Wolfratshausen:Im Zweifel auf Distanz

Lesezeit: 2 min

Der Streit über die Pflanzenschutzmittel-Funde am Bergkramerhof spitzt sich zu

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Im Konflikt über Pflanzenschutzmittel-Funde n im Wolfratshauser Wasserschutzgebiet geht das Landratsamt in Tölz zunehmend auf Distanz zu Golfplatz-Betreiber Josef Hingerl. Dieser hat mehrmals beteuert, dass auf denjenigen Teilen des Golfplatzes Bergkramerhof, die im Schutzgebiet liegen, seit 2012 keinerlei Pflanzenschutzmittel mehr verwendet worden seien. Angesichts neuer Erkenntnisse aus Bodenproben vom vergangenen Sommer formuliert das Landratsamt die behördlichen Zweifel an dieser Darstellung aber immer deutlicher. Hingerls Aussage sei so nicht nachvollziehbar und "fachlich nicht schlüssig", sagt Abteilungsleiterin Christine Bonnet. Hingerl bleibt bei seiner Darstellung.

Die Analysen, auf die das Landratsamt seine Zweifel gründet, seien ihm überhaupt nicht bekannt, sagt Hingerl und zeigt sich sehr verärgert darüber, dass ihm offenbar Unterlagen vorenthalten würden, die anderen Beteiligten seit längerem vorliegen. Konkret handelt es sich dabei um die Analyse von Bodenproben, die ein Labor im norddeutschen Hameln für die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft angefertigt hat. Demnach sind in Bodenproben vom Golfplatz nicht nur Substanzen gefunden worden, für die Hingerl einst vom Landratsamt Ausnahmegenehmigungen für den Einsatz im Wasserschutzgebiet erhalten hatte. Zwar hätten sich im Boden auch solche Substanzen gefunden, aber daneben eben auch Spuren von Präparaten, die niemals auch nur ausnahmsweise oder vorübergehend genehmigt worden seien und die im Schutzgebiet nicht hätten eingesetzt werden dürfen. Für gewöhnlich würden solche Stoffe im Rübenanbau eingesetzt, und den hätte es am Bergkramerhof auch vor dem Golfplatz wohl nicht gegeben, heißt es aus dem Landratsamt. Die Landesanstalt für Landwirtschaft halte es für praktisch ausgeschlossen, dass die Mittel von außerhalb in den Boden des Golfplatzes eingeschwemmt worden sein könnten. Was aber die Greenkeeper eines Golfplatzes mit einem Präparat für den Rübenanbau anfangen sollen, kann man sich im Landratsamt auch nicht recht erklären. Mit solchen Fragen befasse sich momentan das Wasserwirtschaftsamt Weilheim, heißt es dazu aus Tölz. Gegenstand der behördlichen Beratungen seien außerdem mögliche Sanktion wie Bußgelder.

Hingerl sah sich am Freitag außer Stande, ohne genaue Kenntnis der Substanzen und Vorwürfe dazu Stellung zu nehmen. Bei ihm wächst die Wut darüber, dass sein Platz seit zwei Jahren in Zusammenhang mit Problemen im Wasserschutzgebiet genannt wird. 2013 waren Funde von Keimen und Pflanzenschutzmitteln öffentlich geworden - zunächst in untergründigen Rohren, deren Verlauf und damit auch die Herkunft der Substanzen unklar war. Dass auch im Boden Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden, hat die Aufmerksamkeit weg von Grundeigentümer Helmut Danhuber und mehr auf Hingerl gelenkt. Weil man sich im Rathaus 2014 an eine Vereinbarung mit Danhuber von 1993 erinnert hat, wonach dort gar keine Pflanzenschutzmittel gespritzt werden dürfen, versucht Hingerl seither, die Anlage zum ersten Bio-Golfplatz Deutschlands zu machen. In dieser Hinsicht zeigt er sich sehr zuversichtlich. Durch Rabatte und Überzeugungsarbeit habe er trotz Dauer-Debatte die meisten Mitglieder halten können.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: