Tourismusziel Walchensee:Aussterbende Betriebe

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Am Walchensee stehen der Schwaigerhof und das Hotel Einsiedl leer. Gastronomie-Besitzer tun sich hier wie überall schwer, Nachfolger zu finden

Von Benjamin Engel, Walchensee

Warum Tourismusbetriebe am Walchensee leer stehen, obwohl der Besucherandrang in der Pandemie stark gewachsen ist, scheint unverständlich. Beim Schwaigerhof und dem Hotel Einsiedl lässt sich jedoch ein vergleichbares Muster erkennen, woran das liegen könnte. Beide Häuser stehen schon seit einigen Jahren leer. Ihre Besitzer sind während jahrzehntelangen Betriebs alt geworden, notwendige Modernisierungen sind ausgeblieben. Nachfolger aus der Familie gab es nicht. Damit mag auch ein gewisses Maß an Überforderung einhergegangen sein. So erschien die Geschäftsaufgabe als fast schon logische Folge.

Der Schwaigerhof steht leer. (Foto: Manfred Neubauer)

Beim Schwaigerhof vollzog sich das alles andere als freiwillig. Erst starb 2016 der Sohn des Inhaberpaars, der das Haus weiterführen sollte. In der Folge kam es wiederholt zu teils gravierenden Hygieneverstößen. Kontrolleure des Landratsamts entdeckten vergammelte Lebensmittel. Das Wirtepaar öffnete sein Restaurant weiter, auch wenn die Konzession nur noch den Betrieb als Hotel garni erlaubte - also nur mit Übernachtungen, Frühstück, Getränken und allenfalls kleinen Speisen. Das Landratsamt erließ Bußgeldbescheide. Am Wolfratshauser Amtsgericht wurde die Wirtin erst zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Mitte 2019 sprach das Gericht ein dreijähriges Berufsverbot gegen die damals 79-Jährige aus.

Wenig Hoffnung auf Neubelebung: das Hotel Einsiedl. (Foto: Manfred Neubauer)

Schon damals hatte die Inhaberin des Hotels vor Gericht von Verkaufsabsichten gesprochen. Ihr Ehemann tat sich ihrer Aussage nach allerdings schwer, sich von seinem Betrieb zu trennen. 1990 hatte das Inhaberehepaar den Schwaigerhof übernommen und aufgebaut. Laut dem Kochler Tourismus-Chef Daniel Weickel ist das Ehepaar inzwischen gestorben, das Hotel verkauft.

Ein wenig südlicher am Walchensee, in Einsiedl, steht das gleichnamige Hotel schon drei, vier Jahre lang leer. Inhaber Peter Rumiz ist im vergangenen Januar im Alter von 86 Jahren gestorben. Seine Witwe Erika Rumiz ist inzwischen 83 Jahre alt. Keines ihrer drei Kinder habe den Betrieb dauerhaft übernehmen wollen, sagt sie auf Nachfrage. "Die haben alle ihren Beruf." Personal für die Gastronomie zu finden sei sowieso schon schwierig gewesen. Dies mache die jetzige Pandemie nicht leichter. "Ich bin froh, nicht offen zu haben", sagt Erika Rumiz.

Vor Jahrzehnten hatten Peter und Erika Rumiz das Hotel am Walchensee gekauft und umgebaut. Wenn man so will, sind beide in Rente gegangen und haben ihr Haus mangels Nachfrage zugesperrt. "Trotzdem gibt es noch so viel Arbeit, dass ich das gar nicht alleine machen kann", sagt Erika Rumiz.

© SZ vom 24.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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