Die Stadt Wolfratshausen verliert eines seiner alteingesessenen Geschäfte. Die Buchhandlung, Papeterie und Galerie Schwankl am Schwankl-Eck schließt im Oktober dieses Jahres. "Wir hatten bis zu 30 Prozent Umsatzrückgang", sagt Inhaberin Ursula Schille-Schwankl. Diesen Abwärtstrend führt sie auf die Konkurrenz durch die Buchhandlung Rupprecht zurück, die seit sieben Monaten am Obermarkt residiert. "Wir hatten keine Chance", so Schille-Schwankl.
Mit individueller Beratung, einem literarischen Angebot abseits der Bestsellerlisten und einem eigenen Internetportal mit 24-Stunden-Bestellmöglichkeit hatte sie versucht, im Wettkampf der drei Wolfratshauser Buchhandlungen zu bestehen. Zudem veranstaltete sie weiterhin Lesungen und Ausstellungen in der Galerie. Vergebens.
Die Stammkunden, sagt die Inhaberin, seien ihr treu geblieben, doch "ein relativ hoher Anteil der Laufkundschaft" sei verloren gegangen. Dadurch sei es "unvermeidlich, wenn auch tief traurig", den Laden dichtmachen zu müssen. Nach 185 Jahren am Ort sterbe damit eines der ältesten Geschäfte in Wolfratshausen. "Die Altstadt wird dadurch noch ein Stück weniger lebendig sein", sagt sie.
1826 gründete Anton Schwankl die Buchbinderei mit Laden. Eine Druckerei kam später hinzu. Dann ein Zeitungsverlag. Anfang der siebziger Jahre wurde das Geschäft zur Buchhandlung umgebaut, seit 1983 ist Ursula Schille-Schwankl die Geschäftsführerin. "Auf der einen Seite bin ich ein bisschen erleichtert, dass eine Entscheidung gefallen ist, auf der anderen Seite knabbere ich daran herum", erzählt sie.
Wie es mit dem Schwankl-Eck weitergeht, steht noch nicht fest. Sicher sei, dass "der Laden, so wie er jetzt ist, umgebaut werden muss", sagt Ursula Schille-Schwankl. Wer als Nachfolger einzieht, sei offen. "Das ist noch nicht öffentlichkeitsreif."
Der Räumungsverkauf beginnt am Montag, 4. Juli, und dauert drei Monate. Bei einer Geschäftsaufgabe entfällt die Buchpreisbindung für einen Zeitraum von 30 Tagen. Leser können in der Galerie Schwankl deshalb bis einschließlich 2. August Bücher unter dem festgesetzten Ladenpreis kaufen. Der Bestell- und Lieferservice bleibe bis zum September bestehen, teilt die Inhaberin mit. "Das ist ja unser Geschäft."
Auch Vernissagen und Lesungen möchte sie noch organisieren. So sei zur Wolfratshauser Kunstmeile nochmals eine Ausstellung mit einer Präsentation in den Schaufenstern geplant, erklärt die Inhaberin. Das Aus für ihren Laden hatte sie schon geahnt, als sich die Buchhandlung Rupprecht im Dezember 2010 ansiedelte. "Ich wusste, wenn sie kommt, werden wir das wahrscheinlich nicht überstehen."