Wolfratshausen & Geretsried:Der lange Weg zum Oberzentrum

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Die Anforderungen für ein Oberzentrum erläuterte CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl. (Foto: Hartmut Pöstges)

CSU will Kooperation zwischen Nachbarstädten verstärken

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Geretshausen oder Wolfratsried - sind das Denkmodelle für die Zukunft des Mittelzentrums, in dem die beiden Städte des Nordlandkreises ihre Eigenständigkeit im Sinne eines großen Ganzen aufgeben? Sicher nicht, darin waren sich die Teilnehmer des offenen CSU-Diskussionsforums "Red mit" am Donnerstagabend einig. Wohl aber könne eine engere Kooperation im Rahmen eines Oberzentrums für die Nachbarkommunen große Vorteile mit sich bringen. Eingeladen war auch Michael Müller, der vermutlich konkrete Aussagen hätte machen können. Weil der Geretsrieder Bürgermeister aber kurzfristig verhindert war, mussten sich die Gäste in der Gaststätte Flößerei zumeist auf die Wolfratshauser Perspektive beschränken.

Dass der Schritt zu einem Oberzentrum mit gewaltigen Anforderungen verbunden wäre, erläuterte CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl in einem Kurzreferat. Er fasste zusammen, was für eine solche Aufwertung im Sinne des bayerischen Landesentwicklungsplans erforderlich ist: Zu den unabdingbaren Einrichtungen eines "periodischen Bedarfs" zählten Warenhäuser, Fachkliniken, Arztpraxen, Regionalbehörden, Theater, Museen und Hoch- beziehungsweise Fachhochschulen. Eine Umwidmung zum Oberzentrum sei mithin nicht nur mit Vorteilen, sondern auch mit genau definierten Pflichten verbunden, stellte Eibl fest. Es müsse daher überlegt werden, was für eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit noch alles fehlt - Müller habe in einer gemeinsamen Sitzung der beiden CSU-Ortsvorstände hierzu bereits verschiedene Vorschläge gemacht. "Wir wollen das voranbringen", versicherte Eibl, der einräumte, "dass die Bürger da schon viel weiter sind als die Politiker". Ein großes Manko für die verstärkte Nutzung von Synergie-Effekten liege leider in Wolfratshausen mit seinem "räumlichen Limit", fehlenden Flächen, die es schwierig machten, überregional bedeutsame Einrichtungen anzusiedeln.

Wie dringend nötig eine verstärkte Kooperation im Mittelzentrum sei, betonte Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). "Wir wollen das nicht nur leisten, wir müssen es", sagte Schnaller, der auf die gewaltige Verkehrsbelastung im Mittelzentrum hinwies. Man müsse mit 33 000 Verkehrsbewegungen pro Tag rechnen, da sei es geradezu eine Verpflichtung, gemeinsame Lösungen zu finden. Zu den Vorschlägen, die Schnaller ins Feld führte, zählen eine überkommunale Flächennutzungsplanung sowie Initiativen beim Wohnungsbau. So sei es sinnvoll, wenn beispielsweise die Wolfratshauser Baugenossenschaft auch in Geretsried zum Zuge komme. Schnallers Fazit: "Jede der beiden Städte muss das Rad neu erfinden." Weitere Vorschläge, die in der Versammlung unterbreitet wurden: eine gemeinsame Hochschule zur Ausbildung von Hebammen und ein von beiden Städten herausgegebenes kommunales Mitteilungsblatt.

Auf Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, verwies Eibl mit einem konkreten Beispiel: der Anbindung des Autobahnzubringers an die B 11. "Das hätte man früher zukunftsweisender gestalten können." Vorsichtige Kritik übte auch Ex-Stadtrat Paul Brauner. "Es gibt ja noch den Koordinierungsausschuss der beiden Städte", sagte er, "aber der hat nie gut funktioniert." Sinnvoll wäre es nach seiner Meinung, wenn sich die Fraktionen aus beiden Städten schon im Vorfeld der Ausschusssitzungen treffen und genau abklären, was gemacht werden könnte. "Wenn wir uns schon vorher zusammentun, dann könnte viel mehr herauskommen."

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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