Leserbrief:Huch - der Wolf kommt

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Wölfe im Bayerischen Wald. Im Altmühltal wollen die Bauern jetzt einen Rüden abschießen lassen. (Foto: Imago/imagebroker)

Mit den Anträgen auf Landkreisebene oder der bayerischen Wolfsverordnung ist ein Thema für die Landtagswahl gesteckt, mit dem man eine erzkonservative Klientel befriedigen kann.

Zu "Streit über Umgang mit dem Wolf" vom 25. Juli:

Solange noch kein Wolf am Horizont zu sehen war, war der strenge Schutz, den Wölfe in Europa und damit auch in Deutschland und Bayern genießen, unbestritten. Wölfe seien die Gesundheitspolizei der Wälder hieß es, auch dringend nötig, um den Wildverbiss in Schutzwäldern zu reduzieren - und keine Konkurrenz für Jäger, keine Bedrohung für Großmütter und Babys, sondern dringend nötig, um ein natürliches Gleichgewicht zu erhalten. An Hunderte von Hunden gehetzte und gerissene Rehe haben wir uns auch gewöhnt. Schlagzeilen macht es allenfalls, wenn ein Jäger so einer Hetzjagd gezielt ein Ende bereitet. Jetzt aber - wo sich im benachbarten Landkreis erste Zeichen einer Wolfswiederkehr finden - soll das nicht mehr gelten. Da wird jeder Hunderiss dem bösen Wolf zugeschrieben und lauthals eine Abschussgenehmigung gegen Killerwölfe gefordert.

Nun ist es tatsächlich so, dass Wölfe Aas- und vor allem Fleischfresser sind. Sie plündern auch nicht die Spargelfelder der Ebene. Sie jagen - im Gegensatz zu Hunden - aber nicht zum Spaß, sondern rationell. Sie jagen so viel, wie sie brauchen, und suchen sich die leichteste Beute aus, auch unter den Schafen, die unverantwortlich ohne Aufsicht und Kontrolle in den bayerischen Bergen unterwegs sind. Nikolaus Rauchenberger, Bürgermeister von Jachenau, meint dann zur Verteidigung der dafür Verantwortlichen auch, "dass Schutzmaßnahmen gegen den Wolf im Gelände nicht möglich" sein sollen.

Einer solchen Behauptung würden die Alpbauern in den Wolfsgebieten der südlichen Schweiz widersprechen. Mit Herdenschutzhunden kann dort auch im steilen Gelände so viel Schutz erreicht werden, dass Wölfe (und sogar Bären) eine leichtere Beute wählen. Warum das in Bayern nicht möglich sein soll - dafür bleibt Rauchenberger eine Erklärung schuldig. Und dass die Jachenauer Bauern ihre Almweiden ordentlich mit Zäunen sichern - auch im Gelände -, das scheint dem Bürgermeister entgangen zu sein. Ja, diese Zäune sind nicht "wolfssicher". Aber in Zusammenhang mit anderen Schutzmaßnahmen ausreichend genug, um Wölfe von den umzäunten Almweiden mit Schafen und Jungrindern fern zu halten.

Mit den Anträgen auf Landkreisebene oder der bayerischen Wolfsverordnung ist ein Thema für den kommenden Landtagswahl gesteckt, mit dem man eine erzkonservative Klientel befriedigen kann. Dass sich das Thema nach den Landtagswahlen totlaufen wird, ist populistischen Stimmenfängern egal.

Erich Sczepanski, Penzberg

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