Wolfratshausen:Gefälliges Potpourri

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Claudia Sommer singt 2800 Euro fürs Inselhaus ein

Von Sabine Näher, Wolfratshausen

Eine anheimelnde Location ist es nicht unbedingt, doch dient das Krämmel-Forum am Hans-Urmiller-Ring an diesem Abend als Ort der guten Tat. Und so nimmt man den büromäßigen Charme offensichtlich gerne in Kauf. Schon lange vor Konzertbeginn sind alle Stühle besetzt. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass Claudia Sommer als Sängerin und Gesangstherapeutin in der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe seit vielen Jahren wohl bekannt ist. Und so duzt auch sie das Publikum konsequent von ihrer Begrüßung an und während der Moderation durch den Abend hindurch. Man ist ja quasi unter sich.

Seit 15 Jahren engagiert sich die in München ansässige Sängerin, die lange in Wolfratshausen lebte, nun schon im Eurasburger Inselhaus. Regelmäßig musiziert sie mit den Kindern, die dort eine neue Heimat gefunden haben und zum Teil traumatische Erlebnisse bewältigen müssen. Auch Benefizkonzerte, deren Erlös der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe zugute kommt, initiiert sie regelmäßig. Am Freitag hat sie dazu einen pianistischen Weltenbummler eingeladen, den sie 2013 in Brenners Parkhotel in Baden-Baden kennengelernt hat, wo er als Hauspianist engagiert ist. Frederick di Georgiou wollte ursprünglich klassischer Pianist werden. Doch mit 17 Jahren engagierte ihn der Kapitän der "Christina" als Privatunterhalter auf die Segelyacht des griechischen Multimilliardärs Aristoteles Onassis.

Dort lernte der junge Pianist nicht nur die legendäre Opernsängerin Maria Callas kennen, sondern konnte Kontakte knüpfen, die ihn an die Größen des amerikanischen Showbusiness empfahlen. So arbeitete di Georgiou unter anderem lange Zeit mit Frank Sinatra. Und ganz ohne Anekdoten und Erinnerungen an diese glamourösen Zeiten kommt wohl bis heute kein Auftritt des Musikers aus. Ihn deshalb gleich als "Starpianisten" anzukündigen, wie es im Vorfeld des Benefizabends immer wieder geschehen ist, scheint dennoch übertrieben. Es ist solides Handwerk, was er da am Flügel präsentiert, und klingt eben nicht zufällig immer ein bisschen nach Background-Unterhaltung für die Bar oder den Salon.

Die Sängerin an seiner Seite ist eine sehr aparte Erscheinung mit wallender, blonder Lockenmähne. Gekonnt setzt Claudia Sommer ihre Bühnenpräsenz ein und wickelt das Publikum, das männliche allemal, geschickt um den Finger. Während di Georgiou mit (gespieltem?) Vorwurf anmerkt, früher habe man ihm einen Whiskey auf den Flügel gestellt, nun gebe es bloß noch ein stilles Wasser, nippt sie so verführerisch am Wasserglas, als trinke sie Champagner. Ihre Stimme entwickelt insbesondere in den zarteren, oft verhaucht, wie Sprechgesang dargebotenen Passagen Ausstrahlung. Die stimmlichen Ausbrüche gelingen dagegen nicht gleichermaßen überzeugend.

In 15 Nummern, darunter zwei eher süßliche, fast ins Kitschige abgleitende Pianosoli sowie ein unbegleitet dargebotenes Lied Sommers, reisen die beiden Musiker durch die Welt diverser Jazz- und Popstandards, bieten ein paar Evergreens sowie launige Moderationen, wobei diejenigen des Pianisten eher "charmant" (Sommer) als verständlich sind. Beim Publikum kommt das alles hervorragend an. Es spendet freigiebig Beifall und, das ist schließlich der tiefere Sinn der Unternehmung, auch harte Währung: Am Ende kann das Inselhaus einen Scheck über 2800 Euro entgegennehmen. Claudia Sommer bedankt sich ausgiebig beim Publikum und bei allen Helfern, die zum Gelingen dieses Abends beigetragen haben. Und Frederick di Georgiou, der wie die Sängerin großzügigerweise auf die Gage verzichtet hat, verkündet, er wolle nächstes Jahr unbedingt wiederkommen.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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