Wolfratshausen:Aus der Notmaßnahme keine Dauerlösung machen

Lesezeit: 2 min

Nach dem Murenabgang haben Stadtwerke und Feuerwehr eine provisorische Grube gebraben, in der das Wasser aufgefangen und abgepumpt wird. (Foto: Hartmut Pöstges)

Günther Eibl spricht von "beschämender Stadtratsarbeit", weil der Bürgermeister Alfred Fraas' Ideen zur Bergwaldsicherung als nicht notwendig erachtet

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Starkregen, der am 5. Juni tonnenweise Geröll den Bergwaldhang hinuntergespült und die Frauenkapelle überflutet hat, traf Wolfratshausen unvorbereitet. Zwar war die Erosionsgefahr an der Stelle länger bekannt, der Stadtrat hatte im Frühling auf die Dringlichkeit eines Rückhaltebeckens über dem Hang hingewiesen. Der Murenabgang an einem Sonntag kam aber zur Unzeit. Auch für Stadtrat Alfred Fraas (CSU). Denn der hatte sich zwar akribisch mit der Erosion des Hanges und seinen Ursachen auseinandergesetzt und unter anderem die Niederschlagsmengen am 24. Mai genau dokumentiert. Seinen Lösungsvorschlag, das Wasser über einen Wall auf dem Golfplatzgelände nach westen Richtung Rauschergraben abzuleiten, präsentierte er jedoch bei der Vorbesprechung zum Bauausschuss am Tag nach dem Murenabgang. Da hatten Feuerwehr und Stadtwerke am Plateau längst ein provisorisches Loch ausgehoben, von dem das Wasser seither über Schläuche in den Rauschergraben abgepumpt wird.

"Die Maßnahme greift", erklärt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Was ihn auch in der Überzeugung bekräftigt, dass das Rückhaltebecken an der Stelle, das inzwischen vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA) positiv begutachtet wurde, die richtige Lösung ist. Für einen Wall Richtung Westen sieht Heilinglechner keine Notwendigkeit, auch wenn Fraas ihm angeboten hat, die Baggerarbeiten dort selbst ausführen zu lassen.

Fraas jedoch gibt nicht auf. Bei der CSU-Bürgerrunde am Donnerstag hielt er einen Vortrag, bei dem er die Chronologie und die Ursachen der jüngsten Erosion am Bergwaldhang noch einmal darlegte. Er habe seinen Vorschlag auch dem WWA geschickt, erklärte Fraas und legte ein Antwortschreiben der Behörde vor. Wenn das Wasser vom Wall aus "breitflächig in die bewaldete Fläche entsorgt" und nicht über Rohre in ein Gewässer eingeleitete werde, sei das genehmigungsfrei, steht dort. Und als Fazit: "Wir empfehlen die kostengünstige, genehmigungsfreie Umleitung des wild abfließenden Wassers (...) Damit wäre die bereits begutachtete Maßnahme nicht mehr erforderlich."

Fraas sieht in der Antwort eine klare Empfehlung für seine Lösung statt des geplanten Rückhaltebeckens. Er habe das Schreiben am 13. Juni sowohl an das Landratsamt als auch an Heilinglechner weitergeleitet, sagte er. Dass dieser weiterhin am Rückhaltebecken festhalte, sei daher unerklärlich. Seine Parteifreunde pflichteten ihm bei. "Wir sind sehr traurig", sagte der Fraktionssprecher der CSU im Stadtrat, Günther Eibl. Heilinglechner habe alle Unterlagen vorliegen, und es passiere nichts. Dass er die kostengünstige Lösung von Fraas nicht annehme, sei "eine beschämende Stadtratsarbeit."

Das WWA relativiert jedoch die Empfehlung. Sie habe geglaubt, die Frage sei im Auftrag der Stadtverwaltung gestellt worden, sagt die zuständige Abteilungsleiterin Dora Schulze auf Anfrage. In ihrer Antwort habe sie nur empfohlen, dass, wenn sich die Stadt für die Ableitung per Wall nach Westen entscheide, das Wasser breitflächig absickern müsse, weil das im Gegensatz zu Rohren, genehmigungsfrei sei. Von der Grube, die inzwischen ausgehoben war, habe sie nichts gewusst. "Wir haben nicht bewertet, ob eine Maßnahme sinnvoller ist als die andere", betont Schulze. Das geplante Rückhaltebecken sei "gut und entspricht dem Stand der Technik". Für Heilinglechner wäre der Wall nur Soforthilfe gewesen. "Es hilft nichts, wenn wir aus der Notmaßnahme eine Dauerlösung machen."

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: