Wolfratshausen:"Ich habe nicht mit so viel gerechnet"

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Ines Lobenstein findet: "Wir sollten aufhören, wenn das Gute kommt, noch mal nachzutreten." (Foto: Hartmut Pöstges)

Obdachlosenhilfe-Leiterin Ines Lobenstein ist sehr zufrieden mit den neuen Mietzuschüssen im Landkreis

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

"Ich bin riesenfroh, dass diese Erhöhung gekommen ist", sagt Ines Lobenstein zur neuen Obergrenze für Mietzuschüsse im Nordlandkreis. Sie spreche "seit mindestens fünf Jahren darüber, auch im Stadtrat". Die bisherigen Sätze seien einfach zu niedrig für die Mieten in der Stadt gewesen, sagt die Leiterin der Caritas-Wohnungslosenhilfe in Wolfratshausen. "Die Leute verlieren ihren Job, können ihre Wohnung nicht mehr bezahlen und müssen Schulden aufnehmen", weiß sie aus Erfahrung.

Bei Rentnern mit Grundsicherung werde die Regelung einer "angemessenen Miete" nicht immer so streng ausgelegt. Aber Hartz-IV-Empfänger müssten nach einem halben Jahr in eine Wohnung umziehen, die als bezahlbar gelte. "Früher war das ein Druckmittel, damit sich die Leute eine günstigere Wohnung suchen", sagt Lobenstein. "Aber heute findet man einfach keine." Besonders frustrierend sei es, wenn jemand nach langer Suche endlich eine Bleibe habe, die nur wenig teurer sei als der Höchstsatz. "Schon 50, 60 Euro reichen." Denn auch wenn der Betroffene bereit sei, die Differenz zu zahlen: Liege der Mietpreis über der Obergrenze, übernehme das Jobcenter die gesamte Kaution nicht, eine Anmietung komme nicht zustande. Sie habe diesbezüglich viele Gespräche geführt, sagt Lobenstein. "Da gibt es keinen Spielraum." Sie ist überzeugt davon, dass die Situation mit den höheren Mietzuschüssen nun besser werde. "Ich denke, das ist ein guter Satz", sagt sie zu den neuen Summen. "Ich habe nicht mit so viel gerechnet."

Die Entscheidung komme zwar spät, aber die Mitarbeiter des Sozialamts hätten in den vergangenen Jahren auch "Übermäßiges geleistet", sagt sie. "Vielleicht wäre es ein bisschen eher gekommen, wenn die Arbeit mit den Flüchtlingen nicht so viele Ressourcen gebunden hätte", sagt Lobenstein, die auch den Asyl-Helferkreis leitet. Von der Aufforderung des Grünen-Stadtrats Hans Schmid, die Betroffenen sollen die Differenz für vergangene Jahre zurückzufordern, ist sie nicht überzeugt. "Im Einzelfall, wenn wirklich Schulden aufgebaut wurden, sollte man mit dem Jobcenter reden", sagt sie. Der Rechtsweg aber sei lang, koste Nerven. "Ich denke, wir sollten zusammenarbeiten und aufhören, wenn das Gute kommt, noch mal nachzutreten."

Was die höheren Zuschüsse tatsächlich bringen, müsse sich zeigen. Schließlich gebe es immer noch zu wenige bezahlbare Wohnungen. Die neuen Sätze hätten auch nur für Bezieher von Hartz IV und Grundsicherung Vorteile. Aber die Mieten in Wolfratshausen seien auch für Normalverdiener viel zu hoch. "Ein Verkäufer, eine Krankenschwester oder eine Friseurin können sich hier keine Wohnung leisten."

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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