Verkehr:Der Landkreis schiebt die S-Bahn an

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Ausbau der Linie 7: Landrat Niedermaier bietet eine Kostenbeteiligung von 70 Prozent an dem nötigen Tunnel an, den Wolfratshausen und Geretsried mitfinanzieren müssten

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Der Landkreis soll 70 Prozent der kommunalen Mehrkosten für einen S 7-Tunnel in Wolfratshausen übernehmen, die Städte Wolfratshausen und Geretsried sollen jeweils 15 Prozent schultern. Diesen Vorschlag präsentierte Landrat Josef Niedermaier (FW) am Dienstagabend in der gemeinsamen S 7-Sitzung des Kreistags und der beiden Stadträte in der Wolfratshauser Loisachhalle. Auf Grundlage der Baupreise von 2009 würde der Kreis damit 11,9 Millionen Euro ausgeben, um die Verlängerung der S 7 bis Geretsried möglich zu machen. Geretsried und Wolfratshausen würden jeweils 2,55 Millionen Euro beitragen.

Den Gesamtbetrag von 17 Millionen Euro hatte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Kreis und den Kommunen abverlangt, damit die Gleise nach Geretsried unter der Sauerlacher Straße hindurch verlaufen können, wie es in Wolfratshausen stets vehement gefordert wurde. Insgesamt schätzen die Planer die Mehrkosten für den Tunnel auf 44 Millionen Euro. Bund, Freistaat und Deutsche Bahn haben bereits im vergangenen Sommer vereinbart, sich den Großteil der Summe zu dritteln, also jeweils neun Millionen Euro beizutragen. Die genannten Summen sind auf Basis des Jahres 2009 berechnet, weil aus diesem Jahr auch die bisherige Kostenschätzung von 123 Millionen Euro für eine S 7-Verlängerung mit Bahnschranke in Wolfratshausen stammt. Schon jetzt rechen die Planer mit tatsächlich deutlich höheren Kosten. Alle Preissteigerungen müssen nach den bisherigen Vereinbarungen alle sechs Partner anteilig mittragen.

Der Kreistag und die Stadträte aus Wolfratshausen und Geretsried hatten sich zur gemeinsamen Sitzung in der Loisachhalle versammelt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Niedermaier hat seinen Vorschlag mit den beiden Bürgermeistern Klaus Heilinglechner (BVW) und Michael Müller (CSU) sowie mit den Fraktionsspitzen der jeweiligen Gremien abgestimmt - nach eigenen Angaben in einer ersten Runde mit Vertretern beider Stadträte und in einer zweiten auch mit den Sprechern der Kreistagsfraktionen. "Dieser Schlüssel könnte mehrheitsfähig sein", fasst Niedermaier diese Absprachen zusammen. Der gesamte Landkreis werde von dem Projekt profitieren - unter anderem über die Steuerkraft des durch die verbesserte S-Bahn-Anbindung wirtschaftlich weiter prosperierenden Mittelzentrums, aus dem der Kreis gut ein Drittel seiner Einnahmen erhält.

Die Entscheidung über den Kostenschlüssel sollte ohnehin nicht am Dienstagabend in der Loisachhalle fallen, wo Niedermaier und die beiden Bürgermeister das Thema von den rund 100 geladenen Räten aus allen drei Gremien auch nicht im Detail diskutieren lassen wollten. Dies und die Entscheidung sollen Anfang Juli in den Ausschüssen des Kreistags und am 22. Juli im Plenum folgen. Die beiden Stadträte haben die Entscheidung für den 28. Juli auf dem Programm, ebenfalls nach Vorberatung in den jeweiligen Ausschüssen.

Die Wolfratshauser Stadträte Alfred Fraas (v. li.) und Josef Praller diskutieren mit UWW-Mitglied Christian von Stülpnagel über die S-Bahn-Pläne. (Foto: Hartmut Pöstges)

Neben diesen Voten wird es laut Niedermaier auch auf stichhaltige Begründungen ankommen, denn dass ein Kreis und zwei Städte Geld für ein Schienenprojekt ausgeben, das eigentlich in der Verantwortung des Landes liegt, ist aus kommunalrechtlicher Sicht zumindest anfechtbar. Wolfratshausen kann hier mit städtebaulichen Chancen und mit Vorteilen für den Straßenverkehr argumentieren, Geretsried mit seine Entwicklungsmöglichkeiten durch die S-Bahn. Am einfachsten tut sich aus Niedermaiers Sicht aber womöglich der Kreis, weil er, wenn schon nicht für die Schiene, so doch ganz allgemein für den öffentlichen Nahverkehr zuständig ist. Das Innenministerium hat laut Niedermaier auch in dieser Hinsicht Unterstützung zugesagt.

Ist die Finanzierung gesichert, soll das Planfeststellungsverfahren für das Gesamtprojekt weiterlaufen und bald zum ersten Erörterungstermin für die öffentlichen und privaten Einwände führen. Von den 8499 Einzelargumenten dürfte dann aber vorerst rund die Hälfte wegfallen, weil sie sich auf die Querung der Gleise mit der Sauerlacher Straße bezieht. Für diesen Abschnitt würde die Bahn neue Detailpläne ausarbeiten lassen, was voraussichtlich mindestens ein Jahr dauern wird. Diese Pläne werden abermals öffentlich ausgelegt, Betroffene können dann nur dazu Einwände vorbringen.

Die Sitzung am Dienstagabend sollte vor allem der Information der Räte über solche Verfahrensfragen und über die technische Planung für den Tunnel mit einem zweigleisigen Tiefbahnhof und Mittelbahnsteig südlich der Sauerlacher Straße dienen.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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