Wolfratshausen:Grüne wollen Coop-Wiese bebauen

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Bis zu 80 günstige Wohnungen können den Grünen zufolge auf der Coop-Wiese errichtet werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ortsverband fordert Sozialwohnungen auf dem Areal in Waldram

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Wolfratshauser Grünen wollen nach wie vor nicht ganz ausschließen, dass für die Unterbringung von Asylbewerbern auch Sporteinrichtungen genutzt werden. "Wir hoffen, dass wir keine Turnhallen belegen müssen", relativierte Stadtrat Hans Schmidt bei einer Versammlung des Ortsverbandes, der sich vorrangig mit dem Asyl-Thema befasste, die ablehnende Haltung des Stadtrats und der Vereine. "Ob die Turnhallenbelegung verhindert werden kann, ist unklar, wir haben keinen Einfluss darauf", unterstrich auch Stadträtin Annette Heinloth.

Unabhängig davon bleibt es aus Sicht des Ortsverbandes bei den Standorten, die nach dem jüngsten Stadtratsbeschluss zügig für Asylunterkünfte genutzt werden sollen: an der Auenstraße auf dem vormaligen Kindergartengelände, im Bereich des Gleisdreiecks, am Förgenweg in Nantwein, auf dem Grundstück des Alten Krankenhauses an der Sauerlacher Straße und am Klein-Anwesen an der Bahnhofstraße, das die Stadt zur Hälfte geerbt hat. Weitere Flüchtlinge werden im ehemaligen Vermessungsamt an der Heimgartenstraße unterkommen. Am sinnvollsten wären aus Sicht der Grünen generell Baukörper in Holzständerbauweise, weil diese sehr schnell errichtet und auch nach einer Nutzungsdauer von drei Jahren als günstige Unterkünfte oder Sozialwohnungen genutzt werden könnten. Denn hier herrsche akuter Mangel, auch für Einheimische.

"Weder die Staewo noch die Baugenossenschaft können derzeit Wohnungen anbieten", man müsse aufpassen, dass "in dieser krassen Situation" nicht alles nur den Asylbewerbern überlassen werde, sagte Schmidt. Die Arbeitsgruppe aus Stadtrat und Verwaltung müsse deshalb den sozialen Wohnungsbau forcieren. Für diese Zwecke wäre nach Schmidts Dafürhalten die Coop-Wiese in Waldram bestens geeignet - "die könnte sofort bebaut werden" -, seit vielen Jahren liegt hier ein Bebauungsplan vor, der zwei viergeschossige Wohnhäuser erlauben würde. Leider gebe es einige, "die das auf die lange Bank schieben wollen, aber da spielen wir nicht mit" - gemeint war damit vor allem CSU-Stadtrat Manfred Fleischer, der als Mitarbeiter eines Immobilienbüros, "das händeringend nach Grundstücken für wohlhabende Leute sucht, zwei verschiedene Hüte aufhat". Erschwinglicher Wohnraum sei insbesondere mit Blick darauf nötig, "dass es ein Viertel bis ein Drittel der jetzt Arbeitenden später mit Altersarmut zu tun haben wird". Heinloth kritisierte in diesem Kontext auch "eine Verzögerungstaktik bei der Flächennutzungsplanung". Schmidt kündigte für den Fall, dass es in zwei bis drei Monaten keine Entscheidung zur Coop-Wese gebe, eine Kampfabstimmung im Stadtrat an. Denn auf der Fläche könnten sofort bis zu 80 Wohnungen realisiert werden.

Im Bereich Radwege setzen die Grünen Hoffnungen auf das seit einigen Jahren diskutierte "Shared Space"-Konzept, das zum Ziel hat, weitgehend auf Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen und Lichtzeichenanlage zu verzichten und, unter Beibehaltung der Rechts-Links-Vorfahrtsregel, auf eine Verständigung der gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer zu setzen. Die bisherigen Erfahrungen damit seien positiv, die Unfallzahlen eindeutig rückläufig. "Die Leute gehen da viel achtsamer damit um", prognostizierte Grünen-Mitglied Rudi Seibt. Dass das Konzept einfach durchzusetzen ist, glaubt man bei den Grünen allerdings nicht. "Das muss erst einmal im Bewusstsein verankert sein", gab Heinloth zu bedenken.

Mit großer Skepsis bewertet der Ortsverband der Grünen die Pläne des Landkreises, das Kreiskrankenhaus durch ein Ärztehaus zu erweitern - ein Projekt, dem ein weiterer Teil des Krankenhausparks und vor allem ein riesiger, gesunder Nussbaum zum Opfer fallen würde. Zumindest müsse eine bessere Situierung des Gebäuderiegels in südlicher Richtung erwogen werden, so Schmidt, nur so könne der exponierte Baum erhalten werden. Schmidt wirft der Kreisverwaltung vor, hier eine autokratische Entscheidung getroffen und einen Erbpachtvertrag mit der Schütz-Gruppe unterschrieben zu haben, ohne die Stadt zu informieren. Die wiederum habe keine rechtliche Handhabe dagegen. Ohnehin meint Schmidt zu wissen, wohin es mit dem Kreiskrankenhaus geht: In Richtung Privatisierung, ähnlich der Tölzer Asklepios-Klinik.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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