Wahl:Kräfteverschiebung im Bezirkstag

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CSU und SPD müssen deutliche Einbußen verkraften. Die Grünen haben in Icking sogar die meisten Erststimmen

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Ebenso wie im Landtag haben sich im Bezirkstag die Kräfteverhältnisse verschoben. Im Stimmkreis - die Landkreise Bad Tölz Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen - verlor CSU-Direktkandidat Thomas Schwarzenberger im Vergleich zu 2008 fast zwölf Prozent. Der Krüner Bürgermeister kam nur noch auf 36,93 Prozent. Das reichte aber immerhin für den ersten Platz. Ihm folgt Georg Buchwieser (Grüne) mit 17,45 Prozent. Der Bad Heilbrunner Konrad Specker (Freie Wähler) erzielte 16,57 Prozent, Helmut Filser (AfD) 8,59 Prozent und Wolfgang Werner (SPD) aus Wolfratshausen 6,23 Prozent (Stand bei 179 von 195 ausgewerteten Stimmbezirken). Wer außer Schwarzenberger in den Bezirkstag einzieht, soll erst am Mittwoch feststehen.

Stark hinzugewonnen haben die Grünen, die ihren Stimmenanteil im Vergleich zu 2013 mehr als verdoppelt haben. In Icking konnte der Unterammergauer Buchwieser sogar Schwarzenberger vom ersten Platz verdrängen. Für den Grünen-Direktkandidaten stimmten in der Isartalgemeinde 29,63 Prozent - ein Vorsprung von rund eineinhalb Prozentpunkten.

Sehr zufrieden ist FW-Kandidat Specker mit seinem Abschneiden. Er sitzt bereits seit 2008 im Bezirkstag. Seine Stimmenzahl habe er gegenüber 2013 leicht steigern können, berichtet er. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen steigerte er sich bei den Erststimmen von rund vier auf zehn Prozent (32 von 48 Stimmbezirken ausgewertet). Im Tölzer Landkreis kam der Bäckermeister auf 18,03 Prozent. Er geht davon aus, über die Liste wieder in den Bezirkstag einzuziehen.

In seinem Heimatort reichte es für Specker diesmal aber nur zu 33,69 Prozent. Knapp 48 Prozent waren es noch vor fünf Jahren. "Das will ich nicht überbewerten", sagt der Bäckermeister. "Das ist nur eine Momentaufnahme."

Die Debattenkultur im Bezirkstag wird sich nach Einschätzung von Specker auch durch den Einzug der AfD kaum ändern. In diesem Gremium gehe es um konkrete Sachfragen, berichtet er. Dort komme eine Partei, die polemisieren wolle, kaum weiter. "Stimmungsmache ist Fehl am Platz."

Für die Sozialdemokraten ist das Ergebnis auch auf der höchsten kommunalen Ebene niederschmetternd. Ihre Stimmenzahl wurde im Vergleich zu 2013 mehr als halbiert. Der Bezirkstagskandidat und SPD-Kreisvorsitzende Wolfgang Werner wirkt angesichts dessen konsterniert. "Jeder Mensch möchte auf der Siegerstraße stehen und nicht einen Dämpfer nach dem anderen kommentieren", sagt er.

Mit dem Einzug in den Bezirkstag - Werner hatte auf dem letzten Listenplatz seiner Partei kandidiert - rechnet er nicht. Nur eines stimme ihn positiv, schildert er: In seiner Heimatstadt Geretsried habe er 13 Prozent erhalten. In Wolfratshausen sei er auf rund zehn Prozent gekommen. Zudem habe er neue Erfahrungen gewonnen. Denn bisher habe er nur auf Stadtrats- und Kreistagsebene kandidiert.

Jetzt gilt es für Werner, sich auf die Europawahl 2019 und die Kommunalwahlen ein Jahr später zu konzentrieren. Nach wie vor träten junge Leute in die SPD ein. Nun gehe es darum, wieder mehr Ortsverbände zu etablieren. "Wir geben noch nicht auf im Oberland", erklärt Werner.

Im Tölzer Landkreis sind die Sozialdemokraten bei den Zweitstimmen nur fünftstärkste Kraft: Die SPD kommt auf 6,27 Prozent, etwas vor der FDP, die 5,04 Prozent erhielt. Vor den beiden Parteien liegen die AfD (8,23 Prozent), die Freien Wähler (14,72 Prozent), die Grünen (18,82 Prozent) und die CSU mit 34,72 Prozent. Jüngste Bezirksrätin in Oberbayern könnte die Eglingerin Rhiannon Moutafis (Linke) werden. Die 18-jährige Studentin kam auf 2,59 Prozent, in Geretsried sogar auf etwas mehr als vier Prozent. Bei den Zweitstimmen erreichte die Linke 2,66 Prozent, Moutafis hatte den dritten Listenplatz. Für den Bezirkstag gilt im Gegensatz zur Landtagswahl keine Fünf-Prozent-Hürde. Mit der Frage, ob sie in das Gremium einziehe oder nicht, beschäftige sie sich derzeit nicht, sagt Moutafis. "Ich bin auf beides eingestellt, schauen wir mal."

André Göllrich (FDP) erhielt 4,07 Prozent, Hansjörg Barth (Bayernpartei) 3,74 Prozent; Rudolf Kühn (ÖDP) 2,16 Prozent; Christian Lutz (Die Partei) bekam 0,82 Prozent und Myriam Kalipke (Piraten) 0,51 Prozent. Arno Nunn (FLO) erhielt nur 0,33 Prozent.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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