Wolfratshausen:Großvater, erzähl doch mal

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Weihnachtliche Geschichten, ganz ohne Pathos, ganz unaufgeregt: Michael Riegers großes Talent liegt im freien Erzählen. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein adventlicher Abend mit Michael Rieger und schönster Hausmusik im Barocksaal

Von Sabine Näher

Benediktbeuern - Am Mittwochabend lud der Förderverein Juwel des Klosters Benediktbeuern zu einer Benefizveranstaltung in den Barocksaal des Klosters - einen adventlichen Abend mit Michael Rieger. Der Eintritt war frei, um Spenden zur Erhaltung des Klosters und der Förderung der Jugendarbeit wurde gebeten. Vor diesem Hintergrund war es bedauerlich, dass der wunderbare Saal nur etwa zur Hälfte gefüllt war. Ob dies mit der Auseinandersetzung zwischen der Klosterleitung und verschiedenen Konzertveranstaltern über die angekündigte, erhebliche Mieterhöhung für den Saal zusammenhing, bleibt Spekulation. Jedenfalls ging der seit August amtierende neue Direktor, Pater Reinhard Gesing, bei seiner Begrüßung auf die Zeitungsberichte der letzten Woche ein und erklärte, man werde sich bemühen, eine Lösung zu finden, um den Barocksaal als Konzertort zu erhalten.

Darauf folgte ein sehr besinnlicher Abend mit einem Programm, das der staden Zeit einmal wirklich angemessen war. Mit ruhigem Erzählton trug Michael Rieger, ein in der Region beliebter Vorleser, weihnachtliche Geschichten vor, ganz ohne Pathos, ganz unaufgeregt - so als lausche man dem Großvater zu Hause. Wobei sein stärkeres Talent im freien Erzählen liegt: Die Passagen, die er vorlas, hinterließen einen schwächeren Eindruck.

Auf dem Podium waren daneben etliche Ensembles versammelt, die in schönster Hausmusik-Manier aufspielten. Die Loanbachpfeiferl, allesamt Mädchen und junge Frauen mit kunstvoll aufgestecktem Haar und im Dirndlgewand, spielten unter der bewährten Leitung von Astrid Streidl am Kontrabass in der klangvollen Besetzung Flöte, Klarinette, Gitarre, Akkordeon und Hackbrett. Aus Bad Kohlgrub kam der Sprittelsberger Zwoagsang: eine Sängerin und ein Sänger mit Zitherbegleitung. Der Jochberg Gsang bestand aus zwei jungen Sängerinnen, von denen eine zugleich die Harfe spielte. Alle agierten mit unverfälschter Natürlichkeit, gerade so, als sei man unter Freunden oder Nachbarn und nicht im Konzertsaal. Mit der hochartifiziellen Pracht des Barocksaals kollidierte dieser Eindruck indes ein wenig. Der schlichte Saal eines Dorfgasthofs wäre fast ein passenderer Rahmen gewesen. Dennoch: Eine besinnliche Zeit, die mit dem gemeinsamen Singen des Marienliedes "Der Engel des Herrn" einen stimmungsvollen Beschluss fand.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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