Wolfratshausen:Demonstrativer Auftakt

Lesezeit: 2 min

Die Initiative des Bürgerbegehrens "Pro Hallenbad" versammelt etwa 70 Unterstützer zur ersten Kundgebung am Wolfratshauser Marienbrunnen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Es war die optimale akustische Kulisse, die sich die Wolfratshauser Pro-Hallenbad-Initiative am Samstag für ihre Demonstration ausgesucht hatte: den Marienbrunnen, der munter dahinplätscherte, während die Befürworter einer Kooperation mit Geretsried zum Bürgerbegehren aufriefen.

Um das im Wolfratshauser Stadtrat bei Stimmenpatt abgelehnte interkommunale Hallenbad per Plebiszit doch noch zu ermöglichen, hatten die drei Initiatoren Stephanie Hanna-Necker, Fried-Thorsten Jantzen und Ingrid Schnaller vorab schon für das nötige Demo-Equipment gesorgt: Flüstertüte, signalfarbene Wasserwacht-Rettungswesten und Transparente, die den rund 70 Versammelten, darunter viele Kinder und Jugendliche, in die Hände gedrückt wurden. "Statt heißer Luft ein bezahlbares Bad, dann kommt der Spaß von ganz allein", lautete eine der Thesen in Anspielung auf das von Bürgermeister Klaus Heilinglechner als Alternative angeregte gemeinsame Spaßbad im Mittelzentrum. "Kinder müssen schwimmen lernen, Rettungskräfte müssen trainieren können", so lasen sich die Forderung auf einem anderen Plakat.

Ihre Solidarität mit der Hallenbad-Initiative zeigten auch die Stadträte, die sich im Rathaus für das Projekt ausgesprochen hatten, darunter CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl. Er sei traurig, sagte er am Rande der Veranstaltung, dass man nun schon seit acht Jahren über das Vorhaben diskutiere. Mit dem Hallenbad-Beschluss habe sich der Stadtrat gewiss keinen Gefallen getan. Gemessen an den Vorteilen seien die zur Diskussion stehenden 105 000 Euro Betriebskostenzuschuss im Jahr "gar nichts". Nun gehe es darum, möglichst schnell die nötigen Stimmen für das Bürgerbegehren zusammenzubekommen. Einen Bruch in seiner Stadtratsfraktion - Renate Tilke, Manfred Fleischer und Helmuth Holzheu hatten gegen eine Beteiligung gestimmt - sieht Eibl nicht. Er könne sich sogar vorstellen, dass der eine oder andere angesichts der starken öffentlichen Proteste vielleicht noch seine Meinung ändere.

Mehr als Volkstribun gab sich Jantzen: "Benötigen wir das Hallenbad?" rief er in die Menge, die brav mit vernehmlichem "Jaaa!" antwortete. Der Mitinitiator war mit Rettungsweste angetreten und erinnerte an die Flößertradition: "Wasser steht für Flößerstadt, da müsste es doch möglich sein, dass Kinder zwischen Isar und Loisach das Schwimmen lernen können." Eine Umfrage unter den Schulrektoren habe ergeben, dass rund 25 Prozent der Mittelschüler nicht schwimmen können, sagte Jantzen, allein deshalb könne man sich dem interkommunalen Hallenbad nicht verschließen. Das Weidacher Lehrbecken sei maximal für Kinder bis zur dritten Klasse geeignet, und das Ascholdinger Bad sei auch nur noch eine begrenzte Zeit zu nutzen. Das Kostenargument könne vor diesem Hintergrund jedenfalls nicht überzeugen, sagte Jantzen, denn umgerechnet aufs Jahr koste der Unterricht im interkommunalen Hallenbad jeden Wolfratshauser gerade einmal 5,80 Euro.

Dafür lohne sich die ganze Arbeit mit einem Bürgerbegehren, versicherte SPD-Stadtrat Manfred Menke, während sich Hans Schmidt (Grüne) über den Hallenbad-Beschluss empört zeigte: Die Ignoranz des Stadtrats sei nicht zu fassen, ausschlaggebend seien letztlich nur Animositäten mit dem Landrat und der Stadt Geretsried. Für die Entscheidung gebe es keinerlei Mandat, sondern nur einen "Aufschrei der Bevölkerung".

Unterstützt wird das Bürgerbegehren von mehreren Gruppierungen, darunter SPD, Grüne, CSU-Ortsvorstand, Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen und Wasserwacht. Plakaten, die in den kommenden Tagen im Stadtgebiet aufgehängt werden, ist zu entnehmen, wo überall Unterschriftenlisten ausliegen.

Symbole: Die Nähe zum Wasser und eine Rettungsweste verdeutlichten, worum es den Demonstranten für ein Hallenbad geht. (Foto: Manfred Neubauer)

Informationen unter hallenbad@jantzen.email und bei Ingrid Schnaller im Antiquitätenladen am Obermarkt

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: