Wolfratshausen:Fusion im Namen des Herrn

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Die neue Stadtkirche Wolfratshausen vereint die Pfarreien und soll Synergien schaffen

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Was viele Gläubige ohnehin schon als Einheit erleben, wächst jetzt offiziell zusammen: Die Stadtkirche Wolfratshausen feiert ihre Gründung am Sonntag, 31. Januar, mit einem gemeinsamen Festgottesdienst. In ihr gehen die Wolfratshauser Pfarreien St. Andreas und St. Josef der Arbeiter in Waldram einschließlich der Filialkirchen in Nantwein, Gelting und Dorfen auf.

Schon seit dem Herbst vor zwei Jahren leitet Dekan und Pfarrer Gerhard Beham den Zusammenschluss der beiden Pfarreien. Er verspricht sich davon Synergieeffekte und Vereinfachungen in der Verwaltung. Seiner Darstellung nach ändere sich für die Gläubigen kaum etwas. Der Zusammenschluss solle aber das Bewusstsein schärfen, über den Tellerrand hinauszuschauen, auch einmal einen Gottesdienst in Waldram zu besuchen oder sich am gemeinsamen Pfarrfest auszutauschen.

Pfarrer Beham erklärt, die Seelsorge in der neuen Stadtkirche besser koordinieren zu können. Der Personalbestand bleibe gleich, lasse sich aber in beiden früher selbstständigen Pfarreien flexibel einsetzen, etwa falls ein Mitarbeiter erkranke. Die Stadtkirche bereite Erstkommunionen und Firmungen gemeinsam vor. Das sei für die frühere Waldramer Pfarrei sogar günstiger. Früher habe diese nur alle zwei Jahre eine Firmung feiern können, jetzt sei das jährlich möglich. Erstkommunionen und Firmungen würden nach wie vor dezentral gefeiert.

Vor zwei Jahren wurde Gerhard Beham (Mitte) Stadtpfarrer in Wolfratshausen. Die Messe zelebrierte Weihbischof Wolfgang Bischof (r.). (Foto: Manfred Neubauer)

Auch die Erwachsenenbildung will Pfarrer Beham in der Stadtkirche bündeln. Die Ehrenamtlichen würden Veranstaltungen gemeinsam organisieren. Daraus könnten neue Impulse entstehen und Doppellungen vermieden werden, sagt der Dekan. Die Buchhaltungen sollen zusammengeführt und ein Haushaltsverbund gegründet werden.

Zum gemeinsamen Festgottesdienst soll ein großer Laib Brot die neue Einheit symbolisieren. Beham erklärt, dass die einzelnen Teilgemeinden die verschiedenen Zutaten beitragen sollen. Das Wasser für den Teig stammt aus dem Wolfratshauser Bergwald, was für St. Andreas steht. Das Getreide kommt aus Gelting, das Salz aus Nantwein. Gebacken wird das Brot im Ofen der Kolpingfamilie in Waldram. Dorfen liefert das Holz zum Anheizen. Laut Beham wird das Brot im Gottesdienst gesegnet. Die Gläubigen könnten sich beim Stehempfang danach ein Stück abbrechen, sagt er.

Eine Stadtkirche entspricht einem Pfarrverband, dem Zusammenschluss von mehreren Pfarreien in den eher ländlichen Regionen. In den Dekanaten Bad Tölz und Wolfratshausen haben sich schon fast alle Pfarreien zu größeren Verbänden zusammengeschlossen. Kürzlich unternahm die Kirche in Geretsried diesen Schritt.

In Wolfratshausen hat Beham schon 2013 die Gottesdienstordnung angepasst. Er erklärt, dass dank aufeinander abgestimmter Anfangszeiten jeder Priester die Chance habe, in allen Filialkirchen zu predigen. Die Pfarrbüros und die beiden Pfarrgemeinderäte blieben erhalten. Ein übergeordneter Stadtkirchenrat koordiniere gemeinsame Aufgaben.

Bereits im vergangenen Herbst haben die Pfarrgemeinderäte weitere Vorhaben abgestimmt. Es sei darum gegangen, herauszufinden, welche Zielgruppen sie künftig besser ansprechen könnten, sagt Beham. Aus seiner Sicht entstünden durch die gemeinsame Arbeit mehr Ideen und damit größere Vielfalt.

Der Gründungsgottesdienst mit Weihbischof Wolfgang Bischof, einem gemeinsamen Chor und Sängern aus Waldram findet am Sonntag, 31. Januar, in der Kirche Sankt Andreas am Marienplatz statt. Beginn ist um 10.30 Uhr, anschließend gibt es einen Stehempfang. Bereits am Samstag, 30. Januar, gibt es dort eine Lichterfeier mit Taizégebet (18 bis 19 Uhr).

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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