Verkehrs-App in Penzberg:Fahrkarte auf dem Handy

Lesezeit: 2 min

Penzberg setzt auf die Nahverkehs-App "Wohin-du-willst" des RVO. Damit soll man schon bald auch Tickets lösen können. Im Landkreis Weilheim-Schongau ist die Stadt damit ein Vorreiter

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Vom Penzberger Ortsteil Steigenberg nach St. Pauli in Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln - da dürfte es für Reisewillige mühsam sein, alle Verbindungen, Umsteigepunkte und Wege für die Fahrt herauszusuchen. Der Regionalverkehr Oberbayern, kurz RVO, hat sich jedoch etwas zur Vereinfachung einfallen lassen und geht dabei mit der Zeit. Mit der Wohin-Du-Willst-App haben die Nutzer die Mobilität sozusagen in der Hosentasche. Fahrplanauskünfte allein waren der Stadt Penzberg aber nicht genug. Künftig soll auch der Ticket-Kauf via App möglich sein. Von Januar 2021 an soll die Bezahlfunktion freigeschaltet sein. Penzberg ist somit die erste Kommune im Landkreis Weilheim-Schongau mit diesen Service. Vergangenes Jahr hatte RVO-Niederlassungsleiter Ralf Kreutzer im Rathaus die Mobilitäts-App vorgestellt. Die Stadt kaufte das Basispaket als Service für die Nutzer des Stadtbusses ein. Abrufbar ist nicht nur der Fahrplan des Stadtbusses, ebenfalls zeigt die App Zugverbindungen, S-Bahn, Tram und mehr. Schon damals war die Rede davon, dass Penzberg das Ticketing forcieren möchte. Auch der RVO plant, die App stetig auszubauen. "Ich will sie im ganzen Oberland haben", sagte Kreutzer bei der Vorstellung des Services im Penzberger Rathaus. Je mehr Landkreise sich an dem digitalisierten Mobilitätsangebot beteiligten, desto mehr Informationen würden in die App fließen, umso mehr Mehrwert hätten die Nutzer davon.

Inzwischen hat der RVO Erfahrungen für die Weiterentwicklung beim Förderprojekt "Chamobina" mit dem Landkreis Cham machen können. Die kostenlose Fahrplan-App soll zu einem umfassenden digitalen Service ausgebaut werden. Neben Fahrdauer, Kosten, Verspätungen und anderen Informationen können Push-Nachrichten abgerufen werden - in Echtzeit. Im Fall von Penzberg füttert die Stadt die App mit solchen Nachrichten etwa bei Baustellen, die der Stadtbus umfahren muss. Auch Informationen über kulturelle, gastronomische und touristische Angebote sollen über die App abrufbar sein.

24 Landkreise in Bayern nutzen die "Wohin-du-willst-App", darunter Garmisch-Partenkirchen und Miesbach. Sie kann kostenlos in den gängigen App-Stores heruntergeladen werden. Die Tickets können mit Kreditkarte, Paypal und anderen Funktionen bezahlt werden. Wie Lisa Wolf von der DB Regio Bus ausführte, dort zuständig für digitale Mobilitätsplattformen und neue Technologien, sei es das Ziel, die Bürger zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu motivieren, vor allem auf Busse. In Penzberg sei der ÖPNV aus ihrer Sicht sehr gut ausgebaut.

Peter Holzmann, Ordnungsamtsleiter und zuständig für die Stadtbus-Koordination, ist überzeugt, dass keine Kommune drumherum komme, die Mobilität im ländlichen Raum durch Digitalisierung zu verbessern. Vor allem, wenn die Verkehrswende erreicht werden solle. Als Nebeneffekt kann die Auswertung der App-Daten Auskunft darüber geben, welche Haltestellen oder Busverbindungen besonders genutzt werden. "Natürlich sind die Daten anonym", sagte Wolf. Verbesserungen oder der Ausbau der Stadtbus-Linien könnten so zielgerichtet vorgenommen werden, betonte Holzmann und fügte hinzu: "Pünktlichkeit ist wichtig für die Nutzer. Die lässt sich besser gewährleisten, wenn die Fahrgäste ihre Karten nicht mehr beim Busfahrer kaufen müssen, sondern bargeldlos."

Gleich auf sein Smartphone heruntergeladen hat Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) die App. "Die ist tatsächlich nicht unpraktisch", sagte er. Mit dem Angebot sei die Stadt gut aufgestellt. Das Ziel muss es sein, den Individualverkehr zu minimieren und somit die Innenstadt zu entlasten.

© SZ vom 03.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: