Bürgerversammlung Wolfratshausen:Einer für alles und nichts

Lesezeit: 2 min

Für die Einrichtung eines Stadtmanagers muss Rathaus-Chef Klaus Heilinglechner von den Bürgern Kritik einstecken.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Mit einem künftigen Stadtmanager von Wolfratshausen würde er nicht tauschen wollen, erklärte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) am Mittwoch bei der Bürgerversammlung. Denn dieser werde einen schweren Stand haben, prophezeite der Rathauschef. Doch worin sich die Aufgaben von Bürgermeister und Stadtmanager sonst unterscheiden, auf diese Frage von Christine Noisser konnte er an diesem Abend nicht erschöpfend antworten: Die Lenkungsgruppe habe den Aufgabenkatalog für den Stadtmanager erstellt, dieser könne im Rathaus eingesehen werden. Nur soviel: Ein Stadtmanager werde den Leerstand managen, Bindeglied zwischen Gewerbetreibenden und Rathaus sein und auf Förderungen aufmerksam machen. Er könne auch Projekte entwickeln, sie in Auftrag geben aber könne er nicht. Grundsätzlich bleibe somit der Bürgermeister Ansprechpartner, insbesondere für große Firmen.

Wolfratshausens Zukunft, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, waren ergo die Kernthemen, die die Bürger in der Versammlung am Mittwoch umtrieben. Rund 250 Wolfratshauser waren in die Loisachhalle gekommen, um Fragen zu stellen und Antworten zu hören. Ins selbe Horn wie Noisser stieß auch Heinz Wensauer: "Wir haben ein Büro für Wirtschaft und Tourismus, eines für Kultur, wir haben Gewerbe- und Wirtschaftsvereine, die Lenkungsgruppe, einen Wirtschaftsreferenten und die CIMA: Ist das ein Armutszeugnis für Bürgermeister, Stadtrat und Mitarbeiter, dass wir auch noch einen Stadtmanager brauchen, oder ein Feigenblatt dafür, was sie alle nicht geschafft haben?" Der Vertrag mit der CIMA, entgegnete Heilinglechner, laufe heuer aus, und Wolfratshausen wünsche eine Anschlussbetreuung. Denn, und hier sprach Noisser Heilinglechner "aus der Seele", auch wenn die Stadt keinen Einfluss auf Besitzer von Immobilien habe: Es gäbe Häuser in Wolfratshausen, "die schauen aus, als ob sie den letzten Orkan nicht überstanden hätten: schäbig, runtergerissen, Grattler darf man nicht sagen", kritisierte die ehemalige Stadträtin. "Man sollte die Einzelhändler auffordern, ihre Geschäfte zu modernisieren", so Noisser. Leider hätten jedoch die Geschäftsinhaber die bisherigen Angebote der CIMA nur in geringem Maße angenommen. Mit diesem Problem werde auch ein künftiger Stadtmanager zu kämpfen haben, glaubt Heilinglechner: "Vielleicht ist die Schmerzgrenze bei den Geschäftsleuten noch nicht erreicht." Was allerdings die Beratertätigkeiten der CIMA die Stadt bis dato gekostet haben, was Lucia Schmidt wissen wollte, sagte Heilinglechner nicht.

Zuvor schriftlich eingereicht hatte Stephan Bollner die Frage nach einem strategischen Konzept gegen das Aussterben und Abwandern von Gewerbe. Heilinglechner verwies auch hier wiederum auf den künftigen Stadtmanager, zudem auf ein Einzelhandelsgutachten, die Bewertung des Kraft-Areals, ein Verkehrsgutachten, das in Arbeit sei, den Beschluss zu zentrumsrelevanten Sortimenten und Planungen, etwa der Neugestaltung des Loisach-Westufers. "Wir warten zudem auf das Isar-Kaufhaus, da wird es heuer noch eine Lösung geben", versprach Heilinglechner.

Waltraud Pfitzer aus Waldram appellierte ihrerseits für einen Lebensmittelmarkt in ihrem Ortsteil: "Wir brauchen einen Nahversorger in Waldram. Bitte helfen Sie mit, dass das möglich ist." Wirtschaftsreferent Helmut Forster sei hierzu in Gesprächen, erklärte Heilinglechner. Ein Treffen mit Edeka habe jüngst allerdings "keinen großen Hoffnungsfunken gebracht". Nichtsdestotrotz versprach Heilinglechner: "Wir werden die Waldramer nicht im Stich lassen." Eine Aussage, für die er am Ende lauten Applaus erhielt.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: