Wolfratshausen:Heilinglechner auf Distanz

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Eine zusätzliche Brücke für Fußgänger und Radfahrer lehnt Bürgermeister Heilinglechner ab. Der Übergang soll für den Stadtbus geöffnet werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Mehrheit des Stadtrats will nicht nur die Wolfratshauser Stadtbus-Linie erneuern, sondern auch eine weitere Fuß- und Radwegbrücke über den Loisach-Isar-Kanal bauen. Der Bürgermeister hat dagegen Einwände.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) distanziert sich mit Nachdruck von dem Mehrheitsbeschluss des Stadtrats, mit dem Neuzuschnitt der Wolfratshauser Stadtbus-Linien auch eine zusätzliche Fuß- und Radwegbrücke über den Loisach-Isar-Kanal zu bauen. Der Stadtrat hatte den Bürgermeister vor einer Woche damit beauftragt, die Ausschreibung für den Stadtbus und die Planungen für die zugehörige Brücke voranzutreiben. Dieser Beschluss war mit einer Mehrheit von 17 Stimmen gefallen - gegen Heilinglechner selbst und seine BVW-Parteifreunde Josef Praller, Kathrin Gschwendtner, Walter Daffner und Helmut Forster sowie Gerlinde Berchtold (SPD). Die BVW-Räte Ulrike Krischke, Benedikt Brustmann und Peter Ley hatten für das Bus-Konzept samt Brücke gestimmt.

Doch es will nicht allen Bürgern umstandslos einleuchten, dass die bestehende Brücke zwischen der Grubigsteinstraße in Farchet und der Sudetenstraße in Waldram allein dem Stadtbus vorbehalten sein soll, der höchstens im 20-Minuten-Takt darüber fährt. Für Autos bliebe die Brücke weiterhin gesperrt, was den meisten Anwohnern ein großes Anliegen ist und künftig mit fernsteuerbaren Schranken gelöst werden soll. Nachts bliebe die Brücke vollkommen unbefahren.

Denn die Fußgänger und Radfahrer sollen laut dem vom Plenum akzeptierten Vorschlag der ratseigenen Stadtbus-Arbeitsgruppe den Kanal künftig auf einem separaten Holzsteg überqueren, den die Stadt der Brücke zur Seite stellen müsste. Die Kosten dafür schätzt Arbeitsgruppen-Mitglied Alfred Fraas (CSU) anhand eines Vergleichs von 28 ähnlichen Bauwerken auf alles in allem etwa 250 000 Euro. Dies sei sicher günstiger als die Brücke zu verbreitern - und diese sei eben etwas zu schmal, um sowohl von den Bussen als auch von täglich rund 600 Fußgängern und Radlern benutzt zu werden. Diese Erkenntnis will die Arbeitsgruppe bei einem Ortstermin unter anderem mit der Wolfratshauser Polizei und dem städtischen Bauamt gewonnen haben. Heilinglechner bezweifelt aber nach eigenen Worten, dass es ohne neuen Steg nicht geht. Über Alternativen sei nicht wirklich nachgedacht worden.

Wenigstens habe die Gruppe zu diesem Ortstermin die Stadtverwaltung überhaupt hinzugezogen, sagt Heilinglechner. Ansonsten aber seien Fraas und seine Mitstreiter Manfred Menke (SPD), Hans Schmidt (Grüne) und Peter Ley (BVW) als selbst erklärte Nebenfigur sehr darauf bedacht gewesen, ihre Pläne ohne Rücksprache mit dem Rathaus zu entwickeln. Die Stadtverwaltung hatte immer wieder ihre Distanz zu dem Projekt erkennen lassen, doch die Mitglieder des Bauausschusses und die Mehrheit im Stadtrat ließen sich davon überzeugen, dass ein neuer Bus-Rundkurs über die Brücke große Verbesserungen bei Takt, Fahrzeit und Streckenlänge bei relativ geringen Mehrkosten bringe. Mit den jetzigen Linien seien viel kleinere Verbesserungen viel teurer, weshalb sich die neue Brücke innerhalb weniger Jahre bezahlt gemacht haben werde.

Doch auch daran hat Heilinglechner seine Zweifel. Die Brücke könne auch teurer werden, und die ganze Kalkulation der Gruppe beruhe auf einem Plus bei den Fahrgastzahlen von 20 bis 40 Prozent, mit dem aber nicht zwingend zu rechnen sei. Außerdem hätten Landratsamt und MVV vor einem Umbau des funktionierenden Bussystems gewarnt, das im Vergleich zu allen anderen im MVV-Gebiete die beste Auslastung habe. Wie er nun mit dem Auftrag der Räte umgeht, muss sich zeigen. Vielleicht habe er nicht energisch genug gegen den Vorschlag gekämpft, sagt Heilinglechner. "Aber den Schuh, dass ich diese Brücke bauen will, ziehe ich mir nicht an."

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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