Wolfratshausen:Geschäft mit Geschichte

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Im Friseursalon von Christian Kotz im Markt haben schon Generationen von Wolfratshausern Haare gelassen

Von Niklas Gramann, Wolfratshausen

"Ich glaube bei manchen wird der Friseur von Generation zu Generation weitergegeben. Der Vater war schon hier, also kommt der Sohn auch und so weiter", sagt Christian Kotz. Er ist der Besitzer des Friseursalon Kotz am Marienplatz 2. Seit 1879 gibt es den Friseursalon nun schon. Christian Kotz folgt dem Vorbild seines Vaters und ist schon in der 4. Generation Friseur. "Ich schneide heute noch an dem Platz an dem schon mein Vater früher stand und Kunden geschnitten hat", sagt Kotz.

Er habe damals im Salon seines Vaters das Friseurhandwerk erlernt und habe den Salon dann übernommen, erklärt er. Gegründet habe den Salon sein Urgroßvater Georg Kotz im Obermarkt 11. Um 1920 habe sein Großvater den Laden dann im ehemaligen Besenbräu am Marienplatz 2 eröffnet. "2006 haben wir dann umgebaut und renoviert." Seitdem sieht der Laden so aus wie heute. Der Salon versprüht einen einladenden Charme. An den dunkelroten Wänden hängen Schwarz-weiß-Fotos aus der Zeit, als noch seine Eltern Klara und Franz Kotz den Laden leiteten. In den Nischen zwischen den Spiegeln liegen alte Chrom-Föhne, Rasiermesser und Rasierhobel. So wie früher. Der Friseursalon Kotz vereint Retro-Charme mit aktuellen und modischen Frisuren.

Christian Kotz folgt dem Beispiel seiner Eltern und ist Friseur in vierter Generation. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Ich wollte ursprünglich KFZ-Mechaniker werden", erklärt Christian Kotz. Doch dann sei irgendwann der Tag X gekommen und er hätte sich für den Friseursalon entschieden. So sei das Friseurhandwerk zu seiner Leidenschaft geworden. Er habe damals im Salon seines Vaters gelernt und dann den Salon übernommen. Seit dieser Zeit hat sich viel verändert: "Früher hat es den bestimmten Stil gegeben. Heute sind alle viel offener und man kann tragen was man will", fügt Kotz hinzu, der schon seit über 30 Jahren Haare schneidet. Früher hätten die Leute aber im Gegensatz zu heute mehr Zeit für den Friseurbesuch gehabt. Das sei damals besser gewesen, sagt er. Aber nicht nur die Haarmode hat sich verändert, sondern auch Mitarbeiterzahl sei zurück gegangen. "Früher waren hier im Salon sieben Angestellte plus meine Eltern." Heute seien sie noch zu dritt. "Damals hat es auch nur fünf Friseure in Wolfratshausen gegeben", sagt er und zeigt an die Wand. Dort hängt eine eingerahmte Bekanntmachung von Dezember 1920, auf der die fünf Namen der damaligen Friseure stehen. Heute sind es fast zwei Dutzend Friseurläden in ganz Wolfratshausen.

Der größte Teil der Kundschaft seien Stammkunden. "Viele kommen schon seit Jahren hier her", sagt Kotz. Außerdem kommen Laufkundschaft oder Leute die durch Mundpropaganda von dem Salon erfahren. "Ich habe sogar einen Kunden, der aus Augsburg kommt", sagt Kotz. Immer wenn dieser seine Eltern daheim in Wolfratshausen besuche, dann komme er zum Haare schneiden vorbei. "Er meint, dass keiner in Augsburg ihm das so schneiden kann wie er es will", sagt Kotz. Für ihn sei das zwar nicht nachvollziehbar, aber er freue sich natürlich darüber.

Seit 1879 gibt es den Friseursalon in Wolfratshausen. (Foto: Kotz)

Eine besonders lustige Geschichte habe er um das Jahr 1984 herum erlebt: "Ich habe damals einem Kunden einen Irokesenkamm geschnitten und dann noch orange eingefärbt." Damals sei das noch nicht üblich gewesen, und die Leute hätten sich über so etwas sehr gewundert. "Als der Kunde den Laden verlassen hat, muss sich jemand so erschreckt haben , dass er dem Vordermann mit dem Auto hinten drauf gefahren ist", erzählt Christian Kotz und lacht. Doch nicht nur aktuelle Trends sind hier gefragt. Auch klassische Frisuren bietet der Salon an. " Ich schneide am liebsten einen Flattop", sagt Kotz. Das sei eine klassischer Kastenhaarschnitt für den Herren.

Aber auch Frauen kommen in dem alt eingesessenen Wolfratshauser Friseursalon nicht zu kurz. "Wir sind hier zu dritt. Ich schneide nur die Herren, und meine beiden Mitarbeiterinnen kümmern sich meistens um die Frauen." Neben Kotz arbeiten noch Monika Goldhofer und Elfriede Olivowetz im Salon. Heute kostet ein Männerhaarschnitt im Friseursalon Kotz 18,90 Euro und ein Damenhaarschnitt mit Waschen und Föhnen zwischen 35,70 Euro und 38,90 Euro. Damit würden sie sich noch im unteren bis normalen Preisrahmen bewegen, versichert Kotz.

"Unsere Kundschaft ist ganz gemischt", sagte er. Es kämen jung und alt, Männer und Frauen. Die Hauptkundschaft würden aber die Männer bilden. Wie es mal weitergeht wenn ich den Laden nicht mehr leite, weiß ich nicht", sagt Kotz "Ich kann mir kaum vorstellen, dass meine Stieftochter, die im Moment in Garmisch in einem Salon arbeitet, den Laden übernehmen wird". Aber es fließe ja noch viel Wasser die Isar runter und man würde dann schon sehen was passiert."

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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