Wolfratshausen: Vandalismus-Debatte:Forster lässt nicht locker

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Der Bürgermeister denkt über eine Sperrzeitverlängerung nach - obwohl Sachbeschädigungen kaum mehr ein Problem sind.

Matthias Köpf

Anfang dieses Jahres wollte sich Bürgermeister Helmut Forster das Ganze nicht mehr länger mit ansehen: Über mehrere Monate hinweg hatte eine Reihe von Sachbeschädigungen Wolfratshausen vielleicht nicht unbedingt unsicher gemacht, wohl aber viele Wolfratshauser verunsichert. Zu Sachschäden und Ruhestörungen kam es in aller Regel zu nachtschlafender Stunde, zu der allerdings drei Wolfratshauser Lokale immer noch geöffnet hatten.

Bürgermeister Helmut Forster befürwortet eine Sperrzeitverlängerung anstelle eines patroullierenden Sicherheitsdienstes. (Foto: dpa)

Anfang Februar schließlich setzte der Bürgermeister den lokalen Wirten die Pistole auf die Brust: Entweder sie zahlen einen privaten Sicherheitsdienst, der nächtens durch Wolfratshausen patroulliert, oder die Stadt verlegt ihnen die Sperrstunde um zwei bis drei Stunden auf 1 oder 2 Uhr nach vorn.

Die solcherart bedrängten Wirte sagten zu, ihre Gäste möglichst zu mäßigen - und der Bürgermeister tat für sich Ähnliches und stimmte zu, die Lage für einige weitere Wochen zu beobachten. Passiert ist seither so gut wie nichts, doch die angedrohte Sperrzeitverlängerung ist für Forster deswegen "auf keinen Fall vom Tisch".

Er werde demnächst noch einmal das Gespräch mit den Wirten suchen und mit ihnen "schon Klartext reden", kündigt Forster an. Der Bürgermeister tendiert nach eigenen Worten noch immer zur "Sperrzeitverlängerung", und zwar sowohl ganz grundsätzlich als auch im Vergleich zur Sicherheitsdienst-Option, die auch von der örtlichen Polizei kritisch gesehen wird.

In deren täglichen Polizeiberichten taucht der Tatbestand "Sachbeschädigung" seit Monaten kaum mehr auf - und manchmal stellt sich der Täter am folgenden Tag sogar selbst wie jüngst bei einer zerbrochenen Schaufensterscheibe. Eine kaputte Scheibe, ein verbeultes Ladenschild oder ausgerissener Blumenschmuck seien hinsichtlich der Häufigkeit und der Schadenshöhe ohnehin "kein großes polizeiliches Problem", sagt der stellvertretende Wolfratshauser Dienststellenleiter Christian Neubert. Zwischenzeitlich habe es derlei in der Innenstadt zwar etwas öfter gegeben, doch das habe sich beruhigt.

Ähnliches gilt für die öffentliche Debatte über das meist "Vandalismus" genannte Problem. Diese hatte sich im vergangenen September daran entzündet, dass einige Werke der Wolfratshauser Kunstmeile in die Loisach gewuchtet oder anderweitig beschädigt worden waren. Der Fall zählt zu den insgesamt 249 polizeilich registrierten Sachbeschädigungen des Jahres 2010, die sich aber zum größten Teil in Farchet oder Waldram abgespielt haben und von denen bisher nur rund ein Sechstel aufgeklärt werden konnte.

Neubert versteht durchaus, dass so etwas "das subjektive Sicherheitsgefühl" beeinträchtigt. Dringenden Handlungsbedarf sieht er aber nicht, auch wenn aus seiner Sicht eine Sperrzeitverlängerung der Polizei das Leben in manchen Nachtschichten etwas leichter machen würde.

Dass die Lage in Wolfratshausen zuletzt "ein bisschen besser" geworden ist, räumt auch der Bürgermeister ein - freilich nicht ohne Verweis auf die Parkbank, die in der Freinacht vom Sebastianisteg in die Loisach geworfen wurde, wo sie ins Wasser springenden Kinder gefährlich werden könne.

Eine landesweite Sperrzeitverlängerung hat sich vor allem wegen des Widerstands der FDP im Kabinett mittlerweile erledigt, und so will Forster auch die Wolfratshauser Debatte per Gespräch mit den Wirten zu einem baldigen Ende bringen - dies aber "am besten mit einem konkreten Ergebnis."

© SZ vom 08.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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