"Ungewöhnliche Wege":Entlastung mit der kleinen Runde

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Penzberg will am Knotenpunkt zwischen Bichler Straße und Karlstraße einen Kreisverkehr errichten. Weil sein Durchmesser unter dem üblichen Maß liegen soll, ist die Planung ein Pilotprojekt für Stadt und Straßenbaubehörde

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Kaum hat der Penzberger Stadtrat zwölf Projekte ausgesucht, die mit höchster Priorität vorangetrieben werden sollen, geht es an die Umsetzung. Mit Nachdruck will das Rathaus einen Kreisverkehr am Knotenpunkt zwischen Bichler Straße und Karlstraße realisieren. Ein Fachbüro wurde bereits mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Man warte auf die Rückmeldung zur Höhe der Planungskosten, sagte Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann bei der Vorstellung des Projekts. Die Aufgabe der Experten wird es sein, zu prüfen, ob ein Kreisel mit einem geringeren Durchmesser als üblich an dieser Stelle gebaut werden kann. Das Staatliche Bauamt Weilheim, in dessen Zuständigkeit die Bichler Straße und in Fortführung die Karlstraße als Staatsstraße fällt, will das Pilotprojekt gemeinsam mit der Stadt durchführen.

Üblicherweise hätten Kreisverkehre außerhalb geschlossener Ortschaften einen 40-Meter-Durchmesser mit vier Ästen, sagte Andreas Lenker, Abteilungsleiter für den Landkreis Weilheim-Schongau im Straßenbauamt. Sollte die Befahrbarkeit sichergestellt sein, könnte man sich jedoch im Staatlichen Bauamt auch einen kleineren Kreisel vorstellen. "Etwas mit 35 oder 30 Metern im Durchschnitt", sagte Lenker. Nicht infrage komme hingegen ein Mini-Kreisel wie am Amortplatz in Bad Tölz. Auch bestehe das Staatliche Bauamt darauf, dass die Mittelinsel des neuen Kreisverkehrs nicht von Fahrzeugen "überfahrbar" sein dürfe - auch im Gegensatz zum Tölzer Innenstadtkreisel. "Es muss gewährleistet sein, dass bei den drei Ästen Busse und Lastwagen komplett durchkommen", so Lenker. Fußgänger und Radfahrer müssten ebenfalls gefahrlos den neuen Kreisel nutzen können.

Das Planungsbüro hat die Stadt Penzberg in Absprache mit dem Staatlichen Bauamt ausgewählt. Ansonsten ist die Weilheimer Behörde außen vor. Sie würde das Projekt selbst übernehmen, wenn es sich bei dem Knotenpunkt um einen Unfallschwerpunkt handeln würde, sagte Holzmann. Lenker ergänzte: "Es geht hier um städtische Zwänge." Damit ist die hölzerne Sichtschutzwand an der Abzweigung der Bichler Straße gemeint. Sie steht etwa seit einem Jahr. Aufgestellt wurde sie auf Bitten der Penzberger Polizei. Die Unfallkommission im Landkreis Weilheim-Schongau stufte die kleine Kreuzung als "unfallauffällig" ein. Um sie zu entschärfen, wurde die Bretterwand aufgestellt, die Autofahrer dazu animieren soll, langsam in die vorfahrtsberechtigte Staatsstraße einzubiegen. Die Unfälle seien seitdem tatsächlich zurückgegangen, sagte Sachgebietsleiter Martin Dondl vom Staatlichen Bauamt. 2016 gab es acht Unfälle mit insgesamt einem Schwerverletzten und zwei Leichtverletzten. Im Jahr darauf ereigneten sich am Knotenpunkt sieben Unfälle mit insgesamt zwei Leichtverletzten. 2018 waren es nur noch drei Unfälle mit insgesamt zwei leicht verletzen Personen.

Trotz der positiven Auswirkung erfreut sich die Sichtschutzwand keiner hohen Akzeptanz bei den Penzbergern. Das liegt vor allem darin begründet, dass für Linksabbieger aus der Karlstraße Fußgänger auf der Verkehrsinsel, auf der die Sichtschutzwand steht, erst in letzter Sekunde zu sehen sind. Außerhalb Penzbergs habe sich eine solche Sichtschutzwand an der B 472 bei Sindelsdorf bewährt, betonte Dondl. "Wir brauchen eine andere Lösung", forderte Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Der Verkehr insgesamt möge an dieser Stelle sicherer geworden sein, "flüssiger ist er dadurch allerdings nicht", so Zehetner. Zu Stoßzeiten stauten sich auf den drei Ästen am Knotenpunkt die Autos. Eine Ampel dort könne nicht die Lösung sein. "Deshalb wollen wir einen Kreisverkehr prüfen lassen, der in die Privatgrundstücke dort nicht eingreift", erklärte die Bürgermeisterin.

Schon 2011, als der Rewe-Markt auf dem Gelände des ehemaligen FC-Fußballplatzes errichtet wurde, sei der Bau eines Kreisverkehrs geprüft worden, betonte Holzmann. Damals hätten jedoch die hohen Kosten gegen diese Lösung gesprochen. Der Säubach hätte teilweise überbaut, Straßen verlegt werden müssen. Mit einem "kleineren Kreisverkehr" wäre dies hingegen nicht nötig.

Wie hoch die Kosten für das Vorhaben sein werden, steht nicht fest. Die Stadt Penzberg muss sowohl die Planung als auch den Bau selbst schultern. Dennoch hofft Zehetner auf einen finanziellen Zuschuss vom Freistaat und ist dafür bereit, auch "ungewöhnliche Wege" zu gehen, wie sie sagt. In den kommenden Tagen sollen die Kosten für die Machbarkeitsstudie vorliegen. In der Stadtratssitzung wird Holzmann voraussichtlich darüber informieren. "Die Unterlagen sind seit einer Woche im Fachbüro." Die Verwaltung werde sie mit Nachdruck anfordern.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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