Veranstaltungen:Ausnahme für Trucker-, Harley- und US-Car-Treffen

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Das letzte US-Car-Treffen in Tölz hat 2019 stattgefunden. Sollte es die Pandemie erlauben, darf es nach Pfingsten wieder bis spätnachts gehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Tölzer Stadträte halten an langen Öffnungszeiten für "Jailhouse"-Veranstaltungen fest - sofern die Pandemie sie zulässt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Noch ist wegen Corona völlig unklar, ob Peter Frech seine Treffen für US-Car-Fans, Trucker und Liebhaber von Harley-Davidson-Motorrädern dieses Jahr im Tölzer Moraltpark überhaupt veranstalten kann. Sollte es die Pandemie-Lage jedoch zulassen, dann darf der Chef des "Jailhouse" mit den Öffnungszeiten von den Richtlinien der Stadt abweichen, die ihm sonst ein früheres Ende auferlegt hätten. Dies haben die Stadträte im Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschuss gegen die Stimme von Filiz Cetin (SPD) beschlossen. "Ich fände es schade, wenn wir diese Veranstaltungen wegen der Richtlinien nicht durchführen könnten", sagte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier. Alle drei Treffen bedienten zwar ein Nischenpublikum, würden aber mit ihrem Rahmenprogramm so aufbereitet, "dass sie allgemein gut angenommen werden".

Das Regelwerk der Stadt, das im Mai vorigen Jahres verabschiedet wurde, sieht vor, dass Veranstaltungen generell nur noch bis 23 Uhr erlaubt sind - ausnahmsweise auch bis Mitternacht, sofern der Kurausschuss oder der Bauausschuss des Stadtrats zugestimmt haben. Musik, respektive Lärm, darf es bloß bis 22 Uhr geben. Für die drei Events von Peter Frech gelten hingegen auch künftig die früher schon üblichen Öffnungszeiten. Das 9. US-Car-Treffen am Pfingstmontag und Dienstag, 24. und 25. Mai, ist demnach jeweils von 10 bis 2 Uhr geöffnet; Musik darf bis 23.30 Uhr gespielt werden. Dies gilt auch für das 5. Oberland Trucker-Treffen, das am Samstag und Sonntag, 11. und 12. September, geplant ist. Für das Harley Rock'n'Race vom 14. bis 16. August gilt: Am Freitag ist von 16 bis 24 Uhr offen, am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 24 Uhr. Das Musikprogramm ist an allen drei Tagen bis 23.30 Uhr genehmigt.

Sollten diese publikumsträchtigen Veranstaltungen trotz der Corona-Pandemie möglich sein, hat die stellvertretende Kurdirektorin keinen Zweifel daran, dass Frech sein Konzept an die aktuelle Pandemie-Lage anpassen wird, was die Zahl der Besucher und die Hygienemaßnahmen betrifft. "Es ist so, dass es selten eine so reibungslose Zusammenarbeit gibt wie mit Herrn Frech", berichtete Frey-Allgaier im Kurausschuss. So benachrichtige er unter anderem schon im Vorfeld die Anlieger, um mögliche Konflikte einzudämmen. Allerdings benötige er als Veranstalter eine gewisse Planungssicherheit. Dies unterstrich Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Man müsse ja nicht jedes Jahr für die gleichen drei Veranstaltungen eine neue Genehmigung erteilen, sagte er. Ohnehin habe Bad Tölz "nicht das Problem, dass wir partywütig sind".

Dem konnte sich Dorothea Bigos (Grüne) nur anschließen, die ein wenig wehmütig daran erinnerte, dass es in ihrer Jugendzeit einmal sieben Diskotheken in Bad Tölz gegeben hatte. Von der Kurstadt als Partymeile könne nun wirklich nicht die Rede sein, meinte sie. Deshalb begrüße sie es "total, was Peter Frech in Tölz für die Tölzer macht". Die drei Veranstaltungen hätten auch überregionale Strahlkraft. "Wir können uns nur die Finger bis zum Ellbogen abschlecken, dass wir Herrn Frech hier haben." Ähnlich äußerten sich Stadträtinnen der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG). Ulrike Bomhard sprach von einem "Glücksfall", Andrea Niedermaier verwies darauf, dass die Events eine "große Zugkraft" besäßen und Gäste anlockten, was auch für Hotels und Gaststätten wichtig sei. Auch Gabriele Frei (CSU) stellte sich "zu 100 Prozent" hinter die Ausnahmeregelung: "Sonst dodelt es total in Tölz", sagte sie.

Widerspruch kam von Filiz Cetin (SPD). Sie wolle das Ganze "nicht so locker flockig betrachten", betonte sie. Wenn der Stadtrat schon Richtlinien für Veranstaltungen beschlossen habe, könne man nicht "eine Ausnahme von der Ausnahme von der Ausnahme" machen. Im Übrigen gelte auch das Gleichbehandlungsprinzip.

Und noch etwas wandte Cetin ein: "Dass die Veranstaltungen bisher gut gelaufen sind, gibt uns keine Garantie, dass sie auch das nächste Mal gut laufen." Deshalb sollten die Anträge dafür jedes Jahr neu gestellt werden. Auch für Anton Mayer (CSU) fiele niemandem "ein Zacken aus der Krone, wenn alle Jahr wieder diese Anträge genehmigt werden". Schließlich könne ja auch "etwas Unvorhergesehenes auftreten, sodass man etwas erweitern oder verschärfen muss", gab er zu bedenken. Frech sei zweifelsohne ein guter Partner, aber einen Persilschein dürfe es nicht geben. Am Ende fügten die Stadträte auf Mayers Anregung in den Beschluss ein, dass neben dem Kurausschuss auch der Bauausschuss des Stadtrats das Plazet zum US-Car-, Trucker- und Harley-Treffen jedes Jahr ändern kann. Wenn nicht, bleibt er ohne neuen Antrag bestehen.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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