Winterdienst :Seit drei Uhr morgens unterwegs

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Spätestens um sechs Uhr morgens müssen die Straßen befahrbar sein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Thomas Hörburger aus der Straßenmeisterei Wolfratshausen schildert das Räumen, Streuen und gelegentliche "Hase- und Igel-Spiele"

Von Martin Brjatschak, Wolfratshausen

Jeder Autofahrer kennt es: Ist das Blitzeis auf der Straße, wird der Anblick der gelben Lichter der Räumfahrzeuge zur Freude und Erleichterung. Die Arbeiter der Straßenmeisterei sind in solchen Fällen bereits von drei Uhr morgens an unterwegs. Sie räumen den Schnee von den Straßen und Wegen, bestreuen die Fahrbahnen gegen Glätte - und tragen so erheblich zur Sicherheit im Straßenverkehr bei.

Neben dem eigentlichen Räumen und Streuen sei auch das "Ausputzen" der Straße wichtig, erklärt der Straßenwärter Thomas Hörburger während seiner Tour. Und das endet schon mal mit einem "Hase-und-Igel-Spiel", wie es der 37-Jährige nennt. Wie zum Beweis hält kurze Zeit später ein kleines, gemeindeeigenes Räumfahrzeug quer auf der Straße. Der Fahrer steigt aus und beschwert sich. Er müsse den Gehweg mehrmals abfahren, da die großen, staatlichen Räumfahrzeuge ständig den Schnee wieder darauf schleuderten. Hörburger verspricht, das Anliegen weiterzuleiten. Als der Gemeindearbeiter zu seinem Fahrzeug eilt, schmunzelt der 37-Jährige: "Genau das meine ich, das ist das Hase-Igel-Spiel. Das gibt's hier immer." Die Fahrt setzt er nun vorsichtiger fort.

Neben dem Winterdienst hat eine Straßenmeisterei jedoch noch weitere Aufgaben: die Herstellung und Unterhaltung der Straßen, die Aufstellung und Wartung von Verkehrszeichen oder die Baustelleneinrichtung und Sicherung. Jürgen Neidhardt ist der Leiter der Straßenmeisterei Wolfratshausen, die zum Staatlichen Bauamt Weilheim gehört. Sie ist für den Nordlandkreis zuständig und damit für ein Streckennetz mit der Länge von etwa 220 Kilometern.

"Wir kümmern uns um die Bundes-, Staats- und Kreisstraßen, aber nicht um die Gemeindestraßen", erklärt der Hauptstraßenmeister. Für diese sei die jeweilige Kommune verantwortlich. Neidhardt sagt, die Straßenmeisterei müsse eine Befahrbarkeit von sechs bis 22 Uhr auf ihren Straßen gewährleisten. Um das Straßennetz innerhalb von drei Stunden räumen und in zwei Stunden bestreuen zu können, stünden dem Winterdienst acht Fahrzeuge zur Verfügung. Davon seien nur drei Eigentum der Straßenmeisterei.

Bei einem Einsatz gibt es im Winterdienst den Früh- und den Spätdienst, jeweils mit einem Einsatzleiter, Funktionsträger genannt, und drei Fahrern. Der Funktionsträger entscheidet, ob und wo geräumt wird. In der Frühschicht beginne er meist bereits gegen 1.30 Uhr oder früher mit der Kontrollfahrt, um sich ein aktuelles Bild von den Straßen machen zu können, erklärt Neidhardt. Auch die Fahrbahntemperatur sei von Bedeutung. Nähere sie sich dem Gefrierpunkt, müsse gestreut werden.

Entscheidet sich der Funktionsträger für einen Einsatz, werden die Fahrer in Rufbereitschaft davon in Kenntnis gesetzt. Ihr Arbeitstag beginnt in so einem Fall gegen drei Uhr morgens, damit die Straßen gegen sechs Uhr frei seien. Ob die Strecken mehrmals abgefahren werden müssen, steht im Ermessen des Einsatzleiters. Gegen zwölf Uhr beginnt der Spätdienst. Bei Bedarf am Wochenende werden die Arbeitszeiten nach Absprache festgelegt. Da sechs Funktionsträger und elf Fahrer eingestellt seien, könne die Besetzung wochenweise arbeiten, sagt Neidhardt. Auch die Früh- und Spätschichten werden gewechselt.

Thomas Hörburger ist seit fünf Jahren bei der Straßenmeisterei angestellt und zeichnet mit seinen Kollegen verantwortlich für möglichst geringes Verkehrschaos bei Wintereinbruch. Zuvor war der gelernte Zimmerer auf dem Bau tätig. Im Winter fährt er nun ein richtiges "Hightechgerät", schwärmt er von seinem Arbeitsfahrzeug.

Auf dem hinteren Teil ist das Streugemisch aus Salz und Sole geladen. Der Streuer sorge dafür, dass das Salz auf die Fahrbahn kommt, erklärt der gebürtige Münchner. Die Streumenge, die Länge oder die Breite können in der Fahrerkabine eingestellt werden. Bergstrecken werden beispielsweise mit einer größeren Menge bestreut. Auch der Pflug vorne am Fahrzeug ist steuerbar. So kann der Fahrer etwa bestimmen, mit welchem Gewicht dieser auf der Fahrbahn aufliegen soll. Ist die Straße nicht vereist, kann ein geringeres Auflagegewicht gewählt werden. So werde weniger Material und Straßenbelag verbraucht, erklärt Hörburger.

Unter den Kollegen herrscht eine freundliche Atmosphäre. "Wenn man am Rande des eigenen Gebietes Kollegen aus anderen Straßenmeistereien trifft, macht man oft zusammen Pause und unterhält sich", sagt der gelernte Zimmerer. Den 37-Jährigen stört allerdings der schlechte Ruf der Straßenwärter. So werde oftmals behauptet, dass die Arbeiter an Baustellen nur rumstünden, sagt er. Das hänge jedoch damit zusammen, dass die Arbeiter gelegentlich weniger Verkehr abwarteten, um die Verzögerungen so gering wie möglich zu halten.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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