Weihe vor 50 Jahren:Das heilige Herz Ebenhausens

Lesezeit: 2 min

Beinahe sechzig Jahre lang fanden hier katholische Messen statt. Nun wird damit Schluss sein. Die Profanierung ist beschlossene Sache. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Vor einem halben Jahrhundert wurde die Pfarrkirche Sankt Benedikt geweiht. Zum Jubiläum gibt es einen Festreigen rund um den schlichten, aber beeindruckenden Bau, der Ebenhausen mit Schäftlarn verbindet

Von Erik Häußler, Schäftlarn

Die Pfarrkirche Sankt Benedikt in Ebenhausen feiert heuer das 50-jährige Jubiläum ihrer Weihe. Ihre Entstehung mit ihrer heute ortsbildprägenden Erscheinung als moderne katholische Kirche ist eng verbunden mit der Entwicklung Ebenhausens. Denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestand die Gemeinde Ebenhausen aus nur einem Gutshof, einer Taverne und wenigen Häusern mit insgesamt rund 50 Einwohnern. Zur Jahrhundertwende wandelte sich das Dorf zum Luftkurort und aufgrund der vielen Sanatorien und Pensionsgäste, die darauf folgten, sowie der neuen Isartalbahn wuchs Ebenhausen aber rasch. Auch das nahe Kloster Schäftlarn und die vielen Bildungseinrichtungen des Ordens trugen zum Wachstum bei. Der kleine Weiler wurde zu einer Ortschaft. So beschreibt es Lia Schneider-Stöckl, die ein Buch zur Geschichte Ebenhausens geschrieben hat. Im Zuge dieser Entwicklung wurden auch die Stimmen lauter, die im Ort eine eigene Kirche haben wollten.

Der Kirchenbau fand nach dem Zweiten Weltkrieg in Ebenhausen breite Zustimmung, auch, weil der Weg zum Kloster Schäftlarn ein beschwerlicher war. Gerade das Kloster habe den Bau der Pfarrkirche Sankt Benedikt sehr unterstützt, weiß Schneider-Stöckl, die auch Vorsitzende des Pfarrgemeinderates ist. Der Verbundenheit der Pfarrgemeinde mit dem Kloster in Schäftlarn ist es zu verdanken, dass heuer das Jubiläum überhaupt begangen werden kann. Die Grundsteinlegung der neuen Kirche am 5. August 1961 fand nämlich durch einen der damaligen Äbte des Klosters Schäftlarn, Sigisbert Mitterer, statt. Mit Hilfe vieler lokaler Handwerker, aber auch italienischer, sogenannter Gastarbeiter, entstand die neue Kirche mit ihren 450 Sitzplätzen. Entworfen hatte sie der Regierungsbaumeister Hans Heps. Im Juli 1963 wurde Richtfest gefeiert und etwas mehr als zwei Jahre später, am 5. September 1965, fand schließlich die Weihe der Kirche mit ihrem 48 Meter hohen, schmalen Turm statt. "Diese Kirche wurde gebaut, damit die Gemeinde Ebenhausen ein Herz habe, einen heiligen Ort, ein Haus Gottes", erklärte Abt Ambros Rueß bei der Weihung.

Entstanden war eine moderne, recht schlichte Kirche. Sie sollte sich in die Landschaft einfügen, "nicht aufdringlich, aber doch hinweisend" sein, wie der Architekt Heps seinen Bau beschrieb. "Es war von Anfang an klar, dass die Kirche keine Konkurrenz zu der tollen Barockkirche des Klosters darstellen soll", ergänzt Schneider-Stöckl heute. Dennoch weist die Kirche beeindruckende Elemente auf. Das Altarbild sticht jedem Besucher sofort ins Auge. Gestaltet hat es der Maler Franz Nagel. Das Freskobild zeigt das "himmlische Jerusalem" mit seinen zwölf Toren. Orientiert hatte sich der Künstler dabei an der Bibel und den Schilderungen des Apostels Johannes, der Jerusalem in seinen Visionen so gesehen haben soll. Keine reale Stadt, vielmehr die seherischen Worte des Johannes, wollte Nagel in abstrakter Weise darstellen. Darüber hinaus hat der Münchner Künstler und Professor die bunten Fenstergläser entworfen, die bei Sonnenschein eine beeindruckende, sakrale Atmosphäre in der Kirche entstehen lassen und Weite und Höhe des Raums ergänzen. Beeindruckend sei auch die Akustik, weiß Schneider-Stöckl. Deshalb lockten viele Konzerte und die wöchentlichen Messen Besucher und Gläubige aus der ganzen Umgebung an.

Seit vergangenem Jahr gehört die Gemeinde Ebenhausen zum Pfarrverband Schäftlarn, den sie mit den drei weiteren Gemeinden in Baierbrunn, Hohenschäftlarn und Icking bildet. Sankt Benedikt ist die größte der Kirchen und bildet damit das Zentrum des Pfarrverbandes.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: