Wolfratshausen:Keime im Trinkwasserschutzgebiet alarmieren Behörden

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Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt nehmen die Verunreinigungen im Revisionsschacht "sehr, sehr ernst" und schalten die Staatsanwaltschaft ein. Das Trinkwasser soll laut Stadtwerke nicht betroffen sein.

Von Isabel Meixner

Der Golfplatz Bergkramerhof liegt im Wasserschutzgebiet der Stadt Wolfratshausen. Im dortigen Kontrollschacht wurde die Verunreinigung gemessen. Woher sie kommt, ist noch nicht geklärt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim und das Landratsamt haben im Wasserschutzgebiet der Stadt Wolfratshausen Verunreinigungen festgestellt, die möglicherweise auf illegal eingeleitetes Abwasser zurückzuführen sind. Die Probe wurde im Revisionsschacht auf dem Gelände des Bergkramerhofs genommen. Wo die Keime herkommen, ist laut Roland Kriegsch, Leiter des Wasserwirtschaftsamts, noch nicht geklärt, ebenso wenig, welcher Art die Verunreinigung ist. Mit Verweis unter anderem auf die Stickstoffparameter sagt Kriegsch: "Es liegt der Verdacht nah, dass es sich um häusliches Abwasser handelt." Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen hat inzwischen die Staatsanwaltschaft München II schriftlich über den Befund informiert. Das Schreiben lag der Ermittlungsbehörde am gestrigen Montag jedoch noch nicht vor.

Wie Jürgen Moritz, Leiter der Stadtwerke, bestätigt, wurden am Bergkramerhof Einleitungen festgestellt, die offenbar nicht genehmigt sind. Das Wolfratshauser Trinkwasser sei von der Verunreinigung nicht betroffen. Zwar werde es nach dem kürzlichen Fund coliformer Bakterien weiterhin gechlort, doch handele es sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme; der Befund des Wasserwirtschaftsamts am Bergkramerhof stehe nicht im Zusammenhang mit der Verunreinigung des Tiefbrunnens vor zwei Wochen.

In dem Kontrollschacht am Bergkramerhof verlaufen drei Rohre, an die ein mittlerweile stillgelegter Gutshof und der Golfclub Bergkramerhof angeschlossen sind. Für Josef Hingerl, Geschäftsführer des Golfclubs, ist es "absolut ausgeschlossen", dass die Verschmutzung von der Anlage ausgeht. Restaurant und Klubhaus seien an die Kanalisation angeschlossen, und an dem Abfluss der zwei Waschstellen, an denen Schläger und Bälle gereinigt werden können, seien keine Keime gemessen worden: "Von der Golfanlage geht keinerlei Gefahr aus." Die zwei anderen Rohre, die im Revisionsschacht verlegt sind, führen laut Hingerl zum Gutshof, in dem bis vor ein paar Jahren noch Kühe gehalten wurden - in einem davon ist Hingerl zufolge die Verunreinigung gemessen worden. "Vielleicht hat man da einen Kübel ausgeschüttet", mutmaßt Hingerl.

Der Geschäftsführer des Golfclubs regt sich in dem Zusammenhang über eine Äußerung des Leiters des Gesundheitsamts, Franz Hartmann, auf: Der hatte in einem Zeitungsbericht gemutmaßt, die Verunreinigungen könnten von Düngemitteln und benzinbetriebenen Rasenmähern herrühren. Für Josef Hingerl ist das "starker Tobak", er spricht von rufschädigendem Verhalten dem Golfclub gegenüber: Es seien Spuren von häuslichem Abwasser und keine Pestizide oder Öle festgestellt worden.

Das Wasserwirtschaftsamt nimmt die Ergebnisse am Bergkramerhof laut Roland Kriegsch "sehr, sehr ernst". Die Behörden arbeiteten intensiv daran, die Ursache für die Verunreinigung "so schnell wie möglich" aufzuklären. Die Messwerte der aktuellen Untersuchungen erwartet Kriegsch spätestens übernächste Woche. Ob Verschmutzungen im Wasserschutzgebiet überhaupt durch die verschiedenen Erdschichten in den Brunnen in 100 Meter Tiefe gelange, sei unter Experten umstritten, sagt Jürgen Moritz, Leiter der Stadtwerke Wolfratshausen.

Die Stadtwerke Wolfratshausen haben mittlerweile sieben Proben genommen, nachdem vor zwei Wochen coliforme Bakterien im Trinkwasser festgestellt worden waren. "Ich betone, dass bereits die zweite Probe keimfrei war", sagt Moritz. Die Ursache der Verunreinigung steht noch nicht fest, einen Zusammenhang mit dem Befund am Bergkramerhof schließt er aus. Das Wasser, das aus der Leitung komme, sei hygienisch einwandfrei und könne ohne Abkochen getrunken werden.

Bereits vor einem Jahr musste das Wolfratshauser Trinkwasser gechlort werden. Damals hatten sich nach einem Pumpentausch Keime im Tiefbrunnen befunden. Laut Jürgen Moritz überlegen die Stadtwerke, das Wasser wie in der Gemeinde Königsdorf mit UV zu bestrahlen - auch wenn das bisher nicht nötig gewesen sei: "Wir haben einwandfreies Wasser."

© SZ vom 30.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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