Wolfratshausen:"Bürger für Bürger" verschieben Neuwahl des Vorsitzenden

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Nur der Posten Kassiers wurde neu besetzt: Volkmar Böll (l.) übernimmt von Reinhart Pätsch. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Christina Freundorfer bleibt doch bis Juni im Amt. Einer der beiden möglichen Nachfolger bleibt weiter geheim.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Name "Bürger für Bürger", unter dem die Nachbarschaftshilfe in Wolfratshausen seit 25 Jahren firmiert, steht für einen gesunden Verein: Knapp 1200 Mitglieder und ein breites Angebot mit acht Ressorts, vom Babysitter- und Notmütterdienst bis zur Seniorenhilfe. Etwa 100 Helfer leisten pro Jahr zirka 9000 Stunden, sie betreuen derzeit gut 90 Senioren und 100 Familien.

Doch der gesunde Verein, für die Wolfratshauser längst zur unverzichtbaren Institution geworden, zeigt nach einem Vierteljahrhundert besorgniserregende strukturelle Schwächen. Pünktlich zur 25. Jahreshauptversammlung hat der gesamte Vorstand seinen Rücktritt angekündigt: Vorsitzende Christina Freundorfer, ihre Stellvertreterin Ulrike Meschonat, Kassier Reinhart Pätsch und Schriftführerin Martina Hohnheiser hatten verkündet, nicht mehr kandidieren zu wollen. Am Mittwochabend sollten im Rahmen der jährlichen Hauptversammlung Neuwahlen stattfinden. Man habe bereits Nachfolger gefunden, hatte Freundorfer vorher mitgeteilt, deren Namen jedoch geheim gehalten.

Zu Neuwahlen des Vorstands kam es in der Vereinsgaststätte an der Kräuterstraße jedoch nicht. Lediglich die Stelle des Kassiers wurde mit Volkmar Böll neu besetzt. "Mit den Genen eines Kämmerers" wolle er die Finanzen des Vereins betreuen, sagte der Wolfratshauser, dessen Vater einst Kämmerer der Kommune war. "Ich habe eine rein technische Ausbildung, aber ich traue mir das zu." Böll folgt Freundorfers Vater Reinhart Pätsch nach, der sich 19 Jahre lang um die Finanzen und die Verwaltung der Mitglieder gekümmert hat und von seiner Tochter mit der Ernennung zum Ehrenmitglied in den "zweiten Ruhestand" entlassen wurde.

Die Posten der Vorsitzenden aber werden vorerst nicht neu besetzt. "Wir haben zwei Interessenten", verkündete Freundorfer. Die aber hätten sich "zu kurzfristig gemeldet, um heute zu kandidieren". Der Vorstand finde es wichtig, dass sie erst einmal den Verein kennenlernen, erklärte Freundorfer. Deshalb bleiben sie und Mechonat vorerst vorübergehend im Amt. Nach einer Vorstandssitzung mit den neuen Kandidaten sollen dann die Neuwahlen am 1. Juni stattfinden.

Immerhin ließ Freundorfer die Mitglieder wissen, dass sich Peter Lobenstein bereit erklärt hat, ihr Amt zu übernehmen. Lobenstein war auch zur Mitgliederversammlung gekommen, ergriff jedoch nicht das Wort. Wer für den zweiten Vorsitz kandidiert, sagt Freundorfer nicht. Es sei schließlich "noch nichts in trockenen Tüchern", betonte sie. Beide könnten ihre Kandidatur auch noch zurückziehen.

Zum geschlossenen Rücktritt des Vorstands sagte Freundorfer, es sei "natürlich nicht so geplant" gewesen. Sie habe viele schlaflose Nächte verbracht, aber "es ist tatsächlich so, dass alle vier Vorstände nicht mehr kandidieren können". Das habe unterschiedliche Gründe, persönliche und berufliche. "Wir sind ehrenamtlich tätig, es funktioniert nicht mehr."

In ihrem Bericht blickte Freundorfer auf ein "sehr spannendes und ereignisreiches Jahr" mit der 25-Jahr-Feier im Juni zurück. Sie sprach auch die Schwierigkeiten an, die Seniorenhilfe für niedrigschwellige Angebote bei Pflegeversicherungen zertifizieren. Das sei nur mit einer hauptberuflichen Kraft machbar, sagte Freundorfer. Es sei "schade, dass das Ehrenamt professionalisiert wird".

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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