Wolfratshausen:Himmelfahrt mit Hebebühne

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Hans Reiser lässt das Marienbild an seinem Haus im Untermarkt restaurieren

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Hans Reiser und Paul Pichlmair lassen ihr gemeinsames Werk nicht aus den Augen, als es am Dienstagmorgen von zwei Mitarbeitern des Bauhofs auf einer Hebebühne langsam in Richtung Giebel des hellgrünen Eckhauses am Untermarkt gefahren wird. Das ovale Bild zeigt eine gütig dreinblickende Maria. Das Jesuskind, das sie sanft in den Händen hält, berührt mit seinem Händchen ihr Kinn. "Mater Dei" steht in Großbuchstaben darunter - Mutter Gottes.

Es ist das Motiv des Gnadenbilds Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren, das im Innsbrucker Dom hängt und schon früh sehr oft kopiert wurde: in Wien, Salzburg, Passau und sogar im englischen Chester. Auch zu Wolfratshausens Straßenbild gehört die gütig blickende Mutter, die ihr Kind so zärtlich hält, seit vielen Jahren: Das Bild zierte Reisers Haus am Untermarkt 12, solange er denken kann. Schon bevor sein Urgroßvater das Anwesen 1853 erworben hat, hing die Maria an der Wand zur Straße - "als Schutzpatronin", vermutet der 78-Jährige. Denn 1804 hatte ein Brand den ganzen Untermarkt erfasst. Auch das Haus mit der Nummer 12 sei damals bis auf die Grundmauern niedergebrannt, sagt Reiser. Unter dem Putz könne man heute stellenweise noch Ruß entdecken. Nach dem Wiederaufbau des Gebäudes, sagt Reiser, sei die Madonna wohl angebracht worden.

Wer sie ursprünglich gemalt hat, ist unbekannt. Fest steht nur, dass das Bild 1966 vom Wolfratshauser Kunstmaler Held restauriert wurde. Der Witterung ausgeliefert, war es zuletzt jedoch "sehr marode", wie Reiser sagt. Im August nahm er es ab und beschloss, es zu restaurieren. Er selbst nahm sich den alten Holzrahmen vor. "Das Abschleifen war das Schlimmste", erinnert er sich. Mit Spachtelmasse stabilisierte er das brüchige Holz, dann strich den Rahmen an. Für das Gemälde konnte er seinen Schulfreund Paul Pichlmair gewinnen, von dem er schon sechs Bilder hat, wie er sagt. Der 77-Jährige malte die Mariendarstellung auf der Grundlage von Fotos auf das Blech, gab ihr aber kräftigere Farben und feinere Linien. Auf Hände und Haut, sagt er, habe er besonders geachtet. Zur Freude seines Auftraggebers: Das Bild sei "viel schöner als zuvor", findet Reiser.

Als es dann wieder hängt, ist der Hausbesitzer zufrieden. Ein bisschen habe er sich die Mühe auch für seine Großmutter gemacht, die sehr fromm war, sagt er. Nach der Restauration samt Schutzmaßnahmen kann die Maria nun lange am Haus hängen blieben, ist Reiser überzeugt. "Das Bild hält 100 Jahre."

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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