Wolfratshausen:Im Dunkel des Betreibervertrags

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Die Stadt und das Hofbräuhaus Traunstein treffen sich an der Loisachhalle vor dem Landgericht - wegen einer Lampe.

Matthias Köpf

Nach einer Viertelstunde kann Richter Harald Hernicht das Grinsen nicht mehr unterdrücken. "Von beiden Seiten wird unstreitig gestellt, dass auch eine Lampe vorhanden ist", hat er gerade in sein Diktiergerät gesprochen, das auch am Landgericht München II inzwischen oft den Protokollführer ersetzt. Diese zur wachsenden Verwunderung des Richters sogar schon unstreitig vorhandene Lampe könnte, sollte, ja müsste den dunklen Durchgang zwischen der Wolfratshauser Loisachhalle und der benachbarten Turnhalle beleuchten, findet die Stadt.

Weil sich der Wirt der nahen Flößerei aber weigert, die Lampe auf eigene Kosten anzuschalten, hat die Stadt nun das Hofbräuhaus Traunstein verklagt, mit dem sie 2007 einen Betreibervertrag für die Halle und die Flößerei geschlossen hat. Damit sei die Verkehrssicherungspflicht an das Hofbräuhaus übergegangen, das also für eine Beleuchtung des öffentlichen Durchgangs zu sorgen habe, heißt es zur Begründung.

Das Amtsgericht hat die Sache zum Erstaunen von Hernicht gleich an die nächste Instanz verwiesen, weshalb jetzt eben er von einer "vagen Hoffnung auf eine vernünftige Einigung" sprechen muss. Nach einer weiteren halben Stunde hat er diese Einigung nach eigener Ansicht erreicht: Das Hofbräuhaus baut einen Stromzähler und eventuell einen Bewegungsmelder ein und teilt sich mit der Stadt die Kosten dafür und für den abgezählten Strom.

Die von Bürgermeister Helmut Forster entsandte Rathaus-Abteilungsleiterin Susanne Leonhard stimmt dem "schweren Herzens" zu, Hofbräu-Chef Dietrich Sailer nickt schweren Kopfes. Eigentlich hatte sein Anwalt Marcus Rupprecht nach eigenen Worten "Kante zeigen" wollen. Schließlich sei der verhandelte Streitpunkt "nur die Spitze des Eisbergs" respektive "der Anfang einer Lawine", wie Sailer selbst formuliert.

Denn Sailer rechnet fest mit einer weiteren Klage der Stadt, die sich mit ihm und seinen Pächtern Josef Bachmaier und Philipp Paradiso nicht über die Betriebskosten einig wird. Darüber, wer wem was in Rechnung stellen kann, gehen die Darstellungen auf Nachfrage beim Bürgermeister weit auseinander. Sailer und Forster sind auch in anderen Fragen uneins: So hat Sailer Forster nach eigenen Worten zwar vielleicht irgendwann dieses Jahr, insgesamt aber "schon ewig nicht mehr" persönlich gesprochen, während sich Forster an eine jüngste Unterredung im Juli erinnert.

Daran, dass ein Streit um einige hundert Euro Stromkosten mit dem Beistand teurer Anwälte vor dem Landgericht beigelegt werden muss, wollen beide Seiten nicht schuld sein. Die Stadt habe keinen Stil und gleich im ersten Schreiben zum Thema Beleuchtung eine Frist gesetzt und mit dem Anwalt gedroht, sagt Sailer - und Anwälte kennen die Traunsteiner schließlich selber genug. Wenn man sich über die Auslegung eines Vertrags einfach nicht einigen könne, müsse eben irgendwann ein Dritter entschieden, sagt dagegen Forster.

Dass es zu solchen Meinungsverschiedenheiten komme, sei aber normal und liege jedenfalls nicht am Betreibervertrag, was Sailer ausnahmsweise genauso sieht. Seine Pächter Bachmaier und Paradiso, die mit dem Wirtshaus und der Halle nach eigenen Angaben jeden Monat Verluste in vierstelliger Höhe machen, suchen unterdessen weiter nach einem Unterpächter, laut Sailer bisher allerdings ohne jeden Erfolg. Was die Betriebskosten betrifft, sieht Forster inzwischen die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung.

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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