Wolfratshausen:Autos im Fluss

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Die Flößerstadt versinkt im Stau und ist vor allem für Fahrer zwischen Garmischer und Salzburger Autobahn eine Engstelle. Das soll nun ein Verkehrsgutachten ändern

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Wolfratshausen versinkt nach Ansicht vieler seiner Bürger regelmäßig im Straßenverkehr, und auch Fahrer, die auf der Nord-Süd-Achse B 11 oder auf der West-Ost-Verbindung zwischen der Garmischer und der Salzburger Autobahn unterwegs sind, empfinden die Straßen der Stadt oft als Engstellen. Im jahrzehntelangen Ringen um Lösungen hoffen die Stadträte nun auf neue Ansätze. Sie haben eine Simulation des Verkehrsflusses in weiten Teilen der Stadt in Auftrag gegeben, in der sich mögliche Eingriffe mitsamt ihren Auswirkungen darstellen lassen. Bezahlen soll die Studie die Kraft-Stiftung, die am Bahnhof ein neues Einkaufszentrum bauen lassen will.

Dieses Vorhaben hatte die Stadträte schon mehrere Male beschäftigt. Im Anfang des Jahres beschlossenen städtebaulichen Entwicklungskonzept haben sie das Gebiet der jetzigen Baustoffhandlung Kraft ausdrücklich für großflächigen Einzelhandel vorgesehen, von dem sich viele auch belebende Effekte für die nahe Altstadt erhoffen. Doch aus Sicht der Räte steht und fällt das Vorhaben mit einer Lösung für die Verkehrsprobleme, mit denen wegen der Nähe zum ohnehin problematischen Bahnübergang an der Sauerlacher Straße zu rechnen sei. Ein erstes positives Verkehrsgutachten des Investors wurde im Rathaus als ungenügend erachtet, weshalb die Räte auf seine Kosten bei einem neutralen Experten eine ausführlichere Studie bestellt haben. Diese Studie hat der mit Wolfratshausen seit vielen Jahren vertraute Verkehrsgutachter Harald Kurzak inzwischen vorgelegt. Sie war Gegenstand einer nicht öffentlichen Sondersitzung des Rates in den vergangenen Tagen. Hinter verschlossen Türen haben sich die Stadträte darauf geeinigt, die Simulation vom engeren Umgriff des Projekts an der Sauerlacher Straße auf nahezu alle neuralgischen Punkte im Stadtgebiet ausweiten zu lassen. Zu diesen Punkten zählen etwa der Wasen, die Ecke Sauerlacher Straße und Floßkanal, die Nantweiner Friedhofskreuzung sowie die Roma-Kreuzung und die unmittelbar benachbarte Kreuzung von Königsdorfer, Pfaffenrieder und Schießstättstraße. Mehr oder weniger unausgesprochen verbindet man im Rathaus damit die Hoffnung, auf Kosten des Investors endlich zu dem umfassenden Verkehrskonzept zu kommen, das die Stadträte seit vielen Jahren verlangen. Kurzak, der auf seinen früheren Studien aufbauen konnte, hat umfangreiche Verkehrszählungen an vielen Punkten im Stadtgebiet anstellen lassen. Schon sein bisheriges Gutachten habe Möglichkeiten aufgezeigt, den Verkehrsfluss zu verbessern, heißt es von mehreren Seiten hinter vorgehaltener Hand. Bei vielen - aber beileibe nicht allen - Räten hat das die Hoffnung genährt, der Lösung der anhaltenden Verkehrsprobleme endlich etwas näher zu kommen.

Was das geplante Einkaufszentrum betrifft, bleiben einige Kritiker und Räte bei ihrer Ablehnung. Selbst wenn die Planung statt der befürchteten zusätzlichen Verkehrsprobleme nun sogar Verbesserungen bringen sollte, sei das noch nicht mit einer Zustimmung zu dem Projekt verbunden. Einigkeit besteht darin, dass mit einem Einkaufszentrum, das sich um einen großen Supermarkt und einen Discounter ballen soll, auf jeden Fall einige Änderungen an den umliegenden Straßen nötig würden - etwa eine Ampel an der Einmündung des Moosbauerwegs in die Sauerlacher Straße. Auch der Moosbauerweg und damit die Zu- und Abfahrt der Kreisklinik ist zu den Hauptverkehrszeiten an seinen beiden Enden schon jetzt oft blockiert. Vorschläge der Stadtverwaltung, dort einen Schutzstreifen für Radfahrer einzurichten, sollen nun ebenfalls erst einmal simuliert werden.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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