Wolfratshausen:Kekse backen für den Deutschunterricht

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Der Freistaat Bayern hat Integrations-Buntstifte im Programm. In Wolfratshausen sollen von der Schülerspende Stifte und Blöcke angeschafft werden. (Foto: Stephan Jansen/dpa)

Fünft- bis Siebtklässler der Waldramer Mittelschule unterstützen Flüchtlingshelfer mit 270 Euro. Von dem Geld sollen Stifte und Blöcke angeschafft werden

Von Johanna Klein, Wolfratshausen

- Leise sein soll man im La Vida Jugendhaus, denn im oberen Stockwerk findet gerade Deutschunterricht für Flüchtlinge statt. Das Verb "wohnen" steht an der Tafel, etwa 20 junge Männer und Frauen konjugieren es. Sie sitzen an runden Tischen, reihum soll jeder eine Antwort nennen, damit alle einmal an der Reihe waren. Der Unterricht sei gut besucht, im Regelfall bestehe eine Gruppe aus über 20 Asylbewerbern, sagt Gisela Weber-Grunwald, eine der ehrenamtlichen Lehrerinnen der Wolfratshauser Asylhilfe,.

Um einen Beitrag zur Flüchtlingshilfe zu leisten und den Geflohenen das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern, übergeben Schüler der Mittelschule Wolfratshausen Waldram am Donnerstag den Deutschlehrern eine Geldspende. "Das Geld ist für Material. Stifte, Blöcke und so weiter sollen davon gekauft werden", erklärt der 14-jährige Lukas.

Die Religionslehrerin Hanna Wank hatte für den Advent eine Spendenaktion gestartet: Zwei Schulstunden lang backten alle Fünft- bis Siebtklässler in ihren Religionsklassen Buchstabenkekse, die sie für 25 Cent das Stück in vier Schulpausen verkauften. 270 Euro kamen so zusammen. Zuvor hatten sich die Buben und Mädchen einem Selbsttest unterzogen: Zwei kroatische Mitschüler sollten eine Zeit lang nur Kroatisch reden. "Das war ganz schön unangenehm, sich nicht verständigen zu können", sagt Lukas.

Die vier ehrenamtlichen Deutschlehrerinnen Weber-Grunwald, Elisabeth Süßmann, Rose Scharf und Tanja Roitzheim nehmen den Umschlag mit der groß und in grün geschriebenen Summe "270 Euro" mit Freuden entgegen. "Wir möchten helfen", sagt eine Schülerin, denn die Flüchtlinge seien nun hier und müssten die Sprache schnell lernen.

Asylsuchende ohne eine große Bleibeperspektive hätten kein Recht auf offizielle Deutschkurse, erklärt Rose Scharf. Deshalb finden immer dienstags und donnerstags um 8.15 und 10 Uhr die ehrenamtlich organisierten Deutschkurse statt, zu denen vorwiegend Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Nigeria und Irak ins La Vida kommen. Gestaffelt seien die Unterrichte eigentlich in vier unterschiedliche Niveaus: Sowohl Analphabeten als auch Asylbewerber, die bereits etwas Deutsch können, sollen die Chance haben, die neue Sprache zu erlernen. Doch weil es nicht genug Lehrkräfte gebe, müssen Gruppen zusammengelegt werden.

"Das Geld der Schüler können wir gut brauchen", sagt Weber-Grunwald. Der Andrang der Asylsuchenden sei sehr groß. Viele von ihnen seien dankbar für die Möglichkeit einen Kurs machen zu können. "Die Stühle reichen oft nicht aus, so viele kommen zu uns", sagt Elisabeth Süßmann.

In Kürze sollen weitere Flüchtlinge im alten Wolfratshauser Vermessungsamt untergebracht werden. Die Ehrenamtlichen suchen deshalb dringend weitere Personen, die es sich zutrauen Gruppenunterricht in einfacher deutscher Sprache zu erteilen. Sie betonen dabei, dass eine pädagogische oder fachliche Ausbildung dafür nicht nötig sei.

Interessierte werden gebeten, die Deutschlehrer unter Telefon 0176/93 77 20 77 oder per E-Mail an giselawg@gmx.de zu kontaktieren.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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