Von September an:Neuer Stoff in alten Klassenzimmern

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In der ehemaligen Landwirtschaftsschule Wolfratshausen werden künftig Heilerziehungspfleger ausgebildet. Stadt und Träger sprechen von einer "idealen Lösung"

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Im September werden in der ehemaligen Wolfratshauser Landwirtschaftsschule keine Jungbauern und Hauswirtschafterinnen mehr unterrichtet, sondern Heilerziehungspfleger. Das Berufliche Fortbildungszentrum der bayerischen Wirtschaft (bfz) baut von Rosenheim aus die neue "HEP-Schule" in Wolfratshausen auf. Standortleiterin Dorothea Frank und ihre Stellvertreterin Marion Schädler haben diese Pläne nun erstmals im Detail erläutert. Demnach wird das bfz in Wolfratshausen zunächst 20 Heilerziehungspfleger und 20 Heilerziehungspflegehelfer ausbilden.

Die ehemalige Landwirtschaftsschule sei dafür ein idealer Standort, bekräftigte Frank bei einem Pressegespräch im Rathaus. Zum einen seien nur geringe Umbauten nötig. Zum anderen liege die Schule absolut zentral - "und nach Wolfratshausen kommt jeder gern her und besucht eine Fachschule". Das bfz, das dem Bayerischen Arbeitgeberverband gehört, betreibt drei Dutzend solcher Schulen und ist einer der größten privaten Schulträger in Bayern.

Der Schwerpunkt liegt auf den therapeutischen und den Pflegeberufen. Dazu zählen auch die Heilerziehungspfleger, wie sie das bfz an bisher sechs bayerischen Standorten unterrichtet. Im Oberland südlich von München klafft jedoch eine große Lücke in diesem Bereich. Man habe schon selbst an die Gründung einer HEP-Schule in der Gegend gedacht, als der Wolfratshauser SPD-Stadtrat und Stadtjugendpfleger Fritz Meixner im Vorjahr mit einem entsprechenden Vorschlag angeklopft habe. Meixner hat seinen Vorschlag mit Erfolg auch seinen Ratskollegen unterbreitet, als es Ende 2014 in einer Klausur um die Frage ging, ob die Stadt dem Landkreis dessen Hälfte der Landwirtschaftsschule für 1,25 Millionen Euro abkaufen solle. Wichtig sei es dabei gewesen, für den ganzen Komplex an der Bahnhofstraße nicht nur Geld auszugeben, sondern auch Einnahmen zu schaffen, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW).

Dorothea Frank ist Leiterin der Berufsfachschule für Heilerziehungspflege in Rosenheim. (Foto: Hartmut Pöstges)

Noch kann die Stadt die Räume nicht fix an das bfz vermieten, der Kaufvertrag mit dem Landkreis ist laut Heilinglechner noch nicht ausformuliert und unterschrieben. Das bfz seinerseits wartet noch auf die förmliche Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern. An der hegen Frank und Schädler aber keine Zweifel. Es sei ein großer Kraftakt gewesen, eine neue Schule in so kurzer Zeit zu konzipieren und das Vorhaben bis Ende März zur Genehmigung einzureichen. Entscheidende Vorarbeit dazu hat wiederum Meixner geleistet, der nicht nur den Bedarf und die Chancen für verschiedene Hoch- und Fachschulen ausgelotet hatte, sondern über die Weihnachtsferien auch eine lange Liste von praktisch allen sozialen Einrichtungen im Oberland zusammengestellt hat, in denen die angehenden Heilerziehungspfleger die notwendigen vier Praxismonate pro Schuljahr absolvieren können. Zugleich sind alle diese Einrichtungen mögliche Arbeitgeber für die angehenden Heilerziehungspfleger und -helfer. Zunächst wird es dort elf Lehrer und Mitarbeiter geben. Die Kosten trägt zum allergrößten Teil der Staat.

Aus Sicht von Heilinglechner und Meixner fügt sich die HEP-Schule ideal in die Pläne der Stadt mit dem gesamten Komplex. Dort gibt es bereits Räume für minderjährige Flüchtlinge sowie eine Kinderkrippe, die möglicherweise zur Dauereinrichtung werden könnte. Außerdem soll am rückwärtigen Teil des Geländes eine große Kindertagesstätte gebaut werden. Im Bestand sollen das Stadtarchiv, Gewerbe und Wohnungen Platz finden, dazu der jetzige Vereinsraum des TSV Wolfratshausen, den dann die HEP-Schule in Beschlag nehmen wird. Den Mehrzweckraum im Keller soll diese sich mit den Vereinen teilen, der Speisesaal könnte zu einem Veranstaltungsraum werden. Von der ehemaligen Lehrküche der Landwirtschaftsschule aus könnten in Zukunft die Kinder der Tagesstätte, aber womöglich auch die Gäste einer Kantine für die HEP-Schule und andere Einrichtungen bekocht werden.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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