Wolfratshausen:Aus dem Keller in alle Kliniken

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Elcat-Geschäftsführer Bernd Marquardt zeigt den Mitgliedern der Wolfratshauser Unternehmervereinigung UWW den Vasolab 320. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Wolfratshauser Ultraschallgeräte-Hersteller Elcat kritisiert das langsame Internet

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Der Laie muss vielleicht nicht unbedingt wissen, was ein Dopplersystem ist und wie ein Plethysmograph funktioniert. Für einen Arzt verbergen sich hinter derlei kryptisch anmutenden Begriffen indes wichtige Methoden der Ultraschallmessung, wenn es gilt, beim Patienten Organ- und Gefäßveränderungen festzustellen. Möglich wird dies durch High-Tech-Geräte, wie sie die Wolfratshauser Firma Elcat produziert, ein im Jahr 1981 gegründetes, mittelständisches Unternehmen, das im Gewerbegebiet an der Loisach residiert und in dieser Woche interessierte Mitglieder der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW) zu einer Betriebsbesichtigung empfangen hat. Beim Rundgang durch die Räume am Bürgermeister-Finsterwalder-Ring erläuterte Geschäftsführer Bernd Marquardt, wie sich Elcat seit seinen Ursprüngen in einem Waldramer Keller entwickelt hat und welche Klippen zu überwinden waren, um das Unternehmen in seiner engen Wirtschaftsnische als Branchenführer zu etablieren. Entspannt zurücklehnen kann sich das Unternehmen mit seinen zwischenzeitlich etwa 25 Angestellten trotz seiner Aufwärtsentwicklung nicht - auch eine so überschaubare Firma sei letztlich "gefordert wie ein großer Konzern", betonte Marquardt.

Besonders anspruchsvoll ist es nach seinen Worten, die vorgeschriebenen wissenschaftlichen Normen und die Vorgaben des Gesetzgebers zu erfüllen und die immer nur fünf Jahre lang gültigen Zertifizierungen zu erwerben. "Ein Riesenproblem" sei es bei alledem, dass man bei der jeweiligen Produktzulassung immer die Bestimmungen der einzelnen Exportländer beachten müsse, international gültige Normen gebe es leider nicht. Somit sei jeder Mitarbeiter zu größtmöglicher Flexibilität angehalten. Zu den Problemen, mit denen es Elcat zu tun hat, zählt Marquardt nicht zuletzt "die schlechte IT-Anbindung" am Wolfratshauser Standort. Er habe sich schon mehrfach schriftlich an die Stadt gewandt, leider komme man hier nicht vorwärts. Ungeachtet solcher Widrigkeiten werden die Geräte in 35 Länder exportiert, in Deutschland sind sie "mittlerweile in jeder Klinik gelistet", wie Marquardt versicherte. Aber auch das Geschäft mit China habe sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Dabei habe es sich als sehr förderlich erwiesen, dass die Elcat-Sonden immer wieder in wissenschaftlichen Publikationen erwähnt werden, denn Elcat arbeitet mit mehreren Universitätskliniken und der TU Aachen zusammen.

Technische Details dieser Ultraschall-Diagnostik erläuterten beim Rundgang in drei Gruppen die führenden Mitarbeiter, darunter der rund um die Welt reisende Vertriebs-Chef Ralf Würzburg. Demnach ermöglichen die Doppler-Sonden eine Untersuchung der Blutflussgeschwindigkeit - aufgrund spezifischer Verwirbelungen des Blutes werden Rückschlüsse auf Veränderungen an Venen- und Arterienwänden möglich. Besonders wichtig ist hierbei, Thrombosen und Verengungen erkennen zu können. Zum Einsatz kommen die Sonden aber auch bei schwangeren Frauen, bei ihnen kann ab der neunten Schwangerschaftswoche die Herztätigkeit des Fötus dargestellt werden. Wichtig sind nicht zuletzt Messungen im Bereich des Gehirns. Hergestellt werden in den Wolfratshauser Betriebsräumen einfache Handsonden, aber auch stationäre Großgeräte, die schon mal bis zu 40 000 Euro kosten. Dies erfordert eine umfangreiche Lagerhaltung und viel Verwaltungsaufwand - "es muss einfach alles dokumentiert werden, ein Horror", stöhnte Würzburg. Entsprechend beeindruckt zeigten sich die UWW-Mitglieder.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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