Verkehrsberuhigung:Ewiges Ringen um die Marktstraße

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Das Innenministerium lehnt eine Verkehrsberuhigung in der Wolfratshauser Innenstadt ab. Der Stadtrat nimmt das nicht hin.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Das Bayerische Innenministerium hat die Wolfratshauser Wünsche nach einer Verkehrsberuhigung in der Marktstraße fürs Erste zurückgewiesen. Die entscheidende Voraussetzung für eine solche Verkehrsberuhigung wäre es, dass der Bund seine B 11 nicht mehr durch den Markt, sondern in beiden Richtungen über den sogenannten Loisachring aus Bahnhofstraße, Floßkanal und Sauerlacher Straße führt. Dies sei aber nicht realistisch, heißt es vom Staatliches Bauamt Weilheim mit Bezug auf die Oberste Baubehörde im Innenministerium. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) will sich damit jedoch nicht zufriedengeben.

Er werde sich von einem Schreiben nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen, den Verkehr in der Marktstraße zu reduzieren, sagte Heilinglechner am Donnerstag. Am Abend zuvor hatte er das Behördenschreiben im Bauausschuss des Stadtrats öffentlich gemacht. Auch Fritz Schnaller (SDP) hatte daraufhin bekräftigt, das sich die Stadt bei dem Thema nicht einfach so abfertigen lassen dürfte. Hans Schmidt (Grüne) hatte gefordert, das Thema in aller Form im gesamten Stadtrat zu diskutieren und sich dazu von der eigenen Verwaltung und den beteiligten Behörden alle Optionen aufzeigen zu lassen.

Damit die Stadt ihren Markt zwischen Bahnhofstraße und Schwankleck mitsamt dem dortigen Verkehr nach ihren eigenen Wünschen gestalten kann, müsste er seinen Status als Bundesstraße verlieren und in die Verantwortung der Stadt übergehen. Gleichzeitig müsste der momentan teils städtische und teils staatliche Loisachring zur Bundesstraße werden, damit in der B 11 tatsächlich und verwaltungstechnisch keine Lücke entsteht. Die Oberste Baubehörde im Münchner Innenministerium, die dem Straßenbauamt und der ebenfalls beteiligten Regierung von Oberbayern übergeordnet ist, hat einen Umstufungsantrag aus Wolfratshausen nach Rathaus-Angaben nun einer Vorprüfung unterzogen und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass ein Vorstoß beim Bund keine Aussicht auf Erfolg habe. Denn der Bund könne Straßen nur dann umstufen oder verlegen, wenn sich deren Bedeutung für den großräumigen Verkehr grundsätzlich geändert habe. Dies sei bei der Wolfratshauser Marktstraße derzeit aber nicht der Fall - trotz der 2005 eingeführten und offiziell nur als Dauerprovisorium geduldeten Einbahnregelung mit Gegenrichtung eben über den Loisachring. Zudem bevorzuge der Bund besonders innerorts eine möglichst kurze und direkte Straßenführung, heißt es aus München - und der Loisachring sei um 700 Meter länger als der Markt, was "für den Bund auch kein Vorteil" sei. Grundsätzlich müssten von der Stadt erst einmal "alle rechtlichen Voraussetzungen für die gewünschte Umstufung geschaffen werden".

Worin diese Voraussetzungen bestehen, wollen die Stadträte nun genauer erfahren. Der Bürgermeister will sie ferner mit der Frage befassen, ob die Stadt in dieser Situation ein neues Verkehrsgutachten bestellen soll. Heilinglechner hatte die Entscheidung darüber hinausgezögert, um die nun eingetroffene amtliche Reaktion auf die Ideen zur Verkehrsberuhigung abzuwarten. Eine solche Studie wäre nicht nur für dieses Thema von Bedeutung, sondern auch für die von Heilinglechner selbst wieder aufgenommene Langzeit-Debatte über eine Umgehungsstraße für Wolfratshausen. Ob sie diese Debatte nun in einer Ratsklausur, in einer themenbezogenen Sondersitzung oder lieber überhaupt nicht weiterführen wollen, sollen die Stadträte am kommenden Dienstag entscheiden.

Der Bürgermeister selbst zweifelt nach eigenen Worten an der Notwendigkeit eines völlig neuen Verkehrsgutachtens, dass die Stadt einen sechsstelligen Betrag kosten werde. Gerade weil sich die Verkehrsströme durch Wolfratshausen in den vergangenen Jahren nicht grundlegend geändert hätten, könne wohl auch das Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2006 aktualisiert werden. Darin könnten auch Erkenntnisse aus der Verkehrsstudie für ein mögliches Einkaufszentrum beim Bahnhof einfließen, das die Stadt - auf Kosten des Investors - beim selben Büro wie ihr Gutachten von 2006 bestellt hat.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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