Startkapital fürs Laden-Projekt:Die Gründer als Kapital

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Mehr als 100 Gesellschafter haben gemeinsam die Voraussetzungen für einen Wolfratshauser Bürgerladen geschaffen, der im Herbst am Untermarkt eröffnen soll. Den ReAL-Verbund brauchen sie dazu nicht mehr.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

126 Wolfratshauser haben am Donnerstagabend miteinander die Trägergesellschaft für ihren künftigen Bürgerladen gegründet. Sie haben dabei Anteile in einem Gesamtwert von rund 45 000 Euro gezeichnet und so das Grundkapital für die Einrichtung und das Beschaffen der ersten Waren gelegt, die von Ende September an am Untermarkt verkauft werden sollen. Die Isarwinkler Werkstätten des Verbunds ReAL Isarwinkel spielen dabei als Ladenbetreiber keine Rolle mehr, könnten aber als Kooperationspartner weiterhin dazu beitragen, in dem Laden förderbedürftige Menschen ins Arbeitsleben zu integrieren.

Der stellvertretende Vorsitzende der Gründungsinitiative, Ernst Gröbmair, begründete die nach seinen Angaben einvernehmliche Trennung von ReAL mit dem anhaltend hohen und sogar wachsenden Engagement vieler Wolfratshauser für den Laden sowie mit der kurzen Zeit, in der man die nötigen Beteiligungen habe einwerben können. So habe die Initiative schnell erkannt, dass sie das Projekt selbst und womöglich sogar besser stemmen könne als mit dem ReAL-Verbund, der zudem wegen verschiedener Probleme derzeit sehr mit sich selbst beschäftigt sei. Am Integrationskonzept will die Gruppe aber zumindest als Möglichkeit festhalten - mit ReAL oder mit anderen Kooperationspartnern.

Das erste öffentliche Treffen zu dem Laden-Projekt hatte es im vergangenen Herbst ebenfalls in der Schulaula am Hammerschmiedweg gegeben. Das schon damals genannte Mindestkapital von 60 000 Euro bis zur Gründungsveranstaltung haben die Wolfratshauser nun bei dieser Veranstaltung am Donnerstag nur vordergründig um ein Viertel verfehlt. Denn abgesehen von einige Zaungästen waren die 135 Interessenten, die sich da versammelt hatten, nur ein Drittel all derjenigen, die in den vergangenen Monaten per Unterschrift ihr Interesse an einer Beteiligung von 200 Euro pro Anteil bekundet hatten. Die mehr als 200 erklärten Interessenten, die der Versammlung fern geblieben waren, erhalten ihre Papiere per Post zur Unterschrift, sodass die Initiative damit rechnet, die avisierte Summe von 60 000 Euro am Ende weit zu übertreffen. Gleichwohl soll die Werbung um Anteilszeichner weitergehen.

Wer zugegen war, durfte in einer langen Reihe von Abstimmungen über die Strukturen der Gesellschaft entscheiden, wobei die vielen fast immer einstimmigen Einzelentscheidungen vor allem dazu dienten, die Gesellschafter angesichts der komplexen Materie bei der Stange zu halten. Nach rund zwei Stunden wurde dann für jeden Anwesenden ein persönliches Papier zur Unterschrift ausgedruckt, es bildeten sich eine lange Schlage und große Trauben um die Tische, wo die Gesellschafter jeder für sich per Kugelschreiber den Gründungsakt vollzogen. In ihren ersten Gesellschafterrat wählten die 126 Gründer en bloc die Leiter der sieben einzelnen Arbeitskreise der Initiative sowie vier weitere engagierte Mitglieder.

Der Berger Berater Wolfgang Gröll, der seit vielen Jahren solche Projekte und seit 2014 auch das in Wolfratshausen begleitet, lobte die Bürger und die Initiative, die das Projekt bis zu diesem Punkt entwickelt hatte, in höchsten Tönen. Es zeige sich deutlich, "dass das ihr Laden ist, den sie da auf die Beine gestellt haben und weiter auf die Beine stellen". Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hatte schon eingangs seinen Respekt bekundet für die Bürger, die nach der Schließung der Tengelmann-Filiale am Untermarkt im Jahr 2013 nicht den Kopf in den Sand gesteckt hätten, sondern aktiv geworden seien.

© SZ vom 28.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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