Wolfratshausen:Es wird immer schlimmer

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Am Tag nach dem Hangrutsch auf den Birnmühlplatz laufen die Aufräumarbeiten. Die Gefahr ist seit Jahren bekannt, passiert ist nichts. Die Anwohner sind empört

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der heftige Starkregen am frühen Sonntagmorgen hat nur wenige Stunden gedauert. Die Verwüstung jedoch, die er am Bergwaldhang und am Birnmühlplatz am Untermarkt in Wolfratshausen angerichtet hat, wird zahlreiche Arbeitskräfte noch tagelang auf Trab halten . Die Feuerwehr, Anwohner, Mitarbeiter der Stadtwerke und des Bauhofs waren den ganzen Sonntag damit beschäftigt, die Wassermassen abzuleiten, die den Hang hinunterstürzten und den Untermarkt überfluteten. Am Montag mussten Mitarbeiter zweier beauftragter Spezialfirmen und des Bauhofs beseitigen, was die Fluten mit sich gerissen hatten: tonneweise Geröll.

Am Burgweg, dessen Stufen gänzlich von grobem Kies verschüttet wurden, hatten sie einen Minibagger platziert, für den ein Teil des Stahlgeländers abgesägt werden musste. Die Arbeiter schaufelten den Kies, und der Baggerfahrer lud ihn in eine Metallwanne, die dann über einen Teleskopkran auf einen Kipper geladen wurde. Am Montagvormittag war dessen Ladefläche schon zum zweiten Mal gefüllt worden. Alle Arbeiter gingen davon aus, dass sie auch noch am Dienstag lange schuften müssten.

Tonnenweise Geröll, das der Regen aus dem Bergwald gespült hatte, haben Mitarbeiter des Bauhofs, der Stadtwerke und zweier Spezialfirmen vom Burgweg geräumt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Wasser, das den Hang am Kreuzweg entlang nach unten stürzte, ist am Sonntag auch in die Frauenkapelle im Bergwald gelaufen, in der am Montag drei Luftentfeuchter auf Hochtouren ratterten. Dass die Häuser am Hang von Schäden verschont geblieben sind, ist vor allem der Feuerwehr zu verdanken, die schnell zur Stelle war und das Wasser in den Rauschergraben abgeleitet hat. Zudem wurden zwei Pumpen eingesetzt, oben am Hang wurde ein größeres Loch ausgegraben. Welche Kraft das Wasser am Bergwaldhang hat, ist am Sonntag wieder einmal eindrucksvoll klar geworden. Bekannt ist das seit Langem. Seit vor zwei Jahren ein Murenabgang mit Wasserrohrbruch genau an der selben neuralgischen Stelle verheerende Schäden am Hang und in den Häusern darunter angerichtet hat, diskutiert der Stadtrat über eine umfassende Sicherung des Hangs an der Bergwaldbühne beim alten Wasserreservoir. Denn dort bricht bei starkem Regen das Wasser vom Golfplatz am Bergkramerhof durch und reißt massenhaft Geröll mit sich.

Der Stadtrat hat daher schon länger beschlossen, das Wasser dort über ein Rückhaltebecken in den Rauschergraben abzuleiten. Umgesetzt wurde der Beschluss bislang jedoch noch nicht. Erst im April war das Thema erneut im Bauausschuss behandelt worden. Die umfangreiche Hangsanierung mit Stützwänden und Erdnägeln, die der Planer Josef Wehbe im Auftrag der Stadt erarbeitet hatte, lehnte das Gremium allerdings mehrheitlich ab - wegen der hohen Kosten von knapp 500 000 Euro. Einig war sich das Gremium allerdings, dass das Rückhaltebecken rasch realisiert werden müsse. Für das gab es - wegen "offener hydrologischer Fragen" - jedoch noch keine wasserrechtliche Erlaubnis des Wasserwirtschaftsamts.

So kam es, dass die Wassermassen die instabile Hangkante noch einmal deutlich auswaschen konnten. Das Geröll bahnte sich zunächst seinen Weg über den alten Feldweg zur Bergwaldbühne, dann stürzte es am Kreuzweg hinab und begrub den Burgweg unter sich. Am Montagvormittag machte sich auch der Stadtrat Hans Schmidt ein Bild von der Situation. "Das Wasser kommt vom Golfplatz, wo an einer Stelle Regenwasser von tausenden Quadratmetern zusammenläuft", sagte der Fraktionssprecher der Grünen.

Schon im Bauausschuss hatte Schmidt von "Altlasten" bei der Entwässerung gesprochen, die es dringend zu beheben gelte. Er gehörte mit Alfred Fraas (CSU) zu den heftigsten Kritikern einer teuren Hangsanierung. Beide drängten darauf, erst die Ursache der Erosion zu bekämpfen. Inzwischen habe es eine Ortsbegehung gegeben, sagte Schmidt. Auch habe Fraas Kameras aufstellen lassen, um zu dokumentieren, wo sich das Wasser seine Bahn breche. Nun wisse man es, sagte Schmidt. Im Rathaus sei der Bauausschuss zu einer Krisensitzung zusammengekommen.

Die Stadt wird nun auf eine schnelle Lösung drängen. Dass die wichtiger ist denn je, bestätigt auch Feuerwehrkommandant Andreas Spohn. Vom Ausmaß, sagt er nach dem Einsatz, sei der Hangrutsch "schlimmer als die letzten Male" gewesen. "Da ist keine Erde mehr, sondern nur noch Kies. Und der wird halt mitgespült."

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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