Wolfratshausen:Auf der Suche nach Baugrund

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CSU befasst sich mit dem Siedlungsdruck, der von München ausgeht - und mit dem Hallenbad

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen rückt immer näher an den Münchner Speckgürtel und sieht sich zunehmend dem von dort ausgehenden Siedlungsdruck ausgesetzt. Dies sei ein umso größeres Problem, als aufgrund von "staatstragenden Fehlentscheidungen" in der Ära von Bürgermeister Willy Thieme - gemeint ist die Eingemeindung Geltings nach Geretsried - kaum noch Baugrund zur Verfügung stehe. Dies beklagte der Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat, Günther Eibl, bei der jüngsten Bürgerrunde in der Flößereigaststätte. "In München stagnieren die Grundstückspreise, in Wolfratshausen explodieren sie."

Zu den wenigen freien Flächen, die sich für eine Bebauung eignen würden, zählt die Coop-Wiese in Waldram. Entsprechenden Begehrlichkeiten aber widersetze sich die CSU. Die Wiese sei die grüne Lunge Waldrams, eine Bebauung würden sich die Bewohner des Ortsteils nach Eibls Erwartung nicht gefallen lassen. Anders sei die Situation an der Sauerlacher Straße 15, wo das alte Krankenhaus steht. Seine Fraktion sei dafür, hier Wohnraum zu schaffen. Ein Bauträger müsste allerdings viel investieren, denn das Haus, das vom baulichen Zustand "ziemlich fertig" sei, stehe unter Denkmalschutz. "Ich ziehe vor jedem Investor den Hut, der den Mut aufbringt, sich hier zu engagieren", sagte Eibl. Grundsätzliche Probleme, das auf der Fläche liegende hohe Baurecht bei gleichzeitigem Erhalt des alten Krankenhauses zu nutzen, sieht Eibl nicht. Die Architekten müssten wohl in der Lage sein, "das gestalterisch umzusetzen." Wohnungsbau ist aus Eibls Sicht noch auf dem Gelände des ehemaligen Kindergartens in der Auenstraße möglich, das der Kirche gehört.

Sozialen Wohnungsbau könnte sich Paul Brauner, vormaliger Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft, aufgrund der umgebenden Bebauung mit Einfamilienhäusern dort nicht vorstellen, ebenso wenig wie die Erschließung der Coop-Wiese. Ein weiteres potenzielles Baugrundstück ist das ehemalige Klein-Anwesen, das die Besitzerin je zur Hälfte Stadt und Kirche vermacht hat. Auch hier gilt es, ein altes Haus zu erhalten, die Villa im vorderen Teil des Grundstücks, die laut Testament nicht abgerissen werden darf. Die Verhandlungen mit der Kirche gestalten sich schwierig, auch der Bebauungsplan müsste geändert werden.

Der größere Teil der Bürgerrunde entfiel auf das heiß diskutierte Dauerthema interkommunales Hallenbad. Fried-Thorsten Jantzen, einer der drei Initiatoren des Bürgerbegehrens pro Hallenbad, informierte über den aktuellen Sachstand. Die häufigste Frage, die ihm gestellt werde, sei die nach der Zahl der bisher gesammelten Unterschriften, sagte Jantzen. Die aber wollte er nicht verraten. Denn dann bestehe nach seiner Erwartung die Gefahr, dass der eine oder glaube, es käme nun auf seine Unterschrift nicht mehr an. Es müssten sich aber alle Befürworter in die Listen eintragen, denn um mögliche Fehler und Unstimmigkeiten auszugleichen, sei jede Stimme nötig. "Ziel sind 1500 Unterschriften", erklärte Jantzen, der sich zuversichtlich zeigte, diese runde Zahl zu erreichen. Die Stimmung sei absolut positiv, große Zustimmung erfahre man auch von Sportvereinigungen wie dem Bayerischen Landessportverband (BLSV).

Eibl bedauerte, "dass die ganze Geschichte im Stadtrat schiefgegangen ist". Nun sei "das Stimmungsbild zwischen Wolfratshausen und Geretsried nicht mehr das beste". Umso mehr gelte es nun, "die Kuh vom Eis zu holen". Eibl trat auch der Meinung entgegen, dass Wolfratshausen im Falle einer Beteiligung an den Betriebskosten keinerlei Mitspracherecht mehr habe - es gebe dann immer noch "eine Art Verwaltungsrat, der festlegt, was läuft". Brauner stellte die Frage in den Raum, ob sich nicht wenigstens einer der drei Stadträte der CSU, die sich einer Beteiligung verschlossen hatten, umstimmen ließe. Er nannte auch einen Namen: Renate Tilke. Wenn allein sie ihre Meinung ändere, "könnte man sich den ganzen Bürgerentscheid sparen", sagte Brauner unter Beifall. Im übrigen sei es auch keine Schande, seine Meinung zu ändern, vielmehr sei dies lobenswert, denn es gehöre Mut dazu.

Optimistisch äußerte sich auch Eibl. Er könne sich gut vorstellen, dass der eine oder andere seine Entscheidung überdenken werde. Denn letztlich sei niemandem daran gelegen, "als Betonfraktion" in die Wolfratshauser Geschichte einzugehen.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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