Verlängerung der S7 nach Geretsried:Erhöhtes Beförderungsentgelt

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Die Kostenkalkulation für die Verlängerung der S 7 ist fast zehn Jahre alt. Eine neue Schätzung wird es nicht geben. Der Landkreis und die betroffenen Kommunen rechnen aber damit, dass sie ihren Anteil deutlich anheben müssen

Von Alexandra Vecchiato, Florian Zick und Konstantin Kaip, Wolfratshausen/Geretsried

Für die Verlängerung der S 7 nach Geretsried werden momentan die Weichen gestellt. Wie teuer das Schienenprojekt letztlich wird, ist derzeit aber noch offen. Die jüngste Kostenschätzung stammt aus dem Jahr 2012. Auf Basis einer Machbarkeitsstudie kam die Deutsche Bahn damals auf ein Investitionsvolumen von rund 167 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen wird es vorläufig jedoch nicht geben. Die Bahn will die Änderungen abwarten, die im Zuge des derzeit laufenden Planfeststellungsverfahrens zu erwarten sind. Erst danach könne man über die tatsächlichen Kosten sprechen, heißt es aus dem Konzern.

Für Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ist klar, dass dann vermutlich vollkommen andere Zahlen auf den Tisch kommen werden als das noch 2012 der Fall war.

"Jedes Jahr werden die Baukosten um zwei bis drei Prozent teurer", sagt er, "das kommt dann oben drauf." Dass es also wohl nicht bei den 11,9 Millionen bleiben werde, die der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuschießen muss, sei keine Überraschung, so Niedermaier. Der Kreis habe sich verpflichtet, mitzubezahlen, "und wenn es mit Schulden ist". Das sei aber nur eine Notlösung. Der Landkreis will lieber etwas auf einem S-Bahnkonto ansparen. "Wir denken an eine Sonderrücklage, die wir in den nächsten Jahren aufbauen wollen", erklärt Niedermaier. Voraussetzung hierfür sei es aber natürlich, endlich genau zu wissen, wie hoch der Kostenanteil sein wird, den der Landkreis zu stemmen haben wird.

Auch Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn mahnt mehr Transparenz an. Sterben werde das Projekt zwar nicht, nur weil es keine neue Kostenschätzung mehr gibt. Aber zumindest bestehe die Gefahr, dass sich der Baubeginn noch einmal verschiebe. Für den Bund als Hauptfinanzier sei eine Kostenschätzung nicht so wichtig, so Barth. Da komme es auf die eine Million hin oder her nicht so sehr an. Aber die Kommunen bräuchten dringend Kostensicherheit. Wolfratshausen und Geretsried müssten mit ihren städtischen Haushalten schließlich noch viele andere Aufgaben schultern. Der "faire Umgang mit den Partnern", so Barth, würde es deshalb erfordern, dass zeitnah neue Zahlen vorgelegt werden.

Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) rechnet fest damit, dass die Tieferlegung des Bahnhofs in Wolfratshausen in der neuen Kostenplanung noch einmal deutlich teurer wird - und damit auch der Anteil, den die beiden Städte Wolfratshausen und Geretsried zu tragen haben. Nun ist der Bahnausbau zwar keine kommunale Aufgabe. Nach dem Widerstand gegen eine Schrankenlösung an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen war Anfang 2014 jedoch eine zuvor schon verworfene Tunnellösung wieder aufgekommen. Die dafür veranschlagten Mehrkosten von 44 Millionen Euro muss im wesentlichen der Freistaat tragen. Der Landkreis schießt 11,9 Millionen zu, Geretsried und Wolfratshausen jeweils 2,6 Millionen Euro - so zumindest der Plan von damals.

Heilinglechner ist überzeugt, dass es bei diesen 2,6 Millionen Euro nicht bleiben wird. Die Verlängerung der S-Bahn sei eben ein Infrastrukturprojekt mit langen Planungs- und Realisierungszeiten, sagt er. Deshalb entferne man sich deutlich von den ursprünglich angedachten Schätzungen. Im Sommer 2017 hatten Verantwortliche der Bahn die Kosten deshalb auch schon einmal auf 200 Millionen Euro taxiert - im Vergleich zur ursprünglichen Schätzung ein Plus von fast 20 Prozent. Und auch im Wolfratshauser Rathaus hat man die Zahlen bereits entsprechend aktualisiert.

Für die geplante Bauphase, also für die Jahre nach 2024, hat die Stadt nicht die zugesagten 2,6 Millionen Euro, sondern vorsichtshalber sogar fünf Millionen eingeplant. "Konkrete Zahlen kann man erst einsetzen, wenn wir von der Bahn Genaueres wissen", sagt Heilinglechner. Er rechnet aber damit, dass der Wolfratshauser Anteil bis zur wirklichen Realisierung des Bahnprojekts sogar auf einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" ansteigen könne.

Dass diese Mehrkosten das ganze Projekt gefährden könnten, weil die Kommune angesichts anderer Aufgaben wie etwa der Generalsanierung und Erweiterung der Mittelschule ihren Anteil nicht aufbringen könnte, kann sich Heilinglechner nicht vorstellen. Wenn die exakte Kostenplanung vorliege, müsse man das in den Haushaltsansätzen für die betreffenden Jahre eben berücksichtigen, sagt er. Und dass es da Geld brauchen werde, "das haben alle auf dem Schirm".

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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