Vorhaben abgelehnt:Keine Almhütte am Eisstadion

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Mit einem mobilen einstöckigen Blockhaus wollen die Wirte der Tölzer wee-Arena mehr Gäste bei Spielen und anderen Veranstaltungen bedienen. Der Bauausschuss lehnt das Vorhaben mit knapper Mehrheit ab

Von Klaus Schieder

Passt eine mobile Almhütte vor den Eingang des Tölzer Eisstadions? Der Gastwirt der wee-Arena hätte gerne eine Art eingeschossiges Blockhaus, um mehr Gäste zu den Zweitligaspielen der Tölzer Löwen oder bei anderen Veranstaltungen bedienen zu können. Bauamtsleiter Christian Fürstberger gefällt die Vorstellung allerdings nicht, ein Holzgebäude vor dem Stadion zu platzieren, das irgendwo "zwischen österreichischem Ski-Stil und Western-Look" angesiedelt ist. Nach kurzem Vortrag empfahl er den Stadträten am Dienstag im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss, den Antrag abzulehnen. Das Gremium tat sich damit allerdings schwer. Das Nein zur Almhütte fiel am Ende mit sechs zu vier Stimmen knapp aus.

Neben der Stadiongaststätte gibt es in der Eisarena auch drei Kioske und eine Eisbar. Die mobile Hütte mit Restauranttischen und Tresen soll im 45-Grad-Winkel zu den beiden bestehenden Gebäuden an der Straße Am Sportpark aufgestellt werden. Für Fürstberger kommt das nicht in Frage. Er verwies auf das Baugesetzbuch. Demnach sei das Vorhaben städtebaulich nicht vertretbar, die Ablehnung führe nicht zu einer unbeabsichtigten Härte, und es gebe auch keine Gründe, zum Wohl der Allgemeinheit eine Ausnahme zu machen. Die Almhütte spreche auch eine ganz andere Formensprache als die umliegenden Gebäude am Sportpark. "Das ist so eine Sache, wenn das an einer der Hauptzufahrtsstraßen liegt, das ist ja nicht irgendwo weit hinten", sagte der Bauamtsleiter. Außerdem bezweifelt er, dass das Blockhaus zu Eishockeyspielen und anderen Veranstaltungen herbei- und wieder weggefahren wird. "Das ist nicht mobil, das ist ortsfest."

Dieser Argumentation mochte Ludwig Bauer (CSU) nicht folgen. Im Umfeld gebe es zwei Sporthallen, einen Helikopter-Landeplatz, einen Skaterpark, einen Fußballplatz, eine "ehemalige Dritte-Reich-Kaserne", eine e-Motion-Base an der Sportjugendherberge, die "wie eine mongolische Jurte" aussehe, und "einen aufgestellten Schuhkarton mit Geschäften", sagte er. Da könne man keinen einheitlichen Baustil erkennen. Auch mindere die Almhütte das Defizit der Gastronomie. "Aber sie soll ja Umsatz machen, und wenn sie mehr Umsatz macht, kriegen wir auch mehr Pacht." Für Florian Rein (FWG) wäre das Blockhaus durchaus eine Bereicherung für den Sportpark. Da es sich zwischen Eisstadion und Fußballplatz befände, "hätte ich kein Problem damit", sagte er. Nach Ansicht von Camilla Plöckl (SPD) würde das kleine Restaurant schon dem Allgemeinwohl dienen, "weil man Feste feiern kann, auch mit dem EC Bad Tölz und seinen Spielern".

Ob dieser Redebeiträge zeigte sich Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG), der die Sitzung leitete, zutiefst erstaunt. Normalerweise suche der Bauausschuss geradezu penibel nach Fehlern in Bauanträgen, deshalb wundere er sich über die Großzügigkeit, sagte er. Schließlich sei völlig unklar, wie die Fluchtwege aussehen sollen, wo sich die Polizei dann postieren soll, ob die Werbepartner damit einverstanden seien. Seit die Tölzer Löwen wieder in der Zweiten Liga spielen, "wird auch der Wirt - das glaube ich schon - einen Aufschwung erleben", sagte Wiedemann: "Aber ich warne davor, alle bauplanerischen Maßstäbe fallen zu lassen." Für Michael Lindmair (FWG) ist der Platz vor dem Stadion mit seiner Eishockeyspieler-Skulptur, die verbogen sei und nach dem Willen des Künstlers nicht repariert werden dürfe, schon jetzt nicht sonderlich schön. "Aber die Hütte macht es nicht besser." Jürgen Renner (SPD) sprach von einem "Fremdkörper" an der Stelle. Er könne sich allenfalls etwas Abbaubares vorstellen, "aber nichts, das so festgezurrt ist".

Am Ende lehnte der Bauausschuss den Antrag des Gastwirts ab. Einen Kompromiss schlug allerdings Andrea Grundhuber (Grüne) vor. Man könne die Hütte in dieser Form zwar ablehnen, dem Wirt aber zugleich signalisieren, dass eine ebenerdige Gastronomie durchaus positiv gesehen werde, sagte sie. Immerhin sei das Entrée zur Eisarena "eine der wenigen Plätze in Tölz, wo man laut sein kann". Christof Botzenhart (CSU) mochte dem nicht folgen. Werde ein Bauantrag abgelehnt, sei es nicht üblich, "noch einen Wohlfühlantrag hinterher zu schieben". Damit schaffe man bloß Präzedenzfälle. Auch Grundhubers Vorstoß fand keine Mehrheit. Mit ihr stimmten nur Rein, Plöckl, Renner und Peter von der Wippel (FWG).

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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