotografie) huldigen der Schönheit der Natur. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Wolfratshauser Kunstturm huldigen zwei Kreative auf sehr unterschiedliche Weise der Schönheit der Natur. Unter dem Titel "Belleza de la naturaleza" treffen opulente Gemälde auf poetische Cyanotypien.

Von Anja Brandstäter, Wolfratshausen

Zwei Techniken, ein Thema: Die Malerin Christina Etschel aus Eurasburg und der Fotograf Franz Ramgraber zeigen von Donnerstag, 11. April, an ihre Werke im Wolfratshauser Kunstturm. Beide widmen ihre Werke der Schönheit der Natur, daher auch der Titel "Belleza de la naturaleza". Christina Etschel aus Eurasburg schafft durch mehrere Farbschichten Strukturen in ihren großformatigen Bildern, die sie farblich changieren lassen. Franz Ramgraber lässt sich hingegen von der englischen Biologin Anna Atkins inspirieren, die 1843 das erste fotografisch illustrierte Buch mit Cyanotypien ausstattete. Dies ist ein altes fotografisches Edeldruckverfahren mit Farbtönen in Blau, dessen Kunst in der Reduktion liegt.

Beim Pressetermin sind die Arbeiten noch nicht gehängt. Für ein Foto werden sie dekorativ auf dem Boden verteilt. Etschel und Ramgraber kannten sich bislang nicht, man darf gespannt sein, wie sie gemeinsam den Raum auf drei Etagen bespielen werden. Die Malerin aus Eurasburg sei auf sie zugekommen, sagt Hans-Werner Kuhlmann, ehemaliger Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen. "Die Ausstellungsfläche zieht die Künstler an." Anders verhält es sich bei Ramgraber. Hamit Cordan, künstlerischer Leiter des Kunstturms, hat eine seiner Arbeiten bei einem Freund entdeckt: "Das hat mich so in den Bann gezogen, diesen Künstler wollte ich nach Wolfratshausen holen", erklärt er.

"Meeresbäume", ein Gemälde von Christina Etschel. (Foto: Hartmut Pöstges)
"As I walked out tonight", eine Arbeit von Franz Ramgraber. (Foto: Hartmut Pöstges)

Christina Etschel verbringt ihre Zeit zur Hälfte in Bayern und auf Mallorca. Ihr Hauptthema ist der Planet Erde mit all seiner Schönheit und Vergänglichkeit. Den spanischen Ausstellungstitel "Belleza de la naturaleza" hat sie sich ausgedacht. Eines ihrer großformatigen abstrakten Bilder heißt "Unser Planet von oben". Höhen und Tiefen zeichnen sich ab. Flusslandschaften durchziehen die Fläche, die durch das Auftragen mehrerer Schichten, eine lebendige Optik entwickelt. Der Betrachter hat einiges zu tun, wenn er das Werk durchdringen möchte. Die Künstlerin verwendet eine Vielzahl selbst entwickelter Techniken, Schlagmetall, Acryl und Ölpigmente.

Bei ihren "Baumstudien" arbeitet sie mit einer Klebemasse, die sie später vorsichtig abzieht. "Das kann ich nur bei warmen Temperaturen machen", sagt Etschel. Auf diese Weise erreicht die Künstlerin einen Effekt, der ähnlich einer Batik aussieht. Etwa 15 Werke bringt sie mit nach Wolfratshausen, alle in kraftvollen Farben und alle mit einer Botschaft: Die Natur bedarf unseres Schutzes.

Jede Aufnahme in Unikat

Auch die Werke von Franz Ramgraber beschäftigen sich mit der Natur. Allerdings beobachtet er vorzugsweise die Vegetation am Flussufer der Salzach bei Burghausen, wo er wohnt. "Botaniker haben herausgefunden, dass dreißig Prozent der Arten an mitteleuropäischen Flussufern Neophyten sind, also pflanzliche Einwanderer. Für sie sind Flusstäler bevorzugte Wanderrouten. Der Einfluss unserer Lebensweise tut das Seinige dazu, dass sie sich an neuen Orten ansiedeln", sagt der Fotograf. Seine Langzeitstudie trägt den Arbeitstitel: "Wo kommst du (wirklich) her?" Auch Müll, der in der Salzach landete, hat er aufgehoben und fotografiert.

Ramgraber arbeitet mit einer Technik, wie sie zur Anfangszeit der Fotografie genutzt wurde. Durch die Belichtung entsteht auf einem speziellen Fotopapier der Farbstoff Preußisch Blau. Alle Fotos sind Unikate, sie können nicht vervielfältigt werden. Bei der Vorgehensweise hilft ihm sein früherer Beruf als Chemiker. "Meine Chemikalien sind so giftig wie Kochsalz", sagt er. Etwa 25 Werke zeigt er in Wolfratshausen. Darunter einen zarten Kiefernast, der sich aus einem strahlend satten Blau erhebt: Poesie in Preußisch Blau.

Vernissage am Donnerstag, 11. April, 19 Uhr, musikalische Begleitung: Lisa Fitzek; die Ausstellung läuft bis 11. Mai und ist geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr; am Donnerstag, 18. April, gibt es einen "Treff im Turm" mit den Künstlern; Ramgraber ist zudem am 19. und 20. April anwesend, Etschel am 25., 26. und 27. April

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