Wolfratshausen:Heilinglechner entschuldigt sich

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"Ich hoffe, Sie können das so akzeptieren", sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Bürgermeister bedauert seinen Umgang mit der Wahrheit beim Thema Bürgerladen und spricht von "mehr als unglücklichen Formulierungen". Alle Stadtratsfraktionen akzeptieren seine Abbitte

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hat sich bei den Wolfratshauser Stadträten in aller Form für seinen Umgang mit der Wahrheit beim Thema Bürgerladen und für seine teils harsche Reaktion auf die nachfolgende Kritik entschuldigt. Er bedauere es, durch "mehr als unglückliche Formulierungen" so viel Zwist in das Gremium getragen zu haben, sagte der Bürgermeister in der Ratssitzung vom Dienstagabend. Die Sprecher der vier Fraktionen nahmen die Entschuldigung an, für die sie Heilinglechner ausdrücklich dankten. Inhaltlich gingen weder der Bürgermeister selbst noch die Stadträte auf seine umstrittenen Äußerungen ein.

Heilinglechner hatte vor einem Monat bei einer Veranstaltung der Unternehmervereinigung UWW beiläufig davon gesprochen, dass er den Stadtrat wissentlich im Unklaren über eine längst absehbare, erhebliche Kostensteigerung gelassen habe, um den geplanten Umbau des stadteigenen Hauses im Untermarkt für den Bürgerladen nicht zu gefährden. Auf Kritik daran aus den Reihen der Räte hatte er in einem SZ-Interview nachgelegt, dass er in Zukunft eben gar nicht mehr die Wahrheit sagen werde. In einer Erklärung auf der Internetseite seiner Bürgervereinigung hat Heilinglechner inzwischen den Vorwurf der Täuschung zurückgewiesen. Er habe den Räten keine falschen, sondern die einzig belastbaren Zahlen genannt. Die Mehrkosten seien zwar erahnbar, aber nicht bezifferbar gewesen. Statt der genehmigten 460 000 Euro hatte Heilinglechner den Bauausschuss zu dessen Überraschung am Ende mit einer Kostenschätzung von mehr als 820 000 Euro konfrontiert.

In der Ratssitzung vom Dienstag, in der Heilinglechner sich auf Antrag von CSU, SPD und Grünen für seine Aussagen verantworten musste, verzichteten alle Beteiligten auf solche inhaltlichen Erläuterungen und auf den Austausch von Argumenten. Heilinglechner sprach von seiner "persönlichen Ausdrucksweise" und entschuldigte sich auch "bei dem einen oder anderen", den er damit im Verlauf seines ersten Jahres als Bürgermeister verletzt haben könnte. Er wolle für die Zukunft "auch an meinen eigenen Fähigkeiten arbeiten". Seine Äußerungen im SZ-Interview seien "genauso unglücklich" gewesen, er sei da "in einem unglücklichen Moment erwischt worden", sagte der Bürgermeister auf Nachfrage von Hans Schmidt (Grüne). "Ich hoffe, Sie können das so akzeptieren."

Dies taten schließlich die vier Fraktionssprecher nach einer Unterbrechung, die Fritz Meixner (SPD) zur fraktionsinternen Beratung beantragt hatte. Meixner nannte Heilinglechners Entschuldigung "richtig und wichtig". Damit sei wieder die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelegt, nachdem der Streit zuletzt einiges an Zeit, Kraft und Nerven gekostet und von der Sacharbeit abgelenkt habe. "Wir brauchen und bitten um eine offene Informationspolitik", zog Meixner als Lehre aus der Debatte. Für die Grünen äußerte sich Anette Heinloth ähnlich. Nun werde man Zeit und Energie wieder für Sachthemen aufbringen und ohne Groll weiter zusammenarbeiten können.

CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl, der in den vergangenen Wochen am deutlichsten von "politischen Konsequenzen" gesprochen hatte, bedankte sich beim Bürgermeister ebenfalls für den "für Sie nicht leichten, aber wichtigen Schritt" und sprach von einer künftigen offenen und ehrlichen Zusammenarbeit. Diese bot auch BVW-Sprecher Josef Praller an. Er und die gesamte BVW hatten zu der Angelegenheit bisher öffentlich geschwiegen.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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