Sozialverband tagt am Samstag in Lenggries:"Altersarmut ist das Schlimmste"

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Marianne Estner leitet den VdK-Kreisverband mit 12.300 Mitgliedern. (Foto: Privat/oh)

Die VdK-Kreisvorsitzende Marianne Estner sieht den VdK zunehmend vor großen Aufgaben.

Interview von Arnold Zimprich, Bad Tölz/Lenggries

Der Sozialverband VdK Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach hat am Samstag eine Versammlung, an der auch die Landesvorsitzende Ulrike Mascher teilnimmt. Mit den Vertretern der 28 Ortsverbände (rund 12.300 Mitglieder) blickt er zurück auf die vergangenen fünf Jahre und wählt einen neuen Kreisvorstand. Die SZ fragte die Kreisvorsitzende Marianne Estner nach den drängendsten Aufgaben.

SZ: Wo sehen Sie als Sozialverband die größten Herausforderungen angesichts der aktuellen Krisen?

Marianne Estner: Die größte Herausforderung an die Regierung wird sein, die Leute, die eh schon am untersten Limit leben, vor dem Erfrieren und Verhungern im nächsten Winter zu schützen.

Das hört sich krass an, aber es wird offenbar immer mehr Menschen geben, die auf der Straße leben, weil sie sich angesichts der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise keine Wohnung und kein Essen mehr leisten können.

Und das in einem der reichsten Länder Europas.

Oft ist die Rede davon, wir im Oberland lebten in einem Wohlstandsparadies". Wird Armut bei uns übersehen?

Die Armut ist allgegenwärtig. Wenn wir von einem Wohlstandsparadies reden , dann denken wir zum Beispiel als Erstes an das Tegernseer Tal. Gerade dort gibt es mehr arme als reiche Menschen. Natürlich sitzen die nicht auf der Straße, um zu betteln, aber der Andrang bei den Tafeln oder die Beihilfegesuche bei den Sozialverbänden wie beim VdK oder anderen Wohlfahrtsorganisationen wird immer mehr. Und wenn man da an die künftigen Energieabrechnungen denkt, sieht es sehr düster aus.

Welche Rolle spielt Altersarmut?

Altersarmut ist das Schlimmste für einen Menschen, der zum Beispiel ein Leben lang gearbeitet hat und sich heute nicht mal mehr eine warme Wohnung leisten kann. Dazu kommt noch die verschämte Armut, die Leute schämen sich wegen ihrer unverschuldeten Armut und ziehen sich in ein Schneckenhaus zurück, aus dem sie nie mehr herauskommen.

Am Wochenende läuft Ihre Spendenaktion "Helft Wunden heilen" an. Wie erleben Sie die Spendenbereitschaft generell?

Gerade auf dem Land ist die Spendenbereitschaft noch sehr gut. Das Problem ist eher, noch Sammler zu finden, die von Tür zu Tür gehen. Das liegt nicht jedem. Es wurden daher in vielen Ortsverbänden die sogenannten Sammlerbriefe mit Überweisungen in den Briefkästen verteilt. Da gingen auch sehr viele Spenden ein, um die sozial Schwachen zu unterstützen.

Mal angenommen, ich möchte arme Menschen im Landkreis unterstützen. Wie kommt meine Hilfe am effektivsten an?

Der VdK unterstützt über den Kreisverband und die Ortsverbände Mitglieder und Nichtmitglieder über Beihilfeanträge. Es gibt in allen Landkreisen verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen, die sich ebenfalls um Bedürftige kümmern.

Samstag, 15. Oktober, 9 Uhr, Arabella Hotel, Lenggries. www.vdk.de/kv-bad-toelz

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