Variante einer Kulturreihe:"Mariandl" goes Altenheim

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Zuvor Gastgeber der "Kultur im Keller", jetzt Kulturbeauftragter der Gemeinde: Karl-Otto Saur. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der neue Schäftlarner Gemeinderat Karl-Otto Saur ist Ideengeber

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Das Bedauern vieler Kulturliebhaber war groß, als sie im Frühjahr die Nachricht vernahmen, dass die Veranstaltungsreihe "Kultur im Keller" im Ebenhauser "Mariandl" ein Ende nehmen würde und als sie dies im Oktober schließlich auch tat. Umso glücklicher dürfte dieses Publikum nun sein, da Karl-Otto Saur, 20 Jahre lang Veranstalter und Gastgeber der Kulturreihe, in seiner neuen Funktion als SPD-Gemeinderat und Kulturbeauftragter nicht ruht. Am Mittwoch kündigte er im Gemeinderat an, dass "Kultur im Keller" in anderer Form wieder aufgenommen werde: als monatliche Veranstaltung im Ebenhauser Alten- und Pflegeheim. "Fernsehen, Filme, Literatur, Musik, mehr Erinnerung als Zukunft", sollen laut Saur auf dem Programm der neuen Reihe stehen, die Anfang 2019 startet.

Der Leiter des Altenheims, Wilfried Bogner, war von dieser Idee sofort begeistert. Geht es nach ihm, soll die Kulturreihe den Verbund zwischen Heimbewohnern und Bürgern aus dem Ort festigen, Schwellenängste abbauen. "Wie verstehen unser Haus als Ort der Begegnung und Teil des Gemeinwesens", so Bogner. Dieser ist künftig für die Organisation der Reihe zuständig, Saur kümmert sich um deren Inhalte. Zur Premiere, so viel verrät Saur bereits, soll der Dokumentarfilm "Kulenkampffs Schuhe" gezeigt werden. Laut dem 74-Jährigen "ein wunderbarer Film", der die goldenen Zeiten des Fernsehens porträtiert, in denen die Familie samstagabends im Wohnzimmer saß und sich auf Shows wie "Einer wird gewinnen" mit Hans-Joachim Kulenkampff oder auf die "Peter-Alexander-Show" freute. Zugleich ist der Film ein Zeugnis dafür, wie die Kriegs- und Nachkriegsgeneration mit dem Erlebten und der eigenen Rolle während des Naziregimes umging. "Ich hätte auch etwas Harmonischeres auswählen können", sagt Saur, "aber ich will durchaus weiterhin wagen, den Leuten mit Nazi-Themen auf die Nerven zu gehen."

Die Reihe im Altenheim soll der "Kultur im Keller" ähneln. Teilweise will Saur Themen wieder aufgreifen, die dort schon behandelt wurden, etwa erneut den Zweiteiler "Die blassblaue Frauenschrift" mit Friedrich von Thun zeigen. Daneben soll Musikern und Kulturschaffenden aus der Gemeinde eine Bühne geboten werden. "Es wird ein bisschen sein wie im Keller. Was mich interessiert, interessiert vielleicht auch die anderen", erklärt Saur seine Herangehensweise. Er wolle versuchen, das Publikum im Altenheim "sentimental" durch Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte in Deutschland anzusprechen. Die Veranstaltungen werden aus Rücksicht auf die Bewohner, anders als bei "Kultur im Keller", nachmittags stattfinden.

Saur hatte die Reihe "Kultur im Keller" im ehemaligen Ebenhauser Kellerlokal "Mariandl" wegen seines Alters eingestellt. In seiner neuen Rolle als Kulturbeauftragter der Gemeinde will der ehemalige SZ-Redakteur und Leiter des Spiegel-Kulturressorts jedoch weiterhin Spuren im Ort hinterlassen: "Ich will kein Kulturbeauftragter sein, der nichts macht." Regelmäßige Treffen der Kulturschaffenden aus der Gemeinde zu organisieren, sei eine weitere Idee, deren Umsetzung er anstrebe. Saur war infolge des Tods von Hans-Jürgen Heinrich im Juli als SPD-Vertreter in den Schäftlarner Gemeinderat nachgerückt.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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