Wolfratshausen:Die Ruhe nach dem Sturm

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Was geschieht mit dem Untermarkt 10? Wirtschaftsreferent Helmut Forster will bis Februar ein Konzept für das Heimatmuseum vorlegen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Befürworter und Gegner des Bürgerladens schieben sich nach dem Aus gegenseitig die Verantwortung zu

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Nachdem der Souverän, also der Bürger, am Sonntag durch geringe Wahlbeteiligung gegen einen Lebensmittelmarkt im Untermarkt 10 stimmte, haben sich Befürworter und Gegner noch nicht angenähert. Denn am Tag eins nach dem Entscheid sehen beide Seiten die jeweils andere in der Pflicht, den nächsten Schritt zu tun.

"Die Stadträte sind in Obligo", sagt der Vorsitzende der Bürgerladen-Gruppe, Eberhard Hahn. Schließlich hatten diese auf ihren Plakaten dafür geworben, dass es eine schnellere Nahversorgungslösung als im Gebäude Untermarkt 10 gebe. Noch am Abend der Entscheidung habe sich die Bürgerladen-Gruppe zusammengesetzt und überlegt, was nun zu tun sei, bestätigt Bürgerladen-Sprecher Ernst Gröbmair. Doch ohne konkretes Ergebnis, weshalb sich die Aktivisten am kommenden Wochenende erneut treffen wollen. Doch grundsätzlich erklärt Gröbmair: "Wir warten auf die nächsten Schritte der Politik. Die 16 Stadträte, die vor dem Entscheid den Bürgern versprochen haben, bei Nein komme ein Bürgerladen schneller, sollten bald ein Konzept vorlegen." Allzu lange könne und wolle die Bürgerladen-Gruppierung allerdings nicht warten: "Denn wir sind ja unseren Gesellschaftern gegenüber verpflichtet, Rechenschaft über unsere Tätigkeit vorzulegen", sagt Gröbmair.

Fritz Schnaller (SPD), zweiter Bürgermeister und einer der 16 Stadträte, die gegen den Standort Untermarkt 10 plädierten, will hingegen Ruhe einkehren lassen - bis Weihnachten. "Es ist schließlich die Zeit der Besinnung", fügt er an. Einen konkreten Termin, sich mit der Gegenseite zu treffen, gäbe es deshalb noch nicht. "Danach werden wir uns intern zusammensetzen, mit einer Einladung an die Bürgerladen-Gruppe, dazu zu kommen". Ein Alternativkonzept würde allerdings auch nicht bis dahin erarbeitet: "Erst einmal braucht es eine Bestandsaufnahme und dann einen Schritt nach dem anderen." Fritz Meixner (SPD) gibt sich noch wortkarger auf die Frage, wann und wo die schnellere Alternative liege: "Ich sage nur soviel: Der Entscheid zeigt, was wir alle daraus lernen können, nämlich dass durch die Wand nicht geht". Aus seiner Sicht sei "das ganze Verfahren nicht optimal gelaufen, und es gab Defizite in der Kommunikation." Er betont aber zugleich, "dass die Stadträte das Projekt nicht gesteuert haben". Ergo sollten sie nun die Sachlage "auch nicht noch mit Vorschlägen bereichern, wie es jetzt weitergeht". Meixner gibt also die Verantwortung zurück an die Bürgerladen-Gruppe. "Und wenn nix passiert, dann kümmern wir uns, dass etwas passiert." Der Wirtschaftsreferent und ehemalige Wolfratshauser Bürgermeister Helmut Forster (BVW) hingegen will bis Februar zumindest ein konkretes Konzept vorlegen, wie es mit dem Gebäude Untermarkt 10 weitergehen könnte - und zwar parteiübergreifend, wie er betont. Seine Idee: das Gebäude für Stadtmarketing nutzen. Das Heimatmuseum solle mehr Platz in den oberen Etagen erhalten. Im Erdgeschoss könnte ein Museumsladen und die Tourist-Info einziehen, Veranstaltungen der Stadt könnten dort vermarktet und die Partnerstädte und die Patenschaft für die "Oste" präsentiert werden. 639 000 Tagesgäste zähle die Stadt jährlich. Auch wenn der überwiegende Teil S-Bahn-Pendler seien: "Es bleiben eine Menge über und wenn wir etwas zusätzlich anbieten, dann beleben wir die Stadt."

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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