Vergangener Charme:Früherer Zauber im Duett

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Hans Reiser kann viel vom alten Wolfratshausen erzählen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gollwitzer und Reiser zeigen das alte Wolfratshausen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das alte Wolfratshausen muss ein durchaus charmanter Ort gewesen sein. Beispielsweise konnte man dort in den frühen 50er Jahren im Winter abends auf der beleuchteten Eisfläche des Badeweihers Schlittschuhlaufen - zu den Klängen damals angesagter Schnulzen wie "Capri Fischer" oder "Addio Donna Grazia", die aus einem aufziehbaren Grammola-Plattenspieler tönten. Dazu gab es Glühwein, den ein russischer Eismeister zubereitet hatte. Die Veranstaltungen des 1953 gegründeten Eisclubs zogen bis zu 500 Zuschauer an, die Attraktion war ein Eisclown aus München. Nachlesen kann man das in Hans Reisers Buch "Sport nach dem Krieg in Wolfratshausen". Reiser, der gerade sein zweites Buch "Glück und Unglück san nah beinand" veröffentlicht hat, in dem er 150 Jahre seiner Familienchronik beleuchtet, kann jedenfalls viel vom alten Wolfratshausen erzählen.

Das tun auch die Postkarten, die der ehemalige Kulturreferent der Stadt Ludwig Gollwitzer gesammelt hat: Besonders zur Jahrhundertwende, sagt er, seien viele Postkarten aus Wolfratshausen verschickt worden, das damals mit der Isartalbahn und den Floßfahrten "ein richtiger Touristenmagnet" gewesen sei. Gut 250 Karten hat Gollwitzer in den vergangenen vier Jahren gesammelt "und lieben gelernt", wie er sagt. Denn es sind nicht nur die Bilder, sondern vor allem auch die Texte auf ihnen, die Geschichten erzählen. "Die Postkarten leben noch", sagt Gollwitzer.

Der Historische Verein Wolfratshausen führt Reiser und Gollwitzer nun zusammen, um das alte Wolfratshausen einen Abend lang lebendig werden zu lassen: "Geschichten aus Alt-Wolfratshausen" heißt die Veranstaltung, die am Donnerstag, 21. April, im Katholischen Pfarrheim stattfindet. Im Wechsel liest Reiser ausgewählte Kapitel seiner Bücher - allerdings nicht die Anekdote des Eisclubs - und Gollwitzer erläutert etwa 60 ausgewählte Postkarten, die der Historische Verein inzwischen digitalisiert hat und an die Wand projiziert. "Ein Heimatabend der besonderen Art", verspricht Krafft, den Heini Zapf und seine "Aufspielmusikanten" musikalisch ergänzen. Beginn ist um 19.30 (Einlass von 19 Uhr an). Karten kosten zehn Euro. Dauern soll das Ganze eineinhalb Stunden, obwohl Reiser und Gollwitzer viel länger erzählen könnten.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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