Wolfratshausen:Kreisverkehr am Wasen unrealistisch

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Weder Polizei, Straßenplaner noch Fachbehörde befürworten die Idee der Wolfratshauser Unternehmervereinigung.

Ingrid Hügenell

Ein interessanter Vorschlag, aber mit wenig Aussicht auf Verwirklichung - so kann man die Reaktionen auf eine Idee der Wolfratshauser CSU-Stadträte zusammenfassen. Sie haben vorgeschlagen, an der Kreuzung Königsdorfer Straße/Am Wasen einen Kreisverkehr zu bauen.

Einen entsprechenden Antrag, im Stadtrat über die Idee zu debattieren, hat Bürgermeister Helmut Forster bisher nicht vorliegen. Zunächst solle nun probiert werden, ob die Kreuzung ohne Ampel besser funktioniere. Er erinnert sich, dass über einen Kreisverkehr an dieser Kreuzung schon einmal gesprochen worden sei, doch es habe sich herausgestellt, dass nicht genug Platz sei. Ganz andere Probleme sieht Christine Volkmer, zuständige Abteilungssleiterin im Weilheimer Straßenbauamt.

Sie erkennt zum einen keinen Handlungsbedarf. Denn die Kreuzung sei leistungsfähig und funktioniere. "Ein Kreisverkehr kostet 350000 Euro Minimum. Ich seh's sehr kritisch." Abgesehen davon, dass die Straßenbaubehörde kein Geld für eigentlich unnötige Bauvorhaben ausgeben darf, würde ein Kreisverkehr auch schwächere Verkehrsteilnehmer gefährden, sagt Volkmer. "Für Kinder, Radler und ältere Leute wäre das ein erheblicher Nachteil." Und da ganz in der Nähe die Hammerschmiedschule liegt, wäre die sichere Querung ein Problem - und wahrscheinlich ein Ausschlusskriterium.

"Das ist ein interessanter Vorschlag", sagt Georg Fischhaber, Verkehrssachbearbeiter im Landratsamt. Doch auch er sieht die Sicherheit als Problem: "Man darf die Kleinen nicht vergessen. Was für den Kraftfahrer optimal wäre, bringt für die Kleinen Probleme mit sich." Deshalb gelte bei Verkehrsprojekten der Grundsatz: "Sicherheit geht vor Leichtigkeit".

Es sei nicht falsch, dass man sich Gedanken mache, sagt Fischhaber weiter. "Aber die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt bleiben." Schließlich gebe es etwa in Bad Tölz mit der Bundesstraße 472 an der Flinthöhe eine erheblich problematischere Schwachstelle mit Dauerstau.

Dass die Kreuzung Probleme mache, kann Martin Huber nicht sagen. Weder gebe es viel Stau noch zahlreiche Unfälle. Der Polizeibeamte, der in Wolfratshausen für Verkehrsfragen zuständig ist, hält einen Kreisverkehr für "ideal, wenn man gut plant." Der Schulweg, die Bushaltestellen, der Radweg, der dort einmünde - das alles seien aber Probleme, die seiner Ansicht nach nicht ganz einfach zu lösen wären.

Eine deutliche Absage erteilte Christine Volkmer einem Kreisverkehr an der Kreuzung Königsdorfer Straße/Pfaffenriederstraße. Drei Probleme sieht die Straßenplanerin dort. Zum einen das Industriegleis: "Solange das in Betrieb ist, geht gar nichts." Denn bei geschlossener Schranke würde der Kreisverkehr schnell zugestaut, "und es gibt nichts Schlimmeres als einen zugestauten Kreisverkehr." Wegen der Größe der Straßen müsste ein Kreisverkehr zweispurig mit zweispurigen Zufahrten gebaut werden. Das bringe mit sich, dass für Radler und Fußgänger Unterführungen nötig würden. Zum Dritten wären die Abstände zu folgenden Kreuzungen zu gering - so drohe erneut Staugefahr. (Kommentar)

© SZ vom 01.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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