Verkehr in Wolfratshausen:Gefährliche Engstelle

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Die Gehsteige am Untermarkt sind für Fußgänger mit Kinderwägen, Rollator oder Rollstuhlfahrer streckenweise viel zu schmal. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gehsteige im Wolfratshauser Untermarkt sind viel zu schmal, im Juni ist dort ein Rentner mit Rollator gestürzt. Bei einer Verkehrsschau wurde nun eine Lösung gesucht. Die aber ist nach wie vor nicht in Sicht

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Für Fußgänger wird es an der Wolfratshauser Marktstraße an einigen Stellen richtig eng. Zu eng, wie sich Mitte Juni herausstellte, als ein Rentner vom Gehweg, der zu schmal für seinen Rollator war, auf die Straße stürzte und sich am Kopf verletzte. Kaum mehr als einen halben Meter Breite misst der Bürgersteig, der an den Hausnummern Untermarkt 36 bis 42 vorbeiführt - das reicht auch nicht für einen Kinderwagen. Der Grünen-Stadtrat Hans Schmidt hat den Unfall zum Anlass genommen, beim Staatlichen Bauamt Weilheim schriftlich eine Lösung zu fordern. Die ist allerdings nicht in Sicht.

Zwar wurde die Stelle bei einer Verkehrsschau vergangene Woche von Vertretern des Bauamts, der Stadt, des Landratsamts und der Polizei begutachtet. Wie Martin Herda vom Staatlichen Bauamt berichtet, gebe es aber kaum Möglichkeiten, die Sicherheit für Fußgänger dort zu verbessern. "Der Tenor war: Wir lassen es, wie es ist", fasst Herda das Ergebnis der Begutachtung zusammen. Denn die enge Straße mit den historischen Bauten biete einfach zu wenig Platz. "Der Bedarf, den man hätte, um Fahrbahn und Gehsteige regelkonform zu gestalten, ist bei Weitem nicht da", sagt Herda, der als Bereichsleiter im Weilheimer Amt für den Landkreis zuständig ist. Für eine Hauptverkehrsstraße wie die B 11, die durch den Wolfratshauser Markt führt, gelte eigentlich eine Fahrbahnbreite von mindestens 6,50 Metern, die Gehwege sollten jeweils 2,50 Meter breit sein. An der besagten Stelle im Untermarkt misst die Fahrbahn laut Herda jedoch nur 5,30 Meter, die Gehwege sind lediglich 60 und 70 Zentimeter schmal. Die Engstelle sei bereits beschildert. Zwar könnten auf der Straße zwei Autos gerade noch aneinander vorbeifahren. Ein Lkw aber müsse bei Gegenverkehr bereits anhalten.

Bürger weisen seit Jahren auf die Gefahrenstelle hin, das Thema wurde auch beim "Machbarkeits-Check" zur Umgestaltung der Marktstraße im Februar angesprochen, bei dem Behördenvertreter die Wünsche aus der Bürgerbeteiligung diskutierten. Weil dort ein Vertreter des Staatlichen Bauamts versprochen hatte, sich die Örtlichkeit anzusehen, hat Stadtrat Schmidt sich kürzlich schriftlich an die Behörde gewandt. "Seit Ihrem Versprechen, sich die Situation anzuschauen, sind fast vier Monate vergangen und ein Unfall ist passiert", schreibt er. Bei der Engstelle im Untermarkt sei "Gefahr in Verzug und dringendes Handeln angesagt". Der Stadtrat verweist auf die Neufassung der Straßenverkehrsordnung von 2014. Darin stehe zwar: "Die Flüssigkeit des Verkehrs ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhalten." Jedoch mit dem Zusatz: "Dabei geht die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor." Die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern habe also Priorität vor dem Fließen des Autoverkehrs, schließt Schmidt.

Herda sieht jedoch im nördlichen Untermarkt keinen Handlungsspielraum für seine Behörde. Den Autoverkehr dort auf nur eine Spur einzuschränken, komme nicht in Frage, erklärt er - "weil wir dann nicht mit dem Verkehrsaufkommen zurechtkommen würden". Eine Einbahnregelung würde laut Herda zu Staus führen, Rettungswägen kämen auf der Bundesstraße nicht mehr durch. "Wir müssen mit den Gegebenheiten leben, die wir haben", resümiert er. Für Fußgänger mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhlfahrer heißt das: an einer Absenkung des Gehsteigs vor der Engstelle auf die Straße ausweichen. "Im Normalfall wird das so gehandhabt", sagt Herda. Die Situation sei zwar "unschön". Aber das seien nun einmal die Gegebenheiten in der historischen Altstadt. "Wir können ja keine Häuser abreißen", sagt Herda. Die Polizei habe mitgeteilt, dass die Stelle kein Unfallschwerpunkt sei - der Sturz des Rentners im Juni sei nicht gemeldet worden, sagt Herda.

Eine abschließende Entscheidung ist aber noch nicht gefällt, demnächst soll es laut Herda ein weiteres Abstimmungsgespräch mit Vertretern von Stadt, Landratsamt und Polizei zum Thema geben. Er habe noch einmal in sein Regelwerk geschaut, erklärt der Bereichsleiter für Straßenbau. "Eventuell kann man zumindest auf einer Seite den Gehweg um 30 Zentimeter erweitern, damit man ihn mit Kinderwagen oder Rollstuhl passieren kann", sagt er. Das sei dann jedoch Aufgabe der Stadt, die für die Bürgersteige zuständig sei. Der Begegnungsverkehr auf der Straße müsse aber möglich bleiben. "Die Stadt ist für die Sicherheit ihrer Fußgänger verantwortlich", sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Die Stelle sei gefährlich, auch für viele Kinder, die die Musikschule und die Malschule "Klecks" in der Nähe besuchten. Nun müsse man die Stellungnahme des Staatlichen Bauamts abwarten, sagt Heilinglechner. Er sei sich aber sicher, dass die Stadt mit der Behörde eine Lösung finden werde. "Wenn wir es schaffen, zumindest auf einer Seite einen ordentlichen Gehweg zu bekommen, wird keiner mit den Kosten Probleme haben."

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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