Wolfratshausen:Gram und Grimm

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Wolfratshausens Bürgermeister ist nach der Ratsentscheidung schwer angeschlagen, die Bürgerladen-Gruppe gibt sich entschlossen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Er habe es ja geahnt, sagt Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) am Tag danach. Doch als die Stadträte am Dienstagabend zum wiederholten Mal den Bürgerladen scheitern ließen, der ihm nicht nur ein Wahlversprechen, sondern auch ein Anliegen ist, da saß Heilinglechner trotzdem schwer angeschlagen da und starrte sekundenlang ins Nichts. Er hatte den Räten versichert, dass sie noch über das weitere Vorgehen abstimmen könnten, doch dann haben sie nicht einmal so viel Vertrauen aufbringen wollen, sich darauf zu verlassen. Stattdessen hielten sie an einem überholten Beschluss fest, den der Bürgermeister außer Vollzug gesetzt hat.

Alle Absprachen über die Reihenfolge der Abstimmungen und eine verabredete Umstellung der Tagesordnung hatten nichts genutzt, die Sitzung lief wieder aus dem Ruder. Auf das Ergebnis reagierte der Bürgermeister bitter: "Vielleicht kann der Bürger noch etwas gerade biegen, wir schaffen es da herinnen nicht", sagte er und rief zur Beteiligung am Bürgerentscheid auf. Es folgten scharfe Wortwechsel mit seinem Parteifreund und politischen Mentor Helmut Forster und mit CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl.

Im Gegensatz zum niedergeschlagenen Bürgermeister reagierten die Mitglieder der Bürgerladen-Gruppe mit grimmiger Entschlossenheit. Auch sie hatten das Ergebnis kommen sehen, sagt Michael Ballon. Jetzt beginne das Werben und Argumentieren, ein Bürgerentscheid sei offenbar die beste Lösung. Den ehemaligen Tchibo im Obermarkt, den einige Stadträte bevorzugen, wolle sie als alternativen Standort nicht gelten lassen, obwohl ihr Berater Wolfgang Gröll auch dort schwarze Zahlen nach drei Jahren für möglich hält. Allerdings müsse das dann ein ganz anderer Laden sein, sagt Gröll: Eher ein Geschäft für regionale Luxus-Feinkost als der erwünschte Nahversorger für alle.

Die Gruppe will nun ihre zahlreichen Unterstützer mobilisieren, die schon das Bürgerbegehren unterschrieben haben. Natürlich werde es schwer werden, die Menschen an einem bestimmten Tag zur Abstimmung zu bewegen, sagt Eberhard Hahn. Dem werde man mit einem Aufruf zur Briefwahl begegnen. Den Abstimmungstermin hatten die Räte mit großer Mehrheit vom Tag des Christkindlmarkts wegen des dann in der Stadt zu erwartenden Andrangs um eine Woche auf 6. Dezember verschoben.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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