Umbau am Marktplatz:Neue Perspektiven für Wolfratshausen

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Das Pfarrzentrum Sankt Andreas am Marktplatz wird umgebaut und schafft damit ein anregendes Konzept für die Wolfratshausener Innenstadt.

Bernhard Lohr

Bauarbeiter haben dieser Tage mit einer komplizierten Operation im Herzen von Wolfratshausen begonnen. Das Pfarrzentrum Sankt Andreas, direkt hinter der Kirche, wird umgebaut, saniert und in Teilen neu errichtet. In dem Zusammenhang wird das Außengelände der Kirche neu konzipiert. Es entsteht ein Platz, Aufgänge sind in der Hanglage geplant und Plattformen, von denen sich neue Perspektiven auf die Stadt ergeben. Aus Sicht von Architekt Michael Gaenßler würde das Ganze abgerundet, wenn sich auch am Marienplatz vor der Kirche etwas tun würde.

Es wird geschuftet am Marktplatz: Bauarbeiten bei St. Andreas. (Foto: WOR)

Bei dem Projekt geht es nicht nur um ein neues Pfarrheim, sondern an zentraler Stelle um eine Aufwertung der Altstadt. Derzeit ist an den Abbrucharbeiten zu beobachten, wie sehr es in die alte, zum Teil marode Bausubstanz eingreift. Hinter dem Sparkassengebäude wird der dreistöckige Anbau Richtung Hang abgerissen, ein altes Taubenhaus dahinter ist bereits verschwunden, Garagen ebenso. Wie Architekt Gaenßler erläutert, wird der Andreassaal abgerissen, und der die Kirche wie ein U einfassende Komplex nach Norden zu einem L aufgebrochen. Der aktuell von der Seite des Humplbräu über Treppen zu erreichende Hinterhof der Kirche werde auf "historisches" Straßenniveau gebracht und künftig als 300 Quadratmeter großer Platz aufgewertet.

Das zentrale Element des neuen Pfarrzentrums wird der 150 Quadratmeter große Andreassaal sein, an den eine Terrasse in Richtung Hang anschließt. Er entsteht an Stelle der alten Garagen vom alten Saal aus gesehen etwas nach Norden versetzt. In dem an den Saal anschließenden Bau - der Verbindung zum Altbau - ist ein abtrennbarer kleiner Saal mit Teeküche vorgesehen, dazu zwei Gruppenräume. Der Altbau wird ebenfalls umstrukturiert. Dort wird es auf Platzhöhe zugänglich einen größeren Gruppenraum geben. Pfarrhaus und -büro werden umstrukturiert. Kommendes Jahr werden beide für die Zeit der Bauarbeiten ausgelagert. Gaenßler sagt, insgesamt sei das eine anspruchsvolle Baustelle, die viele Schwierigkeiten berge. Der Hang muss gesichert werden und die Statik der Gebäude ist zu beachten. Diese werde durch den Abriss des alten Saals verändert. Zusätzlich erschwere die Arbeit der unsichere Untergrund, zum Teil aus Bauschutt, der in früheren Zeiten angehäuft wurde. Wenn man in den Hang hineingrabe, werde es kritisch. So ist vorgesehen, im Untergeschoss des Pfarrhauses bis zu 15 Meter lange "Anker" in den Hang hineinzutreiben, um dieses zu stabilisieren.

Architektonisch setzen sich die neuen Baukörper von dem alten, verputzen, geweißten Gebäuden deutlich durch eine Nagelfluh-Natursteinfassade und ein begrüntes Flachdach ab. Gaenßler erwartet sich dadurch eine Wirkung, als würden das Pfarrzentrum aus dem Berghang herauswachsen. Die aktuell noch hinter dem alten Andreassaal verlaufende Treppe am Berghang, die zum Rilke-Haus hochführt, in dem der Dichter einen Sommer verbrachte, soll in das Zentrum des neuen Ensembles rücken. Zwischen Alt- und Neubau wird sie auf dem Platz enden. Die Gebäude werden barrierefrei gestaltet. Im Altbau ist ein Aufzug geplant, durch eine Verbindung zum Neubau kann man dann auch dort ins Obergeschoss gelangen. Das Investitionsvolumen für das Projekt liegt bei 4,6 Millionen Euro. Rund 500000 Euro muss die Pfarrei selbst tragen.

Aus Sicht von Architekt Gaenßler kann sich durch das Pfarrheim-Projekt in der Stadtgestaltung etwas entwickeln. Schön wäre es, wenn die Stadt dies zum Anlass nähme, den Marienplatz vor der Kirche umzugestalten. Dieser sei mit Trafohäuschen, Abfalleimern, Mäuerchen und Bänken übermöbliert. "Schade", findet das Gaenßler bei so einem zentralen Ort, direkt gegenüber dem Rathaus.

© SZ vom 18.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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