Jubiläum in Geretsried:Spagat zwischen Breiten- und Spitzensport

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Hoch hinaus geht es beim TuS Geretsried, der sogar eine eigene Hochsprunganlage hat. (Foto: Hartmut Pöstges)

30 Personen haben den TuS Geretsried vor 75 Jahren gegründet, der heute mit um die 2500 Mitgliedern der größte Verein der Stadt ist. Ein Überblick zum sportlichen Auf und Ab in der Historie.

Von Benjamin Engel, Geretsried

"Wer nach Geretsried kommt und nach Bewegung außer im Wasser sucht, ist beim TuS richtig." So beschreibt der Vorsitzende Mirko Naumann, was den größten Verein der bevölkerungsreichsten Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ausmacht. Heute sind in zwölf Abteilungen von der Leichtathletik bis zum Ultimate Frisbee um die 2500 Mitglieder organisiert. Damit hat sich der Turn- und Sportverein - dafür steht die Abkürzung TuS - in 75 Jahren weit entwickelt und immer wieder neu gruppiert. Als 30 Personen vor einem Dreivierteljahrhundert (am 12. April 1949) den Verein gründeten, hat die Entwicklung begonnen. Damit ist der TuS Geretsried sogar fast ein ganzes Jahr älter als die Kommune, in der dieser angesiedelt ist.

Der Geretsrieder Stadtlauf ist die größten Einzelveranstaltung des TuS. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Diese Breite macht den TuS aus"

Entsprechend improvisiert waren die Anfänge. Die in der als erster Abteilung organisierten Fußballer spielten anfangs auf einer Wiese an der Tattenkofener Straße. Wer sich beim Sport waschen wollte, musste zur nahegelegenen Kiesgrube oder zehn Minuten zum Caritas-Altenheim gehen. Die Einrichtung stellte dafür ihre Duschen bereit. Erst zwei Jahre später - am 5. Mai 1951 - gründeten die Turner eine eigene Abteilung im Verein. Die ist laut dem aktuellen Vorsitzenden Naumann mit tausend Personen die zahlenmäßig größte des TuS - und damit seinen Worten nach beispielhaft für den Charakter des Multispartenvereins. Unter ihrem Dach seien unterschiedliche Gruppe von der Selbstverteidigung, dem Reha-Sport, Zumba oder Tanzen aktiv. "Diese Breite macht den TuS aus", so Naumann. Mit den Sportgruppen für Eltern und Kinder könne der Verein die Basis legen, um Familien und den Nachwuchs schon früh zu binden.

Natürlich wird im TuS auch Fußball gespielt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach nur wenigen Jahren musste der TuS allerdings die erste Zäsur verkraften, als der Gründungsvorsitzende Kurt Feuser 1953 tödlich verunglückte. Ein Jahr darauf wählten die Mitglieder Hans Adamek an die Spitze. An dieser Position blieb er zwei Jahrzehnte. In seiner Amtszeit entstand das 1966 eröffnete Isaraustadion. Zum Freundschaftsspiel kam damals die Bundesliga-Mannschaft des FC Bayern München - einer der Höhepunkte in der Historie des TuS, wie Naumann sagt. Im selben Jahr zogen die Eishockeyspieler des TuS mit ihrer Natureisbahn auf den heutigen Festplatz an der Jahnstraße um. Das inzwischen modernisierte Stadion mit Kunsteis wurde 1973 fertiggestellt.

Die Eishockey-Damen waren in den 1990er-Jahren sogar Deutscher Meister

Wer bei Eishockey nur an die im Jahr 2006 ausgegründeten ESC River Rats denkt, blendet die teils sehr erfolgreiche Vergangenheit der Sportart unter dem Dach des TuS aus. Eine eigene Abteilung dafür bildete sich im Jahr 1959. Das Männer-Team gewann die Deutsche Oberligameisterschaft, spielte in den 1980er-Jahren in der Zweiten Eishockey-Bundesliga. Die Damen-Mannschaft "Moskitos" durfte in der Saison 1993/1994 die Deutsche Meisterschaft feiern.

"Es ist ein Spagat für einen Verein, sich zwischen hochklassigem Spitzen- und Breitensport zu organisieren", sagt der Vorsitzende Naumann. Die Basis, dass dies mit allen sportlichen Erfolgshöhen und -tiefen funktionieren konnte, habe die frühe Professionalisierung gelegt. So habe der Verein früh eine Geschäftsstelle mit einem Geschäftsführer eingerichtet. Weitere Stabilität hätten die langjährigen Amtsperioden der Vorsitzenden gegeben, so Naumann. Ehrenvorsitzender ist Gerd Münster, der 14 Jahre lang an der TuS-Spitze stand.

Das Isaraustadion in Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wie sehr die Infrastruktur das Auf und Ab sportlicher Aktivitäten prägt, zeigen die Frauen-Länderkämpfe Deutschland-Frankreich und Deutschland-Rumänien, welche die Leichtathletik-Abteilung in den 1960er- und 1970er-Jahren für das Geretsrieder Isaraustadion gewinnen konnte. Die zur Stadioneröffnung moderne Aschenbahn sei wenig später durch den aufkommenden Tartanbelag abgelöst worden, so Naumann. Damit war die Sportstätte für Spitzensport auf einmal weniger gefragt, so Naumann. Bis der TuS durch Modernisierung habe nachziehen können, dauerte es.

Die neueste Abteilung ist Ultimate Frisbee

Dass die Stadt Geretsried stets eng und gut mit dem TuS zusammenarbeite, betont Naumann. Das zeige sich etwa daran, dass Bürgermeister Michael Müller (CSU) beim Stadtlauf - der größten Einzelveranstaltung des TuS - vom Startschuss bis zum Zieleinlauf immer präsent sei. Die Veranstaltung am 5. Mai wird genauso unter dem diesjährigen Jubiläumsmotto stehen wie das auf drei Tage erweiterte Festwochenende vom 21. bis zum 23. Juni. Auf den Festumzug am Freitag ab 17 Uhr folgen laut TuS-Homepage samstags Sportturniere im Stadion von Fuß- und Beachvolleyball bis zu Ultimate Frisbee, der jüngsten Abteilung des TuS. Darin geht es darum, eine Frisbeescheibe bis in die Endzone des Gegners zu bringen und so zu punkten. Erst heuer ist das Indoor-Mixed-Team Deutscher Meister geworden.

Ultimate Frisbee wird ebenfalls in dem Geretsrieder Verein angeboten. (Foto: Manfred Neubauer)

Zum Abschluss des Festwochenendes im Juni stellen sich am Sonntag alle im TuS Geretsried organisierten 40 Sportarten vor. Das nähere Programm will der Verein bei einem Empfang allein für geladene Gäste am Tag der Gründung vor genau 75 Jahren an diesem Freitag vorstellen.

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